Dune - Frühe Chroniken 01 - Das Haus Atreides
beugte sich Zhaz konzentriert über das Kom-Gerät, das sein Gesicht in blasses Licht tauchte. »Achtung – da vorne gibt es Schwierigkeiten!« Er riss an den Kontrollen, und der Wagen wurde durchgeschüttelt, als er auf ein Nebengleis wechselte. Die anderen zwei Wachmänner hoben die Waffen und starrten blinzelnd in die Dunkelheit, die sie von allen Seiten umgab.
»Einheit Vier wurde überrannt«, sagte Hauptmann Zhaz. »Die Suboiden haben die Seitenwände durchbrochen. Ich versuche Drei zu erreichen!«
»Überrannt?«, fragte Rhombur, und sein Gesicht rötete sich – entweder vor Scham oder Wut. »Wie bei allen Höllen konnten die Suboiden das schaffen?«
»Die Einsatzzentrale sagt, dass Tleilaxu involviert sind – und ihre Gestaltwandler. Alle sind schwer bewaffnet.« Er keuchte, als er auf die hereinkommenden Berichte starrte. »Möge Gott uns schützen!«
Leto stand plötzlich einer Lawine von Fragen gegenüber. Die Tleilaxu? Warum sollten sie Ix angreifen? Djihad? Dies ist ein Maschinenplanet ... und die Tleilaxu sind religiöse Fanatiker. Fürchten sie sich so sehr vor ixianischen Maschinen, dass sie ihre in Tanks herangezüchteten Gestaltwandler einsetzen, um die Arbeiterklasse der Suboiden zu infiltrieren? Das würde die Koordination und Organisation erklären. Aber warum sollten sie daran interessiert sein? Warum hier?
Als der Schienenwagen weiterraste, erhielt Zhaz weitere Lageberichte. »Bei allen Heiligen und Sündern! Ingenieure der Tleilaxu haben soeben die Pipelines gesprengt, mit denen Wärme aus dem Planetenkern in die Stadt geleitet wird.«
»Aber wir brauchen diese Energie doch, um die Fabriken zu betreiben!«, rief Rhombur, der sich verzweifelt an seinen Sitz klammerte.
»Sie haben auch die Recycling-Tunnel zerstört, durch die Industrieabfälle und verbrauchte Chemikalien in den Felsmantel befördert werden.« Jetzt schien es, als würde dem Hauptmann jeden Augenblick die Stimme versagen. »Sie greifen das Herz von Ix an – sie lähmen unsere Produktionskapazitäten.«
Als Leto daran dachte, was er während seines mehrmonatigen Aufenthalts auf diesem Planeten gelernt hatte, fügten sich in seinem Geist plötzlich die Teile des Puzzles zusammen. »All diese Dinge lassen sich reparieren«, sagte er. »Sie wissen genau, wo sie zuschlagen dürfen, ohne Ix dauerhaften Schaden zuzufügen ...« Leto nickte verbittert, als ihm die Gründe klar wurden. »Die Tleilaxu wollen, dass diese Welt und ihre Anlagen intakt bleiben. Sie haben vor, alles zu übernehmen.«
»Red keinen Unsinn, Leto. Wir werden Ix niemals den dreckigen Tleilaxu überlassen.« Rhombur schien eher verdutzt als verärgert auf diesen Gedanken zu reagieren.
»Möglicherweise ... haben wir in dieser Angelegenheit gar keine Wahl, Mylord«, sagte Zhaz.
Als Rhombur Waffen verlangte, öffnete einer der Wachmänner eine Klappe im Boden des Fahrzeugs und holte zwei Maula-Pistolen und Schildgürtel hervor, die er an beide Prinzen weitergab.
Ohne zu fragen, legte Leto den Gürtel an und drückte auf den Testknopf, um sich zu vergewissern, dass die Einheit funktionierte. Die Projektilwaffe fühlte sich kalt an. Er überprüfte die Ladung aus tödlichen Pfeilen, nahm zwei weitere Magazine vom Wachmann entgegen und schob sie in dafür vorgesehene Taschen des Schildgürtels.
Die Fluchtkapsel schoss dröhnend in einen langen, dunklen Tunnel. Voraus erkannte Leto ein Licht, das immer größer und heller wurde. Er erinnerte sich, was sein Vater ihm über die Tleilaxu gesagt hatte: »Sie zerstören alles, was einer Denkmaschine ähnlich ist.« Damit wäre Ix für sie ein natürlicher Feind.
Dann erhellte das Licht das Wageninnere, bis es Letos Augen blendete und sie hineinrasten.
32
Religion und Gesetz müssen für die Massen ein und dasselbe sein. Ein Akt des Ungehorsams muss eine Sünde sein und religiöse Strafen nach sich ziehen. Das hat einen zweifachen Vorteil: größerer Gehorsam und größere Tapferkeit. Wir dürfen uns nicht allein auf die Tapferkeit von Individuen verlassen, sondern auf die Tapferkeit des ganzen Volkes.
Pardot Kynes, Ansprache vor einer Versammlung von Vertretern der größeren Sietches
Ungeachtet des Schicksals, zu dem man ihn verurteilt hatte, streifte Pardot Kynes durch die Höhlengänge, begleitet von seinen nunmehr treuen Gefährten Ommun und Turok. Die drei statteten Stilgar einen Besuch ab, der sich in den Räumen seiner Familie ausruhte und erholte.
Als er seine Besucher sah, setzte
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