Dune - Frühe Chroniken 01 - Das Haus Atreides
Ajidica verbeugte sich erneut, ohne die Hände aus den weiten Ärmeln zu nehmen. »In erster Linie benötigt mein Volk materielle und finanzielle Mittel ... sowie einen Ort, an dem wir unsere Forschungen durchführen können. Ich werde das Programm persönlich leiten, aber die Bene Tleilax brauchen eine angemessene technische Ausstattung und industrielle Fertigungsanlagen. Am besten solche, die bereits in Betrieb – und gut gesichert sind.«
Elrood dachte darüber nach. Unter all den Welten des Imperium musste es doch irgendeinen Ort geben, einen HighTech-Planeten mit industriellen Kapazitäten ...
Plötzlich passten alle Puzzleteile zusammen, und er erkannte die Möglichkeit, gleichzeitig seinen alten Rivalen Vernius auszuschalten – die Rache für Dominics Affront im Zusammenhang mit der kaiserlichen Konkubine Shando und für das neue Heighliner-Modell, das sich so unvorteilhaft auf die Steuereinnahmen des imperialen Hauses auszuwirken drohte. Eine geniale Lösung!
Hasimir Fenring, der an seinem Platz auf den Stufen zum Thron hockte, verstand nicht, warum der Kaiser mit solcher Zufriedenheit lächelte. Die Stille hielt ungewöhnlich lange an. Er fragte sich, ob es etwas mit der zerstörerischen Wirkung von Chaumurky zu tun hatte. Der alte Mann würde sich schon bald irrationaler und paranoider verhalten. Und dann würde er bald sterben. Hoffentlich einen schrecklichen Tod.
Doch zuvor mussten noch die richtigen Hebel in Bewegung gesetzt werden.
»Ja, Hidar Fen Ajidica. Ich glaube, wir kennen einen geeigneten Ort für Ihr Projekt«, sagte Elrood. »Ich kann mir keinen besseren vorstellen.«
Dominic darf nichts davon erfahren, bevor es zu spät ist, dachte der Kaiser. Aber dann muss er erfahren, wer dafür verantwortlich ist. Unmittelbar bevor er stirbt.
Wie bei so vielen politischen Angelegenheiten kam es auch diesmal auf ein präzises Timing an.
29
Die Raumgilde hat jahrhundertelang daran gearbeitet, unsere Navigatoren mit der Aura des Geheimnisvollen zu umgeben. Sie werden verehrt, vom gemeinen Piloten bis zum talentiertesten Steuermann. Sie leben in Tanks voller Gewürzgas, sehen alle Wege durch Zeit und Raum, führen Raumschiffe in die fernsten Regionen des Imperiums. Aber niemand kennt den menschlichen Preis, den es kostet, zu einem Navigator zu werden. Dieses Geheimnis müssen wir bewahren, denn falls die Wahrheit bekannt wäre, würde man uns bemitleiden.
Ausbildungshandbuch der Raumgilde
Lehrbuch für Steuermänner
(nur für den internen Gebrauch)
Das asketische Botschaftsgebäude der Gilde stand im strengen Kontrast zur sonstigen Pracht der ixianischen Stalaktit-Stadt. Es war trist, funktionell und grau im Gegensatz zu den funkelnden und ausgeschmückten Türmen der Höhle. Die Raumgilde hatte andere Prioritäten als prunkvolle Verzierungen.
Heute sollten C'tair und D'murr geprüft werden, ob sie sich für eine Karriere als Gilde-Navigatoren eigneten. C'tair wusste nicht, ob er aufgeregt oder ängstlich sein sollte.
Als die Zwillingsbrüder Seite an Seite das Große Palais über einen abgeschirmten Gehweg verließen, fand C'tair das Botschaftsgebäude so unästhetisch und abstoßend, dass er überlegte, ob er wieder kehrtmachen sollte. Angesichts der gewaltigen Reichtümer der Gilde kam ihm diese Schmucklosigkeit, ja Schäbigkeit, seltsam vor; es bereitete ihm beinahe körperliches Unbehagen.
Als hätte er an genau dasselbe gedacht, auch wenn er zu einer anderen Schlussfolgerung gelangte, sah D'murr seinen Bruder an und sagte: »Wenn sich dem Geist eines Navigators erst einmal die Wunder des Weltraums eröffnet haben, braucht er keinen anderen Schmuck mehr. Wie könnte irgendeine menschliche Architektur die Wunder übertreffen, die ein Navigator auf nur einer Reise durch den Warpraum erlebt? Das Universum, Bruder! Das ganze Universum!«
C'tair musste diesen Punkt mit einem Nicken einräumen. »Gut, dann werden wir beide von nun an unterschiedliche Kriterien benutzen. Weißt du noch, was der alte Davee Rogo immer zu uns gesagt hat? Denkt außerhalb von Schubladen! Die Dinge werden ab jetzt so ... anders sein.«
Wenn er die Prüfung bestand, war er bereit, sich den Herausforderungen zu stellen, obwohl er eigentlich gar nicht gewillt war, die wunderschöne Höhlenstadt Vernii zu verlassen. Seine Mutter S'tina war eine bedeutende Gilde-Bankerin, sein Vater ein angesehener Botschafter, und mithilfe von Graf Vernius höchstpersönlich hatten sie dafür gesorgt, dass die Zwillinge
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