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Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten

Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten

Titel: Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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ihre Gefährtinnen der Schlange der Wartenden zugesellten. Tamalanes anklagende Worte riefen ihr den zweiten Tag nach der Entscheidung in Erinnerung, das Große Meer zu vernichten. Sie war bei Sheeana gewesen. Am frühen Morgen an ihrem Fenster stehend, hatte Odrade vor dem Wüstenhintergrund einen Meeresvogel beobachtet. Er flatterte nordwärts, eine Kreatur, die in dieser Umgebung völlig fehl am Platze war – aber gerade deswegen von tiefer Nostalgie.
    Weiße Schwingen, die im frühen Sonnenlicht leuchteten. Schwarze Flecken ober- und unterhalb seiner Augen. Plötzlich ließ er sich herabsinken, mit bewegungslosen Schwingen. Und dann, als er von einer Luftströmung angehoben wurde, schlug er mit den Flügeln wie ein Falke und entzog sich ihren Blicken hinter den entfernteren Gebäuden. Als er wieder zum Vorschein kam, trug er etwas im Schnabel: einen Bissen, den er im Flug verzehrte.
    Ein Meeresvogel, allein, sich anpassend.
    Wir passen uns an. Wir passen uns tatsächlich an.
    Es war kein beruhigender Gedanke. Eher schockierend. Odrade hatte sich gefühlsmäßig im Widerspruch zu einem gefährlich abdriftenden Kurs befunden. Nicht nur ihre geliebte Ordensburg, das gesamte menschliche Universum schien aus den Fugen zu gehen und neue Formen anzunehmen. Vielleicht war es in diesem neuen Universum richtig, daß Sheeana weiterhin gewisse Dinge vor der Mutter Oberin verbarg. Und sie verbirgt wirklich etwas vor mir.
    Der ätzende Tonfall Bellondas holte Odrade wieder in die Gegenwart zurück. »Wenn du dir schon selbst nichts holen willst, müssen wir ja wohl für dich sorgen.« Bellonda stellte eine Schüssel mit aromatisch duftendem Fischeintopf vor ihr ab. Daneben legte sie ein großes Stück Knoblauchbrot.
    Nachdem sie die Bouillabaisse verzehrt hatten, legte Bellonda den Löffel nieder und maß Odrade mit einem festen Blick. »Du wirst doch wohl nicht noch vorschlagen, wir sollen ›unseren Nächsten‹ lieben und dergleichen entnervenden Unfug mehr?«
    »Danke, daß du mir was zu essen gebracht hast«, sagte Odrade.
    Sheeana schluckte, dann huschte ein breites Grinsen über ihre Züge. »Es schmeckt hervorragend!«
    Bellonda wandte sich wieder dem Essen zu. »Es geht.« Aber sie hatte den unausgesprochenen Kommentar vernommen.
    Tamalane aß bedächtig. Ihre Aufmerksamkeit wanderte von Sheeana über Bellonda zu Odrade. Sie schien für eine künftige ›Reform‹ der emotionalen Verengung. Zumindest machte sie keine Einwände, und ältere Schwestern hatten meist immer irgendwelche Bedenken.
    Die Liebe, die die Bene Gesserit zu leugnen versuchten, dachte Odrade, ist überall. In kleinen und großen Dingen. Wie viele Möglichkeiten es gab, ergötzliche, lebenserhaltende Nahrung zuzubereiten; Rezepte, die wirklich die Verkörperung alter und neuer Liebe waren. Wie mild und kräftigend ihr die Bouillabaisse auf der Zunge lag; ihre Ursprünge waren tief in der Liebe verwurzelt: in der zu Hause befindlichen Frau, die jenen Teil des Tagesfangs verarbeitete, den ihr Gatte nicht verkaufen konnte.
    Der Urkern der Bene Gesserit war in Vorlieben verborgen. Warum diente man sonst jenen unausgesprochenen Bedürfnissen, die die Menschheit stets mit sich herumtrug? Warum sollte man sonst an der Perfektionierung der Menschheit arbeiten?
    Als ihre Schale leer war, ließ Bellonda den Löffel sinken und reinigte sie mit dem Rest ihres Brotes. Sie schluckte, schaute nachdenklich drein. »Liebe schwächt uns«, sagte sie. Ohne besonderen stimmlichen Nachdruck.
    Eine Akoluthe hätte es nicht anders gesagt. Geradewegs aus dem Codex. Odrade verbarg ihre Erheiterung und konterte mit einem anderen Codex-Stolperstein. »Vorsicht vor Zunftsprachen. Sie kaschieren im allgemeinen nur Unwissenheit und enthalten wenig Wissen.«
    Bedächtiger Respekt zeigte sich in Bellondas Zügen.
    Sheeana schob sich vom Tisch zurück und wischte sich den Mund mit einer Serviette ab. Tamalane tat es ihr gleich. Ihr Stuhlhund paßte sich mit einer sanften Bewegung an, als sie sich zurücklehnte. Ihre Augen wirkten hell und zugleich amüsiert.
    Tam weiß Bescheid! Die listige alte Hexe kennt sich mit meinen Methoden immer noch aus. Aber Sheeana ... welches Spiel spielt sie? Ich würde fast sagen, daß sie darauf hofft, mich ablenken zu können, damit ich meine Aufmerksamkeit nicht auf sie richte. Sie macht es wirklich gut ... hat es ja auch auf meinem Schoß gelernt. Nun ja ... zwei können das Spiel machen. Ich übe Druck auf Bellonda aus – aber meine kleine

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