Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten
bleibt uns anderes übrig?
Als sie stand, sah sie Idaho an. »Dies ist die richtige Aufgabe für einen Hellseher-Mentaten!«
Nachdem die Frauen gegangen waren, zog sich Teg auf einen Stuhl hinauf und schaute auf den leeren Raum, der hinter der Sichtwand zu sehen war. Es war schwül dort drinnen gewesen, noch jetzt spürte er das angestrengte Hämmern seines Herzens. »War wohl 'ne gute Show«, sagte er.
»Ich hab schon bessere gesehen.« Äußerst trocken.
»Am liebsten hätte ich jetzt ein großes Glas Marinete, aber ich bezweifle, daß dieser Körper es vertragen würde.«
»Bell wird auf Dar warten, wenn sie zum Zentrum zurückkehrt«, sagte Idaho.
»In die tiefste Hölle mit Bell! Wir müssen diese Geehrten Matres entschärfen, bevor sie uns finden.«
»Und unser Bashar hat genau den benötigten Plan.«
»Zum Teufel mit diesem Titel!«
Idaho schnappte schockiert nach Luft.
»Ich sag dir was, Duncan!« Lebhaft. »Einst, als ich mich auf ein wichtiges Treffen mit einem Feind einließ, hörte ich, wie ein Adjutant mich anmeldete. ›Der Bashar ist da.‹ Ich wäre beinahe auf die Schnauze gefallen, so hat mich die Abstraktion herausgerissen.«
»Mentaten-Trübung.«
»Genau das war's! Aber ich wußte, daß der Titel mich von einer Sache entfernte, die ich nicht zu verlieren wagen konnte. Bashar? Ich war mehr als das! Ich war Miles Teg, der Name, den mir meine Eltern gegeben haben.«
»Du warst auf der Namenskette!«
»Gewiß, und mir wurde klar, daß mein Name von etwas Wesentlicherem entfernt stand. Miles Teg? Nein, ich war etwas Fundamentaleres als das. Ich konnte meine Mutter sagen hören: ›Oh, welch ein hübsches Baby.‹ So war ich nun mit einem anderen Namen da: ›Hübsches Baby‹.«
»Bist du tiefergegangen?« fragte Idaho fasziniert.
»Ich war gefangen. Ein Name führte zum anderen, und immer so weiter, bis zur Namenlosigkeit. Als ich zu diesem wichtigen Treffen kam, war ich namenlos. Hast du das je riskiert?«
»Einmal.« Er gab es zögernd zu.
»Einmal passiert es uns wenigstens allen. Aber da war ich nun. Man hatte mich eingewiesen. Ich wußte über jeden der am Tisch Versammelten etwas: Aussehen, Name, Titel – und natürlich kannte ich die Herkunft jedes einzelnen.«
»Aber du warst nicht richtig da.«
»Oh, ich sah, wie die Gesichter mich erwartungsvoll musterten, fragend, sorgenvoll. Aber sie kannten mich nicht!«
»Und das gab dir ein Gefühl großer Macht?«
»Genau das, vor dem man uns in der Mentatenschule gewarnt hatte. Ich stellte mir die Frage: ›Ist dies der Geist in seinem Anfangsstadium?‹ Lach nicht! Es ist eine quälende Frage.«
»Du gingst also tiefer?« Von Tegs Worten gefangen, ignorierte Idaho das warnende Ziehen am Rande seines Bewußtseins.
»O ja. Und ich fand mich in dem bekannten ›Spiegelsaal‹ wieder, den man uns beschrieben und dem man uns zu entfliehen gewarnt hatte.«
»Du hast dich also erinnert, wie man wieder hinauskommt und ...«
»Erinnert? Du bist offensichtlich auch dagewesen. Hat dein Gedächtnis dich rausgebracht?«
»Es half.«
»Trotz der Warnungen verweilte ich, sah mein ›Ich der Ichs‹ – und endlose Permutationen. Reflexionen und Reflexionen, ad infinitum.«
»Die Faszination des ›Ego-Kerns‹. Verdammt wenige entkommen dieser Tiefe. Du hast Glück gehabt.«
»Ich weiß nicht genau, ob man es als Glück bezeichnen kann. Ich wußte, daß es ein Primärbewußtsein geben muß, ein Erwachen ...«
»Das entdeckt, daß es nicht das Primäre ist.«
»Aber ich wollte eine Individualität an der Wurzel des Ichs!«
»Haben die Leute bei diesem Treffen nicht bemerkt, daß irgend etwas mit dir im Gange war?«
»Später entdeckte ich, daß ich mit einem hölzernen Gesichtsausdruck dort herumsaß, der diese mentale Gymnastik verbarg.«
»Du hast nicht gesprochen?«
»Ich war sprachlos. Man interpretierte es als ›die zu erwartende Reserviertheit des Bashars‹. Woran man wieder mal sieht, wie ein Ruf zustande kommt.«
Idaho setzte zu einem Lächeln an, aber dann dachte er an die Kom-Augen. Er wußte sofort, wie die Wachhunde derartige Offenheiten interpretieren würden. Ein unberechenbares Talent in einem gefährlichen Atreides-Nachfahren! Die Schwestern wußten von den Spiegeln. Jeder, der ihnen entkommen war, mußte ihnen verdächtig erscheinen. Was zeigten die Spiegel ihm?
Als hätte er die gefährliche Frage vernommen, sagte Teg: »Ich war gefangen, und ich wußte es. Ich konnte mich selbst als faulenzenden Pennbruder
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