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Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten

Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten

Titel: Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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jeder seiner Reaktionen mehr und mehr Form an. Sie schätzte es als Glück ein, hier zu sein und den Tleilaxu-Meister in geheiligter Umgebung studieren zu können. Sogar die Sandkörner, über die Waffs Füße schritten, erzeugten in ihm Verhaltensweisen, die zu entschlüsseln man Odrade gelehrt hatte.
    Wir hätten es uns eigentlich denken sollen, dachte Odrade. Die Manipulationen unserer Missionaria Protectiva hätten uns sagen müssen, wie die Tleilaxu dazu gekommen sind. Sie haben sich von der Außenwelt abgekapselt und seit Jahrtausenden jedes Eindringen von außen erfolgreich verhindert.
    Dem Anschein nach hatten sie die Struktur der Bene Gesserit nicht übernommen. Und welche andere Kraft sonst konnte dergleichen verwirklichen? Natürlich eine Religion. Der Große Glaube!
    Es sei denn, sie setzen ihr Ghola-System für eine Art Unsterblichkeit ein.
    Taraza konnte richtig liegen. Reinkarnierte Tleilaxu-Meister konnten Ehrwürdigen Müttern nicht ähnlich sein – sie besaßen keine Weitergehenden Erinnerungen, sondern nur persönliche. Aber solche, die weit zurückreichten! Faszinierend!
    Odrade warf einen Blick auf Waffs Rücken. Ausdauer. An ihm wirkte es ganz natürlich. Ihr fiel ein, daß er Sheeana ›Alyama‹ nannte. Noch ein beweiskräftiger linguistischer Einblick in Waffs Großen Glauben. Es bedeutete ›die Gesegnete‹. Die Tleilaxu hatten eine alte Sprache nicht nur bewahrt, sondern sogar unverändert am Leben erhalten.
    Wußte Waff nicht, daß nur mächtige Kräfte – etwa religiöse – dies taten?
    Wir haben die Wurzeln deiner Besessenheit im Griff, Waff! Sie ist manch einer, die wir selbst hervorgerufen haben, nicht unähnlich. Wir wissen, wie man Dinge dieser Art für unsere eigenen Ziele manipuliert!
    Tarazas Botschaft brannte noch immer klar in ihrem Geist: »Der Tleilaxu-Plan ist durchsichtig: An die Macht kommen! Das Universum der Menschen muß zu einem Tleilaxu-Universum werden. Ohne die Hilfe der Diaspora hatten sie keine Chance, dieses Ziel jemals zu erreichen. Ergo?«
    Die Theorie der Mutter Oberin hatte etwas für sich. Sogar die oppositionellen Kräfte innerhalb der Auseinandersetzung, die die Schwesternschaft zu spalten drohte, waren ihrer Meinung. Aber der Gedanke an die ungeheuren Menschenmassen, die in der Diaspora lebten und zahlenmäßig ständig zunahmen, erzeugte in Odrade ein Gefühl der Verzweiflung.
    Im Vergleich zu ihnen sind wir so wenige!
    Sheeana hielt an und hob einen Kieselstein auf. Sie sah ihn einen Augenblick lang an, dann warf sie ihn gegen den Zaun, an dem sie entlanggingen. Der Kiesel flog durch die Maschen, ohne sie zu berühren.
    Odrade riß sich zusammen. Der Klang ihrer Schritte auf dem wehenden Sand, der über den wenig benutzten Weg dahintrieb, erschien ihr plötzlich überlaut. Die sich windende Landstraße, die über den Ringqanat von Dar-es-Balat und den Wallgraben hinwegführte, lag am Ende dieses engen Weges, kaum zweihundert Schritte von ihnen entfernt.
    Sheeana sagte: »Ich tue es nur, weil du es befohlen hast, Mutter. Aber ich weiß immer noch nicht, warum.«
    Weil dies die Bewährungsprobe abgibt, während der wir Waff testen – und durch ihn die Tleilaxu eine andere Form annehmen lassen!
    »Es geht um eine Demonstration«, sagte Odrade.
    Und das stimmte. Es war zwar nicht die ganze Wahrheit, aber sie reichte aus.
    Sheeana bewegte sich mit gesenktem Kopf, ihr Blick suchte jeweils den Punkt, auf den sie den nächsten Fuß setzte. Näherte sie sich ihrem Shaitan stets auf diese Weise? fragte sich Odrade. Nachdenklich und zurückhaltend?
    Odrade hörte irgendwo über sich ein schwaches Klatschen. Die wachsamen Ornithopter näherten sich. Sie würden den Abstand einhalten, aber viele Blicke würden ihre Demonstration beobachten.
    »Ich werde tanzen«, sagte Sheeana. »Dann kommt meist ein ganz Großer.«
    Odrade spürte, wie ihr Herzschlag schneller wurde. Würde der ›Große‹ Sheeana auch noch gehorchen, wenn er die Anwesenheit ihrer beiden Begleiter wahrnahm?
    Dies ist selbstmörderischer Wahnsinn!
    Odrade warf einen Blick auf das eingezäunte Gewürzlager neben sich. Der Platz kam ihr seltsam bekannt vor. Es war mehr als ein déjà vu. Eine innere Gewißheit, die von ihren Weitergehenden Erinnerungen gespeist wurde, sagte ihr, daß dieser Platz seit uralten Zeiten tatsächlich unverändert geblieben war. Die Form der Gewürzsilos, die dort standen, war so alt wie Rakis: ovale Tanks auf hohen Beinen. Sie sahen aus wie Insekten aus Metall und

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