Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten

Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten

Titel: Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
Vom Netzwerk:
und Dortujla.
    In einem Seitenflügel, den sie passierten, war deutlich eine gewisse Verwahrlosung zu erkennen. Sollte das heißen, daß der Verkehr auf Kreuzweg abgenommen hatte? Interessant. Man hatte einen ganzen Korridor mit Rolläden versiegelt. Um etwas zu verbergen? In dem so entstandenen Zwielicht konnte sie auf dem Boden ebenso Staub erkennen wie auf den Simsen, die nur wenige Spuren von Instandhaltungsmechanismen zeigten. Tarnung für das, was außerhalb dieser Fenster lag? Unwahrscheinlich. Man hatte diese Zone für einige Zeit abgeschottet.
    Wie bestimmte Dinge instandgehalten wurden, sagte ihr etwas. Sehr wenig Verkehr. Der Geehrte Matres-Effekt. Wer wagte es schon, viel unterwegs zu sein, wenn es sicherer war, sich einzugraben und darum zu beten, daß die gefährlichen Würger einen nicht bemerkten? Die Zugangswege zu den Privatquartieren der Elite wurden in Schuß gehalten. Nur die Besten wurden bestens versorgt.
    Wenn Flüchtlinge von Gammu eintreffen, ist auf jeden Fall genug Platz da.
    Ein Robo hatte Suipol in der Halle einen Leitpulsator ausgehändigt. »Damit Sie nachher Ihren Weg finden.« Ein runder, blauer Ball mit einem gelben Pfeil, der sich darin bewegte und ihnen den Weg wies. »Wenn Sie angekommen sind, ertönt eine leise Klingel.«
    Die leise Klingel ertönte.
    Und wo sind wir angekommen?
    Wieder an einem Ort, der ›jeglichen Luxus‹ aufwies und gleichzeitig abstoßend blieb. Zimmer mit sanftgelben Böden, blaßblauen Wänden, weißen Decken. Keine Stuhlhunde. Dafür konnte man dankbar sein, obwohl dies eher auf Sparsamkeit als auf eine Rücksichtnahme der möglichen Vorlieben der Gäste hindeutete. Stuhlhunde erforderten Unterhalt und Pflege durch einen teuren Stab. Sie sah Möbel mit Permaflox-Bezügen. Und hinter den Bezügen fühlte sie die Spannkraft von Kunststoff. Alles war auf die übrigen Farben des Zimmers abgestimmt.
    Das Bett war ein kleiner Schock. Jemand hatte die Bitte um eine harte Matratze allzu wörtlich genommen. Ein flaches Ding aus schwarzem Plaz, ohne Kissen. Keine Zudecke.
    Als Suipol dies sah, wollte sie aufbrausen, aber Odrade brachte sie zum Schweigen. Trotz der Ressourcen der Bene Gesserit war die Bequemlichkeit manchmal von sekundärer Bedeutung. Die Arbeit ging vor! Das war die erste Regel. Wenn die Mutter Oberin dann und wann auf einem harten Bett ohne Decken schlafen mußte, war das wegen der Dienstpflicht hintanzustellen. Davon abgesehen verfügten die Bene Gesserit über Möglichkeiten, sich solchen Belanglosigkeiten anzupassen.
    Odrade nahm die Unbequemlichkeit hin, denn ihr war bewußt, daß man sie auf eine andere Weise beleidigen würde, wenn sie sich beschwerte.
    All das sollen sie dem Fassungsvermögen ihres Unterbewußtseins hinzufügen. Und sich darüber Gedanken machen.
    Man rief sie, als sie den Rest der Räumlichkeit ihrer Unterkunft inspizierte, und alles deutete darauf hin, daß man sie äußerst geringschätzte und sich offen amüsierte. Eine Stimme pfiff durch eine Deckenöffnung, als Odrade und ihre Begleiterinnen gerade das gemeinsame Wohnzimmer betraten: »Gehen Sie wieder in die Halle! Dort werden Sie auf die Eskorte stoßen, die Sie zur Großen Geehrten Mater bringt.«
    »Ich werde allein gehen«, sagte Odrade und erstickte sämtliche Einwände im Ansatz.
    Eine Geehrte Mater in grüner Robe erwartete sie auf einem zerbrechlich wirkenden Stuhl an der Stelle, wo der Korridor in die Halle mündete. Ihr Gesicht wirkte wie eine Burgmauer – eine Steinschicht auf der anderen. Ihr Mund war ein Schleusentor, durch das sie mit einem transparenten Strohhalm eine Flüssigkeit aufsaugte. Die Flüssigkeit roch nach Zucker. Ihre Augen waren Waffen, die über einen Wall hervorlugten. Die Nase: ein Abhang, über den die Augen ihren Haß versprühten. Das Kinn: schwach. Unnötig, dieses Kinn. Nachträgliche Überlegungen: Etwas, das von einer früheren Konstruktion übriggeblieben ist. Man sah das Kind in ihr. Und ihr Haar: künstlich gedunkelt zu einem schmutzigen Braun. Unwichtig. Augen, Nase, Mund: sie waren wichtig.
    Die Frau stand anmaßend langsam auf, was wohl bedeuten sollte, welche Gnade sie Odrade erwies, indem sie sie überhaupt bemerkte.
    »Die Große Geehrte Mater hat eingewilligt, Sie zu empfangen.«
    Eine tiefe, fast männliche Stimme. Was sie auch tat, sie tat es mit unverhohlenem Stolz. Sie steckte voller unerschütterlicher Vorurteile. Sie kannte so viele Dinge, daß sie die wandelnde Zurschaustellung von Unwissenheit und Ängsten

Weitere Kostenlose Bücher