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Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten

Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten

Titel: Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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vor dem Hintergrund verbrannten Feuersteins abhoben: ein schwacher Hauch von Melange ... Ozon, etwas entschieden Ätzendes. Sie näherte sich Sheeana, um sie als erste auf die Landstraße gehen zu lassen. Waff behielt seinen Vorsprung von zwanzig Schritten bei. Etwa sechzig Meter vor ihm kippte die Landstraße steil in die Wüste ab.
    Bei der ersten Gelegenheit werde ich den Sand probieren, dachte Odrade. Das wird mir viel erklären.
    Als sie die Landstraße erklomm, die sich über den Wassergraben erhob, sah sie im Südwesten eine niedrige Barriere am Horizont. Abrupt sah sie sich von einer Weitergehenden Erinnerung überfallen. Sie enthielt zwar nicht die Lebhaftigkeit einer wirklichen Vision, aber sie erkannte, was es war: das Verschmelzen von Abbildern in den tiefsten Tiefen ihres Innern.
    Verdammt! dachte sie. Nicht jetzt!
    Es gab keinen Ausweg. Übergriffe dieser Art verfolgten einen Zweck, dem sich ihr Bewußtsein nicht verschließen konnte.
    Warnung!
    Sie schielte zum Horizont und gestattete es ihrer Weitergehenden Erinnerung, Formen anzunehmen: Vor langer Zeit hatte sich dort draußen eine hohe Barriere erhoben ... – und auf ihrem Kamm hatten sich Menschen bewegt. Die alte Erinnerung präsentierte ihr eine traumhafte Brücke, verschwommen und schön. Sie verband einen Teil der verschwundenen Barriere mit einem anderen, und ohne etwas zu sehen, wußte sie, daß unter der längst nicht mehr existierenden Brücke ein Strom dahingeflossen war. Der Idaho-Fluß! Und jetzt versorgte sie das alles überlagernde Abbild mit Bewegungen: Dinge fielen von der Brücke. Sie waren zu weit entfernt, um sie zu identifizieren, aber nun verstand sie, was ihr Geist abspulte. Mit einem Gefühl des Grauens und der Begeisterung identifizierte sie die Szene.
    Die Traumbrücke brach zusammen! Fiel in den darunterliegenden Fluß.
    Diese Vision versinnbildlichte nicht irgendein Randereignis. Es handelte sich um einen klassischen Gewaltakt, der in den Erinnerungen vieler verankert war – sie hatte es im Augenblick der Gewürzagonie zum ersten Mal erlebt. Odrade konnte die fein aufeinander abgestimmten Komponenten dieses Abbildes klassifizieren: Tausende ihrer Vorfahren hatten jener Szene während einer imaginativen Rekonstruktion zugesehen. Es war keine echte visuelle Erinnerung, sondern eine Montage von Augenzeugenberichten.
    Und hier ist es passiert!
    Odrade hielt an und überließ ihren Geist ganz der von innen heraus erfolgenden Projektion. Warnung! Etwas Gefährliches war identifiziert worden. Sie machte keinen Versuch, den Hintergrund zu verstehen. Tat sie dies, war ihr klar, konnte die Warnung zerfasern. Dann war möglicherweise jede Faser relevant, aber die ursprüngliche Gewißheit würde sich auflösen.
    Was dort draußen passiert war, war ein Bestandteil der Geschichte ihrer Familie. Leto II., der Tyrann ... – er war, als man ihn liquidiert hatte, von dieser Brücke gestürzt. Der große Wurm von Rakis, der tyrannische Gottkaiser, war in ureigenster Person während seiner Hochzeitsreise von der Brücke gefallen.
    Da! Genau dort, im Idaho-Fluß, unterhalb der zerstörten Brücke, war der Tyrann in Agonie versunken. Genau dort hatte die Umwandlung stattgefunden, die den Zerlegten Gott geboren hatte. Dort hatte alles angefangen.
    Warum ist das eine Warnung?
    Brücke und Fluß waren nicht mehr. Der hohe Wall, der das Sareer-Trockenland des Tyrannen umschlossen hatte, war erodiert, war nur noch eine gebrochene Linie am hitzeflimmernden Horizont.
    Wenn jetzt ein Wurm mit den eingekapselten, seit Unzeiten traumverlorenen Erinnerungen des Tyrannen kam – würden diese Erinnerungen gefährlich sein? Tarazas Opposition jedenfalls brachte dieses Argument ins Feld.
    »Er wird erwachen!«
    Taraza und ihre Beraterinnen zogen nicht einmal die Möglichkeit in Betracht.
    Dennoch, Odrade konnte dieses Warnsignal aus ihrem Innern nicht einfach ignorieren.
    »Ehrwürdige Mutter, warum halten wir an?«
    Odrade spürte, daß sich ihre Aufmerksamkeit wieder der unmittelbaren Gegenwart zuwandte. Dort draußen in der warnenden Vision war der Ort, an dem der endlose Traum des Tyrannen begann, in den sich andere Träume einmischten. Sheeana stand mit einem verwirrten Gesichtsausdruck vor ihr. »Ich habe nach dort drüben geschaut«, sagte Odrade und deutete auf den Horizont. »Dort hat Shai-Hulud seinen Anfang genommen, Sheeana.«
    Waff blieb am Ende der Landstraße stehen – einen Schritt vor dem übergreifenden Sand, und nun vierzig Schritte

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