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Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten

Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten

Titel: Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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Sache!
    Viel von dem, das wir für KUNST halten, sorgt für ein Verlangen nach Beruhigung. Provoziert mich nicht! Ich weiß, was ich vertragen kann.
    Inwiefern hatte diese Zeichnung Sheeana beruhigt?
    Der Sandwurm: eine blinde Macht, die verborgene Reichtümer bewacht. Kunstfertigkeit in mystischer Schönheit.
    Man hatte ihr berichtet, daß Sheeana über ihre Bestimmung Witze riß. »Ich bin eine Hirtin von Würmern, die es vielleicht nie geben wird.«
    Und selbst wenn sie auftauchten, es würde Jahre dauern, bis einer die Größe erreichte, die ihre Zeichnung andeutete. War es ihre Stimme, die von der winzigen Gestalt vor dem Wurm kam?
    »Bald wird es soweit sein.«
    Melangeduft wehte durch den Raum, stärker als in der Unterkunft einer Ehrwürdigen Mutter üblich. Odrade warf einen forschenden Blick auf das Mobiliar: Stühle, ein Arbeitstisch, Beleuchtung durch verankerte Leuchtgloben. Alles war da plaziert, wo es einem bei der Arbeit zum Vorteil gereichte. Aber was war das dort in der Ecke für ein seltsam geformter Plaz-Klumpen? Eine neue Arbeit Sheeanas?
    Odrade war der Meinung, daß diese Räume zu Sheeana paßten. Sie wiesen zwar kaum mehr als die Zeichnung auf, um auf ihre Herkunft schließen zu lassen, aber der Blick aus jedem Fenster hätte auch ein Blick aus der Dar-es-Balat inmitten der Trockenländer des Wüstenplaneten sein können.
    Ein leises Rascheln am Eingang ließ Odrade aufhorchen. Sie wandte sich um. Sheeana stand dort. Es wirkte beinahe schüchtern, wie sie um die Ecke schielte, bevor sie in die Gegenwart der Mutter Oberin hinüberwechselte.
    Bewegungen wie Worte: »Sie ist also doch in meine Räume gegangen. Gut. Es hätte ja auch jemand nachlässig mit meiner Einladung umgehen können.«
    Odrades bereite Sinne bebten in Sheeanas Gegenwart. Die jüngste Ehrwürdige Mutter aller Zeiten. Man dachte oft an sie als an die stille kleine Sheeana. Sie war nicht mehr immer still, und klein war sie auch nicht mehr, aber das Etikett klebte an ihr. Sie war nicht einmal ängstlich, doch dann und wann so leise wie ein Mäuschen am Rande eines Feldes, das darauf wartete, daß der Bauer endlich ging. Damit es hervorkommen und sich auf die von den Ähren gefallenen Körner stürzen konnte.
    Sheeana durchquerte den Raum und blieb weniger als einen Schritt vor Odrade stehen. »Wir haben uns zu lange nicht gesehen, Mutter Oberin.«
    Odrades erster Eindruck war äußerst zwiespältig.
    Offenheit und Tarnung?
    Sheeana blieb still und aufnahmebereit.
    Diese Nachfahrin der Siona Atreides hatte unter der Bene Gesserit-Patina interessante Gesichtszüge entwickelt. Die Reife arbeitete an ihr – laut den Plänen der Schwesternschaft und denen der Atreides. Anzeichen zahlreicher mit Ernst getroffener Entscheidungen. Aus der mageren, dunkelhäutigen Waise mit dem braunen, von der Sonne gebleichten Haar war eine gelassene Ehrwürdige Mutter geworden. Ihre Haut war immer noch dunkel, denn sie hielt sich oft im Freien auf. Auch ihr Haar war noch sonnengebleicht. Die Augen jedoch – in ihrem stählernen Totalblau – sagten: »Ich habe die Agonie hinter mir.«
    Was ist es, das ich da in ihr spüre?
    Sheeana sah den Ausdruck in Odrades Gesicht (die Bene Gesserit-Unbefangenheit!) und wußte, daß dies die lange gefürchtete Konfrontation war.
    Es gibt keine andere Verteidigung außer meiner Wahrheit, und ich hoffe, daß sie mich unterbricht, bevor ich ein volles Geständnis ablege.
    Odrade musterte ihre ehemalige Schülerin mit höchster Sorgfalt. Alle ihre Sinne waren geöffnet.
    Furcht! Was empfinde ich? War etwas Besonderes an ihren Worten?
    Die Regelmäßigkeit der Stimme Sheeanas war zu jenem machtvollen Instrument geformt worden, die Odrade während ihres ersten Zusammentreffens vorausgeahnt hatte. Sheeanas ursprünglicher Charakter (ein Fremen-Charakter, falls es je einen gegeben hatte!) war an die Kandare genommen und in eine andere Richtung geleitet worden. Der Kern der Rachsucht war abgeschliffen. Ihrem Fassungsvermögen in den Bereichen Liebe und Haß hatte man straffe Zügel angelegt.
    Warum habe ich den Eindruck, daß sie mich umarmen möchte?
    Odrade kam sich plötzlich verwundbar vor.
    Diese Frau kennt meine Verteidigungssysteme von innen. Es gibt keine Möglichkeit, sie je wieder völlig draußen zu halten.
    Tamalanes Beurteilung fiel ihr ein: »Sie ist eine von denen, die stets für sich selbst bleiben. Erinnerst du dich an Schwester Schwangyu? Sie ist wie sie, aber noch eigensinniger. Sheeana weiß, wohin

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