Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten

Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten

Titel: Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
Vom Netzwerk:
geschauten Kräften und starken Mächten sprechen, und sie hatten Bestand, weil die Bene Gesserit einen Weg gefunden hatten, mit der Beständigkeit dahinzufließen.
    Diese Gedanken erneuerten Tarazas Gleichgewicht. Die an ihr nagenden Fragen konnten zeitweise auf Distanz gehalten werden. Sie konnte sie von einem leidenschaftslosen Punkt aus betrachten.
    Odrade und der Tyrann hatten recht: Ohne ein edles Ziel sind wir nichts!
    Man konnte sich der Tatsache jedoch nicht verschließen, daß auf Rakis sämtliche kritischen Entscheidungen von einer Person getroffen wurden, die unter den immer wieder auftauchenden Schwächen der Atreides litt. Odrade hatte stets die typischen Atreides-Schwächen gezeigt. Irrenden Lernschwestern war sie mit Wohlwollen entgegengekommen. Aus einem solchen Verhalten heraus entstand Zuneigung!
    Gefährliche und bewußtseinsvernebelnde Zuneigung.
    Die andere wiederum schwächte, wenn von ihnen verlangt wurde, derartige Laxheiten zu kompensieren. Kompetentere Schwestern mußten herangezogen werden, um die mangelhaften Leistungen der Lernschwestern zu korrigieren. Natürlich hatte Odrades Vorgehensweise diese Mängel in den Lernschwestern erst offengelegt. Das mußte man zugeben. Vielleicht hatte sie einen Grund dafür gehabt.
    Wenn Taraza Gedanken dieser Art hegte, fand in ihrem Wahrnehmungsvermögen ein subtiler, aber starker Wechsel statt. Sie war gezwungen, ein tiefempfundenes Gefühl der Einsamkeit zu verdrängen. Es schwelte in ihr. Melancholie diente mindestens ebenso dazu, einem den Geist zu vernebeln, wie Zuneigung – oder gar Liebe. Taraza und ihre wachsamen Mitschwestern hielten derartige emotionale Reaktionen der Tatsache ihrer eigenen Sterblichkeit zugute. Sie war gezwungen, dem Faktum ins Auge zu sehen, daß sie eines Tages nicht mehr sein würde als ein Erinnerungssatz im Körper einer anderen.
    Sie erkannte, daß es die Erinnerungen und beiläufigen Entdeckungen gewesen waren, die sie verwundbar gemacht hatten. Und das jetzt, wo sie jede nur mögliche Kraft brauchte!
    Aber ich bin noch nicht tot!
    Taraza wußte, wie man sich wieder aufrichtete. Und sie kannte die Konsequenzen. Nach diesen melancholischen Anflügen erlangte sie stets noch stärkere Gewalt über ihr Leben und den Zweck, dem es diente. Odrades mangelhaftes Verhalten war eine Quelle, aus der die Mutter Oberin Stärke bezog.
    Odrade wußte es. Taraza lächelte grimmig, als sie sich dessen bewußt wurde. Die Autorität der Mutter Oberin über ihre Schwestern wurde stets stärker, wenn sie die Melancholie von sich abschüttelte. Auch anderen war dies aufgefallen, aber nur Odrade wußte von dieser Sucht.
    Da!
    Taraza wurde klar, daß sie der jämmerlichen Saat ihrer Frustration gegenüberstand.
    Odrade hatte bei mehreren Gelegenheiten klar erkannt, welcher Kern für das Verhalten der Mutter Oberin verantwortlich war. Ein brüllendes Wutgeheul gegen die Gewohnheiten, die andere ihrem Leben aufgezwungen hatten. Die Stärke dieser unterdrückten Wut war beängstigend, auch wenn sie nie auf eine Weise ausgedrückt werden konnte, die ihr Erleichterung verschaffte. Man durfte diese Wut nicht zum Erlöschen bringen. Wie sie schmerzte! Und daß Odrade davon wußte, machte den Schmerz noch stärker.
    Dinge dieser Art erzeugten natürlich nur das, was man von ihnen erwartete. Die Bürde, die eine Bene Gesserit zu tragen hatte, entwickelte eine bestimmte Geistesmuskulatur. Sie schichtete Lagen der Gefühllosigkeit auf, die Außenstehenden niemals offenbart werden konnten. Die Liebe war eine der gefährlichsten Kräfte des Universums. Man mußte sich gegen sie schützen. Eine Ehrwürdige Mutter konnte niemals persönlich oder vertraulich werden, nicht einmal in den Diensten der Bene Gesserit.
    Heuchelei: Wir spielen die notwendige Rolle, die uns retten wird. Die Bene Gesserit werden weiterexistieren!
    Wie lange würden sie sich diesmal unterordnen müssen? Noch einmal dreitausendfünfhundert Jahre? Die Hölle sollte sie verschlingen, allesamt! Auch das würde vorübergehen.
    Taraza wandte dem Fenster und der restaurativen Aussicht den Rücken zu. Sie fühlte sich tatsächlich wie restauriert. Neue Kräfte durchströmten sie. Sie hatte jetzt Kraft genug, um sich der qualvollen Zurückhaltung zu stellen, die sie davon abgehalten hatte, grundlegende Entscheidungen zu treffen.
    Ich werde nach Rakis gehen.
    Und jetzt ging sie auch dem Grund ihrer Zurückhaltung nicht mehr aus dem Weg.
    Vielleicht muß ich das tun, was Bellonda

Weitere Kostenlose Bücher