Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten
Ghola mit seiner Verführerin ein Verzögerungsspiel spielte. Teg wußte zwar, daß sie es nicht hinnehmen würde, wenn er es zu lang ausdehnte, aber darauf hatte er jetzt keinen Einfluß mehr. Duncan war für sie und ihre Aufgabe jetzt nicht mehr ›zu jung‹. In seinem jugendlichen Leib befand sich das Bewußtsein eines erwachsenen Mannes, der genügend Erfahrungen hatte, um seine eigenen Entscheidungen zu fällen.
Duncan und Teg hielten sich nun – nur unterbrochen von einer kleinen Pause – den ganzen Morgen im Übungsraum auf. Obwohl Teg mittlerweile starken Hunger verspürte, zögerte er, die Sitzung abzubrechen. Duncans Fähigkeiten hatten heute ein neues Stadium erreicht, und er entwickelte sich immer weiter.
Teg, der in einem unbeweglichen Konsolenkäfigsitz saß, ließ die Angriffskräfte ein kompliziertes Manöver ausführen und schlug von links, rechts und oben zu.
Die Waffenschmiede der Harkonnens hatte eine Unmenge dieser exotischen Waffen und Trainingsgeräte produziert, und manche davon waren Teg nur aus historischen Quellen bekannt gewesen. Duncan kannte sie anscheinend alle, und zwar mit einer Vertrautheit, die Teg bewunderte. Jäger-Sucher, die darauf abgestimmt waren, ein Kraftfeld zu durchdringen, waren nur ein Bestandteil des Schattensystems, dessen sie sich momentan bedienten.
»Sie bremsen automatisch ab, um durch den Schild zu dringen«, erklärte Duncan mit seiner jungenhaften Stimme. »Wenn sie natürlich zu schnell sind, wehrt der Schild sie ab.«
»Schilde dieser Art sind ziemlich aus der Mode gekommen«, sagte Teg. »Ein paar vornehme Welten haben sie für sportliche Zwecke erhalten, aber sonst ...«
Duncan führte einen schnellen Gegenstoß, wobei drei Jäger-Sucher so stark beschädigt auf dem Boden landeten, daß sich der Instandhaltungsdienst der Nicht-Kugel um sie kümmern mußte. Dann entfernte er den Käfig und drosselte das System, aber er ließ es unbeschäftigt, während er tief, aber mühelos atmend zu Teg herüberkam. Duncan sah an ihm vorbei, lächelte und nickte. Teg wirbelte herum, aber er sah nur noch einen Fetzen von Lucillas Gewand, als sie sich verdrückte.
»Es ist wie ein Duell«, sagte Duncan. »Sie versucht meine Deckung zu durchbrechen, und ich starte den Gegenangriff.«
»Sei bloß vorsichtig«, sagte Teg. »Sie ist eine ausgebildete Ehrwürdige Mutter.«
»Ich habe zu meinen Lebzeiten eine Reihe von ihnen gekannt, Bashar.«
Erneut fühlte sich Teg durcheinandergebracht. Man hatte ihm im voraus gesagt, daß er sich auf diesen andersgearteten Duncan Idaho würde einstimmen müssen, aber die konstanten geistigen Anforderungen dieser Einstimmung waren ihm nicht ganz bewußt gewesen. Der Blick aus Duncans Augen war im Moment verunsichernd.
»Unsere Rollen sind etwas verändert, Bashar«, sagte Duncan. Er hob ein Handtuch vom Boden auf und wischte sich das Gesicht ab.
»Ich weiß nicht, ob ich dir noch etwas beibringen kann«, gab Teg zu. Er wünschte sich jedoch, Duncan würde seine Warnung in bezug auf Lucilla ernst nehmen. Glaubte Duncan etwa, die Ehrwürdigen Mütter der alten Zeiten wären identisch mit denen von heute? Es kam Teg äußerst unwahrscheinlich vor. Wie alle anderen Daseinsformen des Lebens hatten sich auch die Ehrwürdigen Mütter weiterentwickelt.
Es war für Teg offensichtlich, daß Duncan bezüglich seiner Mitwirkung in Tarazas Machenschaften zu einem Entschluß gekommen war. Duncan schlug hier nicht nur die Zeit tot. Er trainierte seinen Körper, um ihn an einen bestimmten, selbstgewählten Punkt zu bringen. Und er hatte ein Urteil über die Bene Gesserit gefällt.
Er hat dieses Urteil auf der Basis unzureichender Daten gefällt, dachte Teg.
Duncan ließ das Handtuch sinken und sah es einen Augenblick lang an. »Lassen Sie es mich beurteilen, ob Sie mir noch etwas beibringen können, Bashar!« Er drehte sich um und musterte nachdenklich den in seinem Käfig sitzenden Teg.
Teg holte tief Luft. Er roch den schwachen Ozonduft, den die beständigen Harkonnen-Instrumente allesamt abgaben, die bereitwillig darauf warteten, daß Duncan wieder zur Aktion schritt. Der Schweiß des Ghola enthielt eine bittere Dominante.
Duncan nieste.
Teg schnüffelte und registrierte den unvermeidlichen Staub ihrer Aktivitäten. Manchmal konnte man ihn eher schmecken als riechen. Alkalin. Über allem lag der Geruch von Luftreinigern und Oxy-Regeneratoren. Man hatte das System mit einem bestimmten Blumenaroma durchsetzt, aber Teg konnte es nicht
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