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Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten

Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten

Titel: Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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spiegelndem Plaz verborgen, die sie von verdunkelten Orten her anstarrten.
    Während Odrade den Verlauf der Zeit anhand der Bewegung der Schattenlinie auf einer vor ihr aufragenden Mauer gemessen hatte, hatte sie sich gezwungen, diese Gefahren zu ignorieren. Die Schatten waren ein sicherer Zeitmesser auf einer Welt, in der sich die meisten Menschen nach der Sonne richteten.
    In ihr hatte sich Spannung aufgebaut, die sich noch verstärkt hatte durch das Bemühen, unbekümmert zu erscheinen. Würden sie angreifen? Würden sie es wagen, obwohl sie wußten, daß sie alle Vorsichtsmaßnahmen ergriffen hatte? Wie wütend mochten die Priester sein, nachdem man sie gezwungen hatte, in das geheime Bündnis mit den Tleilaxu einzutreten? Ihren Beraterinnen in der Festung hatte es gar nicht gefallen, daß sie vorhatte, die Rolle eines Köders für die Priester abzugeben.
    »Laß es eine von uns tun!«
    Odrade war hart geblieben: »Sie würden nicht darauf hereinfallen. Das Mißtrauen würde sie fernhalten. Außerdem werden sie bestimmt Albertus schicken.«
    Also hatte sie im Hofgarten von Dar-es-Balat gewartet, in den schattengrünen Tiefen. Dort hatte sie Posten bezogen und die sechs Stockwerke über ihr verlaufende Schattenlinie gemustert. Vorbei an den geschnitzten Balustraden der mit Balkonen versehenen Ebenen: grüne Pflanzen, leuchtend rote, orangefarbene und blaue Blumen; über den Gebäuden ein Ausschnitt des silberfarbenen Himmels.
    Und die heimlichen Blicke.
    Eine Bewegung – rechts von ihr, an dem breiten Tor, das zur Straße führte. Eine einsame Gestalt in priesterlichem Gold, Purpur und Weiß betrat den Hofgarten. Odrade studierte ihn, suchte nach Erkennungsmerkmalen, um herauszufinden, ob die Tleilaxu ihren Einflußbereich durch den Einsatz eines weiteren Gestaltwandlers ausgedehnt hatten. Aber die Gestalt gehörte einem Menschen, einem Priester, den sie wiedererkannte: Albertus, der Senior von Dar-es-Balat.
    Wie wir erwartet hatten.
    Albertus bewegte sich durch das weitläufige Atrium und kam über den Hof auf sie zu. Er ging mit sorgfältig bemessener Würde. War das ein schlechtes Omen? Würde er irgendwelchen Meuchelmördern ein Zeichen geben? Odrade warf einen Blick auf die Balkone: auf den höheren Ebenen gewahrte sie hin- und herhuschende Bewegungen. Der auf sie zukommende Priester war nicht allein.
    Ebensowenig wie ich!
    Zwei Schritte vor Odrade blieb Albertus stehen. Sein Blick, der bisher auf den komplizierten goldenen und purpurnen Mustern des gefliesten Bodens geruht hatte, richtete sich auf sie.
    Er hat weiche Knochen, dachte Odrade.
    Sie zeigte ihm nicht, daß sie ihn erkannte. Albertus gehörte zu denjenigen, die wußten, daß man ihren Hohepriester durch einen Gestaltwandler ersetzt hatte.
    Albertus räusperte sich und holte bebend Luft.
    Weiche Knochen. Und einen weichen Körper.
    Obwohl dieser Gedanke Odrade amüsierte, reduzierte er nicht ihre Wachsamkeit. Ehrwürdige Mütter bemerkten solche Dinge stets. Man suchte einfach nach den Merkmalen der Herkunft. Die Elite, von der Albertus abstammte, hatte ihre genetischen Mängel; Grundlagen, die die Schwesternschaft in seinen Nachkommen zu korrigieren versuchen würde, sollte es je wünschenswert erscheinen, ihn zu einem Zuchtobjekt zu machen. Natürlich mußte man dies ins Auge fassen. Albertus war in eine Machtposition aufgestiegen – zwar in aller Stille, aber zweifellos –, deswegen mußte man herausfinden, ob dies auf wertvolles genetisches Material hinwies. Albertus hatte jedoch nur eine jämmerliche Erziehung genossen. Eine Helferin im ersten Jahr wäre mit ihm fertig geworden. Seit den alten Zeiten der Fischredner war es mit der Verfassung der Priesterschaft ständig bergab gegangen.
    »Was wollen Sie hier?« verlangte Odrade zu wissen und ließ ihre Frage bewußt wie einen Vorwurf klingen.
    Albertus zitterte. »Ich bringe eine Botschaft Ihrer Leute, Ehrwürdige Mutter.«
    »Sprechen Sie!«
    »Es kam zu einer kurzen Verzögerung ... – wegen des Weges, der zu vielen Leuten bekannt ist.«
    Immerhin, es war die Geschichte, die man den Priestern aufzutischen beschlossen hatte. Aber die sonstigen Merkmale auf Albertus' Gesicht waren leicht lesbar. Wer mit ihm ein Geheimnis teilte, mußte darauf gefaßt sein, daß es sein Gesicht verriet.
    »Ich wünsche mir fast, ich hätte den Befehl gegeben, Sie umzubringen«, sagte Odrade.
    Albertus zog sich zwei Schritte zurück. Sein Blick war leer, als sei er jetzt schon gestorben. Seine Reaktion war

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