Dune - Frühe Chroniken 01 - Das Haus Atreides
vom Heighliner und fiel aus dem Orbit in die wolkenverhüllte Atmosphäre von Caladan.
Für Duncan Idaho schien endlich eine lange, entbehrungsreiche Zeit zu Ende zu gehen.
In seinem Versteck im Durcheinander des Frachtraums schob Duncan eine schwere Kiste beiseite. Die Metallkanten schrammten über die Bodenplatten, aber er schaffte sie schließlich aus dem Weg, so dass er die Abdeckung einer kleinen Sichtluke entfernen konnte. Er beugte sich dicht an das stabile Plaz und starrte auf die von Ozeanen bedeckte Welt hinab. Allmählich glaubte er, dass er es geschafft hatte.
Caladan. Meine neue Heimat.
Selbst aus dem Weltraum hatte Giedi Primus düster und abweisend ausgesehen, wie ein entzündetes Geschwür. Doch Caladan, die Heimatwelt des legendären Herzogs Atreides – des Todfeindes der Harkonnens – wirkte wie ein im Sonnenlicht funkelnder Saphir.
Nach allem, was er durchgemacht hatte, kam es ihm immer noch unwahrscheinlich vor, dass die mürrische und verräterische Janess Milam tatsächlich Wort gehalten hatte. Sie hatte ihre ganz persönlichen Gründe gehabt, ihn zu retten, um Rache zu üben, aber das spielte für Duncan jetzt keine Rolle mehr. Er war hier.
* * *
Es war schlimmer als ein Alptraum gewesen, was ihm in den Tagen des Grübelns immer wieder durch den Kopf gegangen war, während der Heighliner auf Umwegen durch viele andere Systeme nach Caladan unterwegs gewesen war:
Als er sich in der Dunkelheit des Wildreservats dem geheimnisvollen Flitter-Thopter genähert hatte, war Duncan von der Frau gepackt worden, bevor er sich irgendwie verteidigen konnte. Der Junge hatte sich wild und heftig gewehrt, aber Janess hatte an seinem Arm gerissen und den gerade erst abgehärteten Wundverband wieder geöffnet, mit dem er seine Schulterverletzung behandelt hatte.
Mit überraschender Kraft hatte die dunkelhäutige Frau ihn in den Flitter gehoben und die Einstiegsluke verriegelt. Duncan hatte wie ein gefangenes Tier um sich geschlagen, gebissen und gekratzt, um sich aus ihrem Griff zu befreien. Er hämmerte gegen die Luke, wollte wieder hinaus, um zurück in die Nacht zu flüchten, in der ihm bewaffnete Jäger auf der Spur waren.
Aber die Tür des Flitters hatte nicht nachgegeben. Keuchend ließ Janess den Jungen los, warf ihr Haar zurück und funkelte ihn an. »Wenn du nicht sofort damit aufhörst, Duncan, werde ich dich den Harkonnen-Jägern vor die Füße werfen.«
Voller Verachtung kehrte sie ihm den Rücken zu und startete die Triebwerke des Flitters. Duncan spürte ein bedrohliches Summen, das das kleine Gefährt erzittern ließ. Er kauerte sich ängstlich an der Wand zusammen.
»Du hast mich schon einmal an die Harkonnens verraten!«, schrie er sie an. »Du bist dafür verantwortlich, dass die Männer meine Eltern geholt und sie ermordet haben. Du bist der Grund, warum ich so hart trainieren musste und warum sie mich jetzt jagen. Ich weiß, was du getan hast!«
»Ja, aber es hat sich einiges geändert seither.« Sie hob die Hand zu einer abwehrenden Geste und wandte sich wieder den Kontrollen zu. »Ich helfe den Harkonnens nicht mehr. Nicht nach dem, was sie mir angetan haben.«
Entrüstet ballte Duncan die Hände zu Fäusten. Aus der wieder geöffneten Wunde sickerte Blut in sein zerfetztes Hemd. »Was haben sie dir angetan?« Er konnte sich nicht vorstellen, dass jemand schlimmere Qualen erlitten hatte als er und seine Familie.
»Das würdest du nicht verstehen. Du bist noch ein Kind, nicht mehr als eine Spielfigur.« Janess lächelte und zog den Flitter vom Boden hoch. »Aber mit deiner Hilfe kann ich mich jetzt dafür rächen.«
Duncan schnaufte verächtlich. »Vielleicht bin ich nur ein Kind, aber ich habe diese Nacht damit verbracht, es den Harkonnens heimzuzahlen. Ich musste mit ansehen, wie Rabban meine Eltern tötete. Wer weiß, was sie meinen Onkeln und Tanten, meinen Vettern und Cousinen angetan haben?«
»Ich bezweifle, dass auf Giedi Primus noch irgendjemand mit dem Namen Idaho am Leben ist – vor allem nach der peinlichen Schlappe, die du ihnen in dieser Nacht zugefügt hast. Dumm gelaufen.«
»Wenn es so ist, war ihre Rache sinnlos«, sagte er, während er versuchte, seinen Schmerz zu verbergen. »Ich habe meine Verwandten sowieso nicht gekannt.«
Janess steigerte die Geschwindigkeit des Flitters und ließ ihn tief über die dunklen Bäume hinwegrasen, fort vom Wildreservat. »Jedenfalls helfe ich dir jetzt, den Jägern zu entkommen. Also hör auf, dich zu beklagen,
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