Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten
Sie bestellt haben!«
»Dieses Universum«, sagte Teg, »unterscheidet sich beträchtlich von dem, in dem du ursprünglich geboren wurdest. Wie damals haben wir immer noch die Große Konvention gegen Atomwaffen und Pseudo-Atomwaffen wie die Lasgunschild-Interaktion. Wir sind immer noch der Meinung, daß Schleichangriffe ungesetzlich sind. Es existieren eine Menge Papiere überall, auf denen unsere Namen stehen, und die besagen ...«
»Aber die Nicht-Schiffe haben die Voraussetzungen für all diese Abkommen verändert«, sagte Duncan. »Ich glaube, daß ich in der Festung meinen Geschichtsunterricht ganz gut bewältigt habe. Sagen Sie, Bashar, warum hat Pauls Sohn die Tleilaxu aufgefordert, ihn fortwährend mit Duncan Idaho-Gholas zu versorgen, mit Hunderten meines Ichs? Und das seit Jahrtausenden?«
»Pauls Sohn?«
»Die Festungsaufzeichnungen nennen ihn den ›Gottkaiser‹. Sie nennen ihn den ›Tyrannen‹.«
»Oh. Ich glaube nicht, daß wir wissen, warum er es getan hat. Vielleicht hat er sich nach jemandem gesehnt, der ...«
»Man hat mich ins Leben zurückgebracht, damit ich mich dem Wurm stelle!« sagte Duncan.
Ist dies tatsächlich der Grund? fragte sich Teg. Er hatte diese Möglichkeit mehr als einmal in Betracht gezogen, aber es war eben nur eine Möglichkeit, keine Hochrechnung. Selbst wenn dem so war – an Tarazas Plan mußte noch etwas mehr sein. Teg spürte es mit jeder Faser seines Mentatwissens. Wußte Lucilla etwas? Teg traute sich nicht zu, einer voll ausgebildeten Ehrwürdigen Mutter Informationen zu entlocken, die sie nicht geben wollte. Nein ... Er würde auf einen günstigen Zeitpunkt warten müssen. Er mußte abwarten, aufpassen und zuhören. Und irgendwie war auch Duncan zu diesem Entschluß gelangt. Es war gefährlich, Lucilla zu etwas zwingen zu wollen!
Teg schüttelte den Kopf. »Wirklich Duncan, ich weiß von nichts.«
»Aber Sie befolgen Befehle.«
»Das verlangt mein Eid.«
»Irreführungen, Unwahrheiten – bedeutungslose Worte, wenn das Überleben der Schwesternschaft auf dem Spiel steht«, zitierte Duncan ihn.
»Ja, das habe ich gesagt«, gab Teg zu.
»Ich vertraue Ihnen jetzt, weil Sie es gesagt haben«, sagte Duncan. »Aber Lucilla traue ich nicht.«
Teg drückte das Kinn gegen seine Brust. Gefährlich ... gefährlich ...
Weitaus langsamer als üblich schob Teg diese Gedanken beiseite, richtete seine Aufmerksamkeit auf einen mentalen Reinigungsprozeß und konzentrierte sich auf die Notwendigkeiten, die Taraza ihm auferlegt hatte.
»Du bist mein Bashar.«
Duncan musterte den Bashar einen Moment lang. Die Erschöpfungslinien im Gesicht des alten Mannes waren unverkennbar. Duncan fühlte sich plötzlich an das hohe Alter Tegs erinnert, und er fragte sich, ob es Männer wie ihn jemals gereizt hatte, zu den Tleilaxu zu gehen und aus sich einen Ghola machen zu lassen. Wahrscheinlich nicht. Sie wußten, daß sie dann eventuell zu Tleilaxu-Marionetten verkommen würden.
Als dieser Gedanke durch Duncans Bewußtsein flutete, blieb er so unbeweglich stehen, daß Teg, der ihn nur ansah, sofort etwas merkte.
»Stimmt etwas nicht?«
»Die Tleilaxu haben irgend etwas mit mir angestellt«, sagte Duncan mit rauher Stimme. »Irgend etwas, das noch niemand herausgefunden hat.«
»Genau wie wir befürchtet haben!« Es war Lucilla. Sie stand hinter Teg im Eingang. Mit zwei Schritten näherte sie sich Duncan. »Ich habe zugehört. Ihr beiden seid sehr informativ.«
Teg, der die Hoffnung hegte, er könne die von ihr ausgehende Verärgerung aufweichen, sagte schnell: »Er hat heute die sieben Verhaltensweisen gemeistert.«
»Er schlägt zu wie der Blitz«, sagte Lucilla, »aber man sollte nie vergessen, daß wir von der Schwesternschaft wie das Wasser fließen und jeden Raum überschwemmen.« Sie sah Teg von oben herab an. »Siehst du eigentlich nicht, daß unser Ghola über die Verhaltensweisen hinausgegangen ist?«
»Gegen eine flexible Haltung kann man mit starren Ritualen nichts ausrichten«, sagte Duncan.
Teg bedachte ihn mit einem scharfen Blick, aber Duncan blieb mit erhobenem Haupt stehen. Seine Stirn blieb glatt und sein Blick klar, während er Tegs Blick erwiderte. Duncan war in der relativ kurzen Zeit, die seit seinem Erwachen vergangen war, überraschend gewachsen.
»Verflucht, Miles!« murmelte Lucilla.
Tegs Blick blieb weiterhin auf Duncan gerichtet. Der gesamte Körper des Jungen schien ein Ausbund an Schlagkraft zu sein. Ihn umgab eine Ausgeglichenheit, die er
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