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Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten

Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten

Titel: Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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Sheeana fertigwerden sollte, wenn sie ihn einfach bei seinem Vornamen ansprach. Auf irgendeine Weise war es erniedrigend. Aber andererseits ehrte sie ihn mit einer Intimität wie dieser.
    Gott prüft mich nach Strich und Faden, dachte er.
    »Sind die Ehrwürdigen Mütter gute Menschen?« fragte Sheeana.
    Tuek seufzte. Sämtliche Aufzeichnungen bewiesen, daß Gott gegenüber der Schwesternschaft starke Vorbehalte hatte. Man hatte Gottes Worte sorgfältigst untersucht und sie schließlich einem Hohepriester zur Interpretation überlassen. Gott ließ nicht zu, daß die Bene Gesserit seinen Goldenen Pfad bedrohten. Soviel war klar.
    »Viele von ihnen sind gut«, sagte Tuek.
    »Welche Ehrwürdige Mutter ist uns am nächsten?« fragte Sheeana.
    »Die in der Botschaft der Schwesternschaft, hier in Keen«, sagte Tuek.
    »Kennst du sie?«
    »Es sind viele Ehrwürdige Mütter in der Bene Gesserit-Festung«, erwiderte er.
    »Was ist eine Festung?«
    »So nennen sie ihr Haus.«
    »Eine Ehrwürdige Mutter muß das Kommando haben. Kennst du sie?«
    »Ich kenne ihre Vorgängerin, Tamalane; die jetzige kenne ich nur flüchtig. Sie ist gerade erst angekommen. Ihr Name ist Odrade.«
    »Das ist ein komischer Name.«
    Das meinte Tuek auch, aber er sagte: »Von einem unserer Historiker weiß ich, daß es eine andere Form des Namens Atreides ist.«
    Sheeana dachte darüber nach. Atreides. Das war die Familie, die Shaitan zum Leben erweckt hatte. Vor den Atreides hatte es nur die Fremen und Shai-Hulud gegeben. Die mündliche Überlieferung, die ihr Volk gegen alle priesterlichen Verbote beschützte, besang die Erzeuger des wichtigsten Volkes von Rakis. Sheeana hatte ihre Namen in vielen Nächten in ihrem Dorf gehört.
    »Muad'dib zeugte den Tyrannen.«
    »Der Tyrann zeugte Shaitan.«
    Sheeana hatte keine Lust, sich mit Tuek zu streiten. Außerdem sah er heute müde aus. Deswegen sagte sie nur: »Bring mir diese Ehrwürdige Mutter Odrade.«
    Kipuna verbarg ein freudiges Lächeln hinter ihrer Hand.
    Tuek machte einen Schritt zurück. Er war bestürzt. Wie konnte er sich einem solchen Verlangen fügen? Nicht einmal die Priesterschaft von Rakis konnte die Bene Gesserit herumkommandieren! Was war, wenn die Schwesternschaft dieses Ansinnen zurückwies? Sollte er ihnen vielleicht im Austausch ein Melangegeschenk machen? Aber das konnten sie ihm als Schwäche auslegen. Dann würden sie womöglich noch zu handeln anfangen! Es gab niemanden, der härter verhandelte als eine hartäugige Ehrwürdige Mutter. Und diese neue, diese Odrade, sah aus, als gehörte sie zu den Schlimmsten.
    All dies ging Tuek in einem Sekundenbruchteil durch den Kopf.
    Cania mischte sich wieder ein, aber diesmal gab sie ihm einen entscheidenden Hinweis. »Vielleicht könnte Kipuna Sheeanas Einladung übermitteln«, sagte sie.
    Tuek maß die Priesterhelferin mit einem kurzen Blick. Ja! Viele vermuteten (und Cania offenbar auch), daß Kipuna für die Bene Gesserit spionierte. Natürlich, denn auf Rakis spionierte jeder für irgend jemand. Tuek setzte sein wohlwollendstes Lächeln auf, als er Kipuna zunickte.
    »Kennst du eine der Ehrwürdigen Mütter, Kipuna?«
    »Einige von ihnen sind mir bekannt, Mylord Hohepriester«, sagte Kipuna.
    Zumindest zollt sie mir noch den gebührenden Respekt!
    »Ausgezeichnet«, sagte Tuek. »Würdest du dann so freundlich sein und dafür sorgen, daß diese wohlwollende Einladung Sheeanas die Botschaft der Schwesternschaft erreicht?«
    »Ich werde tun, was in meinen begrenzten Kräften steht, Mylord Hohepriester.«
    »Dessen bin ich mir sicher!«
    Kipuna wandte sich mit einem Gefühl des Stolzes Sheeana zu. Das Wissen um ihren Erfolg wuchs in ihr. Mit den Techniken, die die Bene Gesserit sie gelehrt hatten, war es lächerlich einfach gewesen, Sheeanas Forderung zu initiieren. Kipuna öffnete den Mund und wollte etwas sagen. Dann erregte eine Bewegung an der Brustwehr – etwa vierzig Meter hinter Sheeana – ihre Aufmerksamkeit. Da funkelte etwas im Sonnenlicht. Etwas Kleines und ...
    Mit einem erstickten Schrei packte sie Sheeana, stieß sie auf den überraschten Tuek zu und schrie: »Lauf!« Und dann warf sie sich der rasch herannahenden Helligkeit entgegen – einem winzigen Sucher, der ein langes Band aus Shigadraht hinter sich herzog.
    Tuek hatte in seiner Jugend Schlagball gespielt. Er fing Sheeana instinktiv auf, zögerte einen Moment und erkannte dann die Gefahr. Mit dem sich krümmenden und wehrenden Mädchen in den Armen jagte Tuek durch

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