Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten
die es durchsetzen. Ethik und juristische Gewissenhaftigkeit haben wenig damit zu tun, wenn die Frage lautet: Wer hat die Macht?
Die Bene Gesserit-Ratsversammlung
über Verfahrensfragen
Archiv XOX232
Sofort nachdem Taraza und ihr Gefolge Gammu verlassen hatten, stürzte Teg sich in die Arbeit. Neue Innendienstpläne mußten festgelegt werden, um Schwangyu stets eine Armeslänge von dem Ghola entfernt zu halten. Taraza hatte es befohlen.
»Sie kann alles beobachten, was sie will. Sie darf nur nichts anrühren.«
Trotz der Hektik fand sich Teg gelegentlich dabei wieder, daß er zum Himmel hochstarrte, ein Opfer frei schwebender Beklemmung. Die Erkenntnis, Taraza und ihre Begleiter aus dem Gildenschiff gerettet zu haben, und Odrades rätselhafte Offenbarungen paßten in keine Datenklassifikation, die er konstruierte.
Zubehörteile ... Schlüsselstämme ...
Er fand sich schließlich in seinem Arbeitszimmer wieder – vor ihm, an die Wand projiziert, der Dienstplan mit den Schichtwechseln, die er bearbeiten wollte. Und dann hatte er einen Moment lang keine Ahnung, wie spät und welcher Tag es war. Es kostete ihn einen Augenblick, zu sich zurückzufinden.
Es war kurz vor Mittag. Taraza und ihr Gefolge waren vor zwei Tagen abgereist. Er war allein. Ja, Patrin hatte den heutigen Unterrichtstag übernommen, damit er sich auf andere Dinge konzentrieren konnte.
Das Arbeitszimmer, in dem er sich befand, kam Teg irgendwie fremdartig vor. Betrachtete er jedes Ding, das er enthielt, einzeln, war ihm alles vertraut. Da war seine persönliche Datenkonsole. Seine Uniformjacke hing sauber zusammengelegt über der Lehne eines neben ihm stehenden Stuhls. Als er in die Denkweise eines Mentaten einzutauchen versuchte, stellte er fest, daß sein Gesicht sich ihm widersetzte. Dieses Phänomen war ihm seit seinen Ausbildungstagen nie wieder untergekommen.
Ausbildungstage.
Taraza und Odrade hatten ihn in irgendeine Form der Ausbildung zurückgeworfen.
Selbstausbildung.
Wie von selbst drängte ihm sein Gedächtnis eine vor langer Zeit erfolgte Konversation mit Taraza auf. Wie vertraut sie ihm war. Jetzt saß er hier und war gefangen im Augenblick seiner eigenen Gedächtnisfalle.
Taraza und er waren ziemlich müde gewesen, nachdem sie die Entscheidungen und Schritte festgelegt hatten, um eine blutige Konfrontation zu verhindern – der Barandiko-Zwischenfall. Heute galt die ganze Sache lediglich als kleiner Rülpser in der Geschichte, aber damals hatte sie ihre gesamte und gemeinsame Energie erfordert.
Taraza hatte ihn in den kleinen Salon ihres Quartiers gebeten, nachdem die Vereinbarung unterschrieben worden war. Sie waren auf einem Nicht-Schiff gewesen. Taraza redete wenig, aber sie lobte seinen Scharfsinn, mit dem er nach Schwächen Ausschau gehalten hatte, die einen Kompromiß erzwingen würden.
Sie waren seit fast dreißig Stunden wach und aktiv gewesen, und Teg war für die Gelegenheit, sich setzen zu können, äußerst dankbar. Taraza bediente die Wählscheibe ihrer Nährtrunkanlage, die augenblicklich zwei Gläser einer cremig-braunen Flüssigkeit produzierte.
Als sie ihm das Glas reichte, erkannte Teg den Geruch. Es handelte sich um einen sogenannten Energiestoß; ein Getränk, das die Angehörigen der Bene Gesserit Außenstehenden nur selten zukommen ließen. Aber Taraza hielt ihn schon seit langem nicht mehr für einen Außenstehenden.
Teg legte den Kopf in den Nacken, nahm einen tiefen Zug aus dem Glas und musterte die verzierte Decke von Tarazas Salon. Dieses Nicht-Schiff war ein altmodisches Modell, das man in jenen Tagen gebaut hatte, als schmückende Innenausstattungen noch mit Sorgfalt ausgeführt worden waren. Sein Blick fiel auf schweren Eckenstuck und barocke Figuren, die überall zu sehen waren.
Der Geschmack des Getränks erinnerte ihn an seine Kindheit, an eine starke Melange-Infusion ...
»Als ich einmal in einer starken Stressituation war«, sagte er, »hat meine Mutter mir dasselbe gemacht.« Er sah sich das Glas an. Er spürte bereits, wie beruhigende Energien durch seinen Körper flossen.
Taraza ging mit ihrem Getränk zu einem ihrer Stuhlhunde. Er war ein pelziges, weißes Wesen; ein lebendiges Möbelstück, das sich ihr mit der Bereitwilligkeit einer langen Vertrautheit anschmiegte. Für Teg hatte sie einen traditionellen grünen Polstersessel besorgt. Als sie bemerkte, wie skeptisch er den Stuhlhund musterte, grinste sie ihn an.
»Die Geschmäcker sind verschieden, Miles.« Sie nippte
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