Dune 07 - Die Jäger des Wüstenplaneten
hat ihre Entscheidung getroffen, und du hast ihr getrotzt. Ich bin bereit, einen neuen Ghola von Leto II. heranzuzüchten – oder auch zehn weitere Gholas –, um zu garantieren, dass wenigstens einer überlebt. Elf Gholas von Duncan wurden getötet, bevor wir den Bashar beauftragten, ihn zu beschützen. Ist es das, wozu du uns zwingen willst, Garimi?« Der entsetzte Blick in den Augen der Frau war Sheeana Antwort genug.
»In der Zwischenzeit beauftrage ich dich, als Wächterin das Leben Letos II. zu schützen. Du bist von jetzt an für sämtliche Gholas verantwortlich, in der Rolle der offiziellen Proctor Superior.«
Garimi und ihre Anhängerinnen reagierten verblüfft. Sheeana lächelte über ihre Fassungslosigkeit. Jeder im Raum wusste, dass die Verantwortung für das Leben des einjährigen Jungen nun allein in Garimis Händen lag. Teg konnte ein leichtes Lächeln nicht unterdrücken. Sheeana hatte die perfekte Strafe für eine Bene Gesserit ausgesprochen. Garimi würde es nicht wagen, ihm irgendetwas zustoßen zu lassen.
Als sie erkannte, dass sie in der Falle saß, nickte Garimi knapp. »Ich werde ihn bewachen, und ich werde ergründen, welche Gefahren in ihm lauern. Wenn ich sie entdecke, erwarte ich, dass du die notwendigen Maßnahmen einleitest.«
»Nur die notwendigen .«
Leto II. saß mit unschuldigem Blick auf seinem Kinderstuhl, ein kleines, hilflos wirkendes Baby – in dessen Gedächtnis Erinnerungen an dreitausendfünfhundert Jahre der Tyrannei eingeschlossen waren.
* * *
Nachdem sie erneut die Strohgedeckten Häuser in Cordeville betrachtet hatte, lag Sheeana in ihrem Bett, schlief immer wieder für kurze Zeit ein und wachte mit besorgten und unruhigen Gedanken auf. Seit einiger Zeit waren weder Serena Butler noch Odrade zurückgekehrt, um zu ihr zu flüstern, aber sie spürte einen tieferen Aufruhr, der in den Weitergehenden Erinnerungen rumorte. Als die Erschöpfung ihre Gedanken trübte, spürte sie, wie sie in eine seltsame Falle geriet, in eine Vision, die sie nicht mehr losließ, viel intensiver als ein Traum. Sie versuchte, aus diesem beunruhigenden Zustand aufzuwachen, doch es gelang ihr nicht.
Braune und graue Farbtöne umwirbelten sie, und dahinter sah sie eine Helligkeit, von der sie angezogen wurde, die ihren Körper durch die Farben zum Licht beförderte. Geräusche hallten ihr entgegen, wie schreiender Wind, und eine staubige Trockenheit drang in ihre Lungen und reizte sie zum Husten.
Schlagartig hörten das Gewirbel und Getöse auf, und sie fand sich auf Sandboden stehend wieder. Große Dünen zogen sich wie Wellen vom Vordergrund bis zum fernen Horizont. War dies Rakis, wie der Planet während ihrer Kindheit gewesen war? Oder eine noch ältere Welt? Obwohl sie barfuß in ihrer Schlafkleidung dastand, konnte sie seltsamerweise den Boden unter sich nicht spüren, genauso wenig wie die Hitze der hellen Sonne. Ihre Kehle jedoch war völlig ausgetrocknet.
Von leeren Dünen umgeben kam es ihr sinnlos vor, in irgendeine Richtung gehen oder laufen zu wollen. Also wartete sie. Sheeana bückte sich und hob eine Handvoll Sand auf. Sie hob den Arm und ließ den Sand durch die Finger rieseln – doch der Strom verhielt sich in der Luft wie in einer Sanduhr. Die Körnchen rutschten langsam durch einen unsichtbaren engen Durchlass. Sheeana beobachtete, wie sich der imaginäre untere Teil der Sanduhr allmählich füllte. Bedeutete das, dass die Zeit knapp wurde? Für wen?
Überzeugt, dass dies mehr als nur ein Traum war, fragte sie sich, ob sie eine Reise in die Weitergehenden Erinnerungen erlebte, nicht nur in Form von Stimmen, sondern von tatsächlichen Erfahrungen. Die Vision umfasste auch ihren Tastsinn, genauso wie in der Wirklichkeit. Hatte sie sich an einen anderen Ort begeben – ähnlich wie das Nicht-Schiff schon einmal in ein alternatives Universum geraten war?
Während sie mitten in der Wüste stand, rieselte der Sand weiter durch die gestaltlose Sanduhr. Würde ein Sandwurm kommen, wenn diese Landschaft ein Abbild des Planeten Dune war?
In der Ferne auf einem Dünenkamm sah sie eine einsame Gestalt, eine Frau, die sich mit eingeübten, bewusst unregelmäßigen Schritten über den Sand bewegte, als hätte sie es schon ihr ganzes Leben lang getan. Die Fremde glitt die Neigung der Düne hinunter und verschwand im Tal, das diese von der nächsten trennte. Wenig später tauchte sie auf einer näheren Sandkuppe wieder auf. Erneut durchquerte sie ein Tal und kam ihr stetig
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