Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten
sich aufgeregt hin- und herbewegte.
Wieder bewegten sich die Lippen des Funktionärs auf lautlose Weise. »Keiner von uns bezweifelt, daß man ihn gegen Schmerz konditioniert hat – außerdem riecht er nach Shere. Er wird ...«
Er schwieg, während das grüne Licht erneut über sein Gesicht tanzte.
»Es soll keine Entschuldigung sein.« Die Lippen des Mannes formten die Worte in Alt-Galach mit Sorgfalt. »Sie wissen, daß wir unser Bestes geben werden, aber ich empfehle, daß wir mit Nachdruck alles in unserer Kraft Stehende tun, um das Entkommen des Gholas unmöglich zu machen.«
Das grüne Licht ging aus.
Der Funktionär heftete das Auge an seine Hüfte, drehte sich zu seinen Begleitern um und nickte einmal.
»Die T-Sonde«, sagte die Frau.
Sie schwenkten die Sonde über seinen Kopf.
Sie hat sie eine T-Sonde genannt, dachte Teg. Er musterte die sich auf ihn herabsenkende Haube. Das Ding wies kein ixianisches Markenzeichen auf.
Teg hatte plötzlich das eigenartige Gefühl, dies alles schon einmal erlebt zu haben. Er wurde den Eindruck nicht los, als sei er hier schon des öfteren gefangen gewesen. Es war kein simples Déjà-vu-Erlebnis, das auf ein bestimmtes Ereignis hinwies, sondern etwas, das ihm zutiefst bekannt vorkam: der Gefangene und die Verhörbeamten – diese drei ... die Sonde. Er fühlte sich leer. Wieso kannte er diesen Augenblick? Er hatte zwar nie persönlich eine Sonde verwendet, aber ihre Verwendungsmöglichkeiten kannte er durch und durch. Die Bene Gesserit setzten oftmals Schmerzen ein, aber meistens verließen sie sich auf ihre Wahrsager. Des weiteren glaubten sie, daß der Einsatz mancher technischen Geräte sie zu sehr dem ixianischen Einfluß aussetzen könnte. Es war ein Eingeständnis von Schwäche, ein Zeichen dafür, daß sie ohne dergleichen verachtenswerte Gerätschaften nicht auskommen konnten. Teg war sogar davon ausgegangen, daß sich in diesem Verhalten der große Katzenjammer manifestierte, der Butlers Djihad gefolgt war – der Revolte gegen jene Maschinen, die die Grundlagen menschlicher Intelligenz hatten kopieren können.
Déjà vu!
Die Logik des Mentaten wollte von ihm wissen: Wieso kenne ich diesen Augenblick? Er wußte, daß er nie zuvor in Gefangenschaft geraten war. Es war ein geradezu lachhafter Rollentausch. Der große Bashar Teg – ein Gefangener? Er hätte beinahe gelächelt. Aber das tiefe Gefühl der Bekanntheit wich nicht von ihm.
Die Leute, die ihn gefangenhielten, brachten die Haube direkt über seinem Kopf in Stellung. Sie lösten nacheinander die Medusen-Kontakte und befestigten sie an seiner Kopfhaut. Der Funktionär sah seinen beiden Gefährten bei der Arbeit zu. Hin und wieder erschienen auf seinem ansonsten emotionslosen Gesicht Zeichen von Ungeduld.
Teg sah sich die Gesichter der drei Leute genauer an. Welcher von ihnen würde die Rolle des ›Freundes‹ übernehmen? Ahhh, ja: die Frau, die man ›Materly‹ nannte. Faszinierend. Ob es eine andere Form für Geehrte Mater war? Aber keiner der beiden anderen verhielt sich in ihrer Gegenwart so, wie man es – dem Hörensagen nach – von denen, die aus der Diaspora zurückgekehrt waren, erwarten konnte.
Daß sie zu den Verlorenen gehörten, stand außer Frage. Die einzige Ausnahme war möglicherweise der eckiggesichtige Mann in dem braunen Einteiler. Teg musterte die Frau mit Sorgfalt: den grauen Haarteppich, den gelassenen Ausdruck ihrer weit auseinanderstehenden grünen Augen, das leicht vorstehende Kinn, das Solidität und Verläßlichkeit signalisierte. Für die Rolle des ›Freundes‹ war sie eine gute Wahl. Das Gesicht Materlys war die personifizierte Achtbarkeit; man konnte ihr vertrauen. Teg sah allerdings noch eine andere Qualität in ihr, die sie unterdrückte: Sie gehörte zu jenen Menschen, die den Augenblick, in dem sie selbst zur Tat schreiten, genauestens abpassen. Mit ziemlicher Sicherheit hatte sie eine Bene Gesserit-Ausbildung genossen.
Oder die der Geehrten Matres.
Die Befestigung der Kontakte an seinem Kopf endete. Der Gammu-Geborene schwang die Sondenkonsole in eine Position, die es allen dreien ermöglichte, den Bildschirm zu beobachten. Teg konnte den Schirm nicht sehen.
Die Frau löste seinen Knebel und bestätigte damit sein Urteil. Sie würde diejenige sein, die sich um ihn ›kümmerte‹. Er bewegte die Zunge in seiner Mundhöhle; allmählich empfand er wieder etwas. Sein Gesicht und sein Brustkorb fühlten sich noch immer etwas taub an – eine Reaktion auf
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