Dune 07 - Die Jäger des Wüstenplaneten
darauf hin, dass diese Welt schon seit einem Jahrhundert oder mehr unbewohnt ist, je nach dem, wie hoch der damalige Grad der Industrialisierung war. Die Prärien und Wälder sind intakt. Alles sieht völlig normal aus, fast wie unberührt.«
Garimis Gesicht zeigte tiefe Falten auf der Stirn und um den Mund. »Mit anderen Worten, hier ist nicht das Gleiche wie auf Rakis passiert, wo die Huren einen Planeten in einen verkohlten Gesteinsklumpen verwandelt haben.«
»Nein, nur die Bewohner sind fort.« Duncan schüttelte den Kopf, während er die Informationen verfolgte, die über die Bildschirme wanderten, einschließlich Stadtplänen und atmosphärischen Daten. »Entweder haben sie diese Welt verlassen, oder sie sind hier gestorben. Glauben Sie, dass sie sich vor dem Äußeren Feind versteckt haben? Dass sie so verzweifelt versucht haben, unsichtbar zu bleiben, dass sie den kompletten Planeten in ein Nicht-Feld hüllten?«
»Ist es eine Welt der Geehrten Matres?«, fragte Garimi.
Sheeana traf eine Entscheidung. »Das hier könnte der Schlüssel zu dem sein, wovor wir davonlaufen. Wir müssen so viel wie möglich in Erfahrung bringen. Wenn dort unten Geehrte Matres lebten, müssen wir wissen, was sie vertrieben hat – oder was sie getötet hat.«
Garimi hob den Finger. »Die Huren kamen zu den Bene Gesserit, weil sie wissen wollten, wie wir unsere Körper kontrollieren. Sie wollten unbedingt herausfinden, wie Ehrwürdige Mütter ihre Immunfunktionen beeinflussen können, Zelle für Zelle. Natürlich!«
»Sprechen Sie Klartext, Garimi. Was wollen Sie damit sagen?« Tegs Stimme klang abgehackt, er war wieder der harte Schlachtenkommandant.
Sie warf ihm einen säuerlichen Blick zu. »Sie sind Mentat. Extrapolieren Sie die Daten.«
Teg nahm den Tadel nicht persönlich. Stattdessen trübte sich vorübergehend sein Blick, bis sein Gesichtsausdruck wieder normal wurde. »Aha. Wenn die Huren wissen wollten, wie man Immunreaktionen kontrolliert, wurden sie möglicherweise mit einem biologischen Kampfmittel vom Feind angegriffen. Die Huren besaßen weder die Fähigkeiten noch das medizinische Wissen, um sich davor zu schützen, also wollten sie alles über die Geheimnisse der Immunität der Bene Gesserit erfahren, selbst wenn sie zu diesem Zweck ganze Planeten auslöschen mussten. Sie waren verzweifelt.«
»Sie hatten schreckliche Angst vor den Seuchen des Feindes«, sagte Sheeana.
Duncan beugte sich vor, um sich die Bilder der friedlichen, aber dennoch bedrohlich wirkenden Totenwelt genauer anzusehen. »Willst du darauf hinaus, dass der Feind diesen Planeten trotz des Nicht-Feldes entdeckt hat, um ihn dann mit einer Krankheit zu infizieren, an der alle Bewohner starben?«
Sheeana nickte zum großen Bildschirm. »Wir müssen landen und uns persönlich umsehen.«
»Das wäre unklug«, sagte Duncan. »Wenn eine Seuche jeden dahingerafft hat ...«
»Wie Miles soeben angedeutet hat, können wir uns als Ehrwürdige Mütter gegen eine Infektion schützen. Garimi kann mich begleiten.«
»Ein tollkühnes Vorhaben«, sagte Teg.
»Sorgsam auf unsere Sicherheit Acht zu geben hat uns in den vergangenen sechzehn Jahren kaum weitergebracht«, sagte Garimi. »Wenn wir diese Gelegenheit ungenutzt verstreichen lassen, mehr über den Feind zu erfahren – und über die Geehrten Matres –, haben wir kein besseres Schicksal verdient, als im Kampf gegen den Feind zu unterliegen.«
* * *
Garimi lenkte den kleinen Leichter durch die Atmosphäre und über die geisterhafte Metropole. Die leere Stadt war protzig und beeindruckend und bestand hauptsächlich aus hohen Türmen und wuchtigen, übertrieben verwinkelten Gebäuden. Alles vermittelte den Eindruck der Massivität, einer gewissen Lautstärke, als hätten die Erbauer Respekt vor ihrer Großartigkeit verlangt. Aber die Gebäude verfielen sichtlich.
»Zur Schau gestellte Extravaganz«, bemerkte Sheeana. »Ein Hinweis auf mangelndes Feingefühl, vielleicht sogar auf Unsicherheit der Machthaber.«
In ihrem Kopf erwachte die uralte Stimme von Serena Butler. In der Ära der Titanen errichteten die Tyrannen gewaltige Denkmäler für sich. So bestärkten sie ihren eigenen Glauben an ihre überragende Bedeutung.
Ähnliches war schon häufiger geschehen, vermutete Sheeana. »Als Menschen müssen wir immer wieder die gleichen Lektionen lernen. Wir sind dazu verdammt, unsere Fehler zu wiederholen.«
Als sie bemerkte, dass die Proctor Superior ihr einen verwunderten Blick zuwarf,
Weitere Kostenlose Bücher