Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten

Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten

Titel: Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
Vom Netzwerk:
Gedanke. Taraza glaubte nicht, daß es so etwas wie eine wohlwollende Macht gab, die die Menschheit beschützte. Die Missionaria Protectiva und die Absichten der Schwesternschaft standen in Tarazas Universum für alles. Alles was diesen Absichten diente, sogar die Machenschaften des längst toten Tyrannen, konnte man gutheißen. Alles andere war böse. Fremde Einflüsse, die die Diaspora hervorgerufen hatte – besonders die nun zurückkehrenden Abkömmlinge, die sich ›Geehrte Matres‹ nannten –, machten sie mißtrauisch. Tarazas Leute, selbst jene Ehrwürdigen Mütter, die im Rat gegen sie opponierten, stellten die letzten Ressourcen der Bene Gesserit dar. Sie waren die einzigen, denen man vertrauen konnte.
    Ohne aufzuschauen sagte Taraza: »Weißt du, wenn man die Jahrtausende, die dem Tyrannen vorangingen, mit denen nach seinem Tod vergleicht, ist der Rückgang größerer Konflikte phänomenal. Seit den Zeiten des Tyrannen ist die Zahl derartiger Auseinandersetzungen auf weniger als zwei Prozent zurückgegangen.«
    »Soweit wir wissen«, sagte Odrade.
    Tarazas Blick fuhr hoch, dann senkte er sich wieder. »Was?«
    »Wir haben keine Möglichkeit, herauszufinden, wie viele Kriege außerhalb unseres Gesichtskreises geführt worden sind. Gibt es eine Statistik, die die Leute in der Diaspora betrifft?«
    »Natürlich nicht!«
    »Du sagst damit, daß Leto uns gezähmt hat«, sagte Odrade.
    »Wenn du es auf diese Weise ausdrücken willst?« Taraza versah eine auf der Platte vorbeilaufende Information mit einer Markierung.
    »Haben wir das nicht teilweise unserem geliebten Bashar Miles Teg zu verdanken?« fragte Odrade. »Oder seinen talentierten Vorgängern?«
    »Wir wählen diese Leute aus«, sagte Taraza.
    »Ich vermag die Relevanz dieser martialischen Diskussion nicht zu erkennen«, sagte Odrade. »Was hat das mit unserem gegenwärtigen Problem zu tun?«
    »Es gibt Leute, die glauben, es könnte ganz plötzlich knallen und wir würden uns in Zeiten wiederfinden, wie sie vor dem Tyrannen geherrscht haben.«
    »Oh?« Odrade schürzte die Lippen.
    »Verschiedene Gruppen unserer zurückkehrenden Verlorenen verkaufen Waffen an jeden, der welche kaufen will oder kann .«
    »Zum Beispiel?« fragte Odrade.
    »Gammu wird mit schweren Waffen vollgestopft. Wir haben so gut wie keinen Zweifel daran, daß die Tleilaxu die allerschlimmsten in ihren Arsenalen bunkern.«
    Taraza lehnte sich zurück und rieb sich die Schläfen. Sie sprach mit leiser, beinahe schläfriger Stimme. »Wir sind der Meinung, daß wir Entscheidungen von größter Wichtigkeit und nach den allerhöchsten Prinzipien treffen.«
    Auch dies hatte Odrade schon gesehen. Sie sagte: »Bezweifelt die Mutter Oberin die Korrektheit der Bene Gesserit?«
    »Zweifeln? O nein. Aber ich spüre Frustration. Wir arbeiten das ganze Leben lang für diese äußerst hehren Ziele, und am Ende, was stellen wir da fest? Wir finden heraus, daß viele der Dinge, denen wir unser Leben gewidmet haben, auf banalen Entscheidungen beruhen. Verfolgt man sie zurück, entspringen sie dem Bedürfnis nach Komfort oder persönlicher Bequemlichkeit und haben mit unseren hohen Idealen überhaupt nichts zu tun. In Wirklichkeit ging es um irgendein weltliches Arbeitsübereinkommen, das die Bedürfnisse jener befriedigte, die Entscheidungen treffen konnten.«
    »Ich habe gehört, du nennst dies politische Notwendigkeiten«, sagte Odrade.
    Während Taraza ihre Aufmerksamkeit wieder der vor ihr liegenden Platte widmete, hielt sie ihre Stimme unter kühler Kontrolle. »Wenn wir unsere Urteile institutionalisieren, ist das der beste Weg, die Bene Gesserit auszuschalten.«
    »Du wirst in meiner Biografie keine banalen Entscheidungen finden«, sagte Odrade.
    »Ich suche nach den Gründen der Schwäche, nach Mängeln.«
    »Auch die wirst du nicht finden.«
    Taraza unterdrückte ein Lächeln. Sie erkannte in dieser egozentrischen Bemerkung eine Absicht: Es war Odrades Art, die Mutter Oberin festzunageln. Odrade verstand es äußerst geschickt, die Ungeduldige zu spielen, während sie in Wirklichkeit gelassen in einem zeitlosen Strom der Geduld trieb.
    Da Taraza ihren Köder nicht schluckte, nahm Odrade erneut ihre lässige Warteposition ein. Sie atmete ruhig und bereitete sich geistig auf alles vor. Geduld durchströmte sie, ohne daß sie daran denken mußte. Die Schwesternschaft hatte sie vor langer Zeit gelehrt, wie man Vergangenheit und Gegenwart in simultane Ströme teilt. Während sie ihre

Weitere Kostenlose Bücher