Dune - Frühe Chroniken 01 - Das Haus Atreides
schlimmer war, als sich der Hauptmann vorstellen konnte. Dieses Problem ließ sich nicht innerhalb einer Stunde lösen.
Eine metallisch klirrende, verzweifelte Meldung kam herein. »Die Suboiden dringen in die höher gelegenen Ebenen vor! Wie ... wie konnten sie eine solche Aktion koordinieren?«
Rhombur fluchte, und Leto warf seinem Freund einen wissenden Blick zu. Er hatte versucht, die Ixianer zu warnen, aber er wollte nicht noch einmal auf diesen Umstand hinweisen. Das Haus Vernius war nicht bereit gewesen, den Ernst der Lage zu erkennen.
Leto wurde von Sicherheitsgurten an seinen Sitz gefesselt, dann beschleunigte der Schienenwagen mit leisem Summen und näherte sich mit hoher Geschwindigkeit den verborgenen Höhlen in der Felsdecke. Hauptmann Zhaz bearbeitete ein Kom-Gerät im vorderen Bereich des Abteils; seine Finger flogen über die Kommunikationstasten. Seine Hände waren in ein blaues Leuchten gehüllt. Rhombur beobachtete den Wachhauptmann aufmerksam, als erwartete er, dass er irgendwann das Kommando übernehmen müsste.
»Wir befinden uns in einer Fluchtkapsel«, wurde Leto von einem der Wachleute aufgeklärt. »Sie sind jetzt in Sicherheit. Die Suboiden werden es nicht schaffen, unsere oberen Verteidigungssysteme zu durchbrechen, nachdem wir sie aktiviert haben.«
»Aber was ist mit meinen Eltern?«, fragte Rhombur. »Und Kailea?«
»Wir haben für diesen Fall einen Plan. Sie und Ihre Familie sollten sich an einem Treffpunkt einfinden. Bei allen Heiligen und Sündern, ich hoffe, meine Leute erinnern sich, was sie zu tun haben. Zum ersten Mal ist es keine Übung.«
Der Wagen wechselte einige Male leicht ruckelnd die Gleise, dann raste er mit zunehmender Geschwindigkeit weiter, um schließlich steil in die Dunkelheit emporzusteigen. Nach einer Weile neigte sich das Gleis wieder in die Waagerechte, und das Gefährt wurde in helles Licht getaucht, als es an einer langen Fensterwand aus einseitig durchsichtigem Panzerplaz vorbeischoss. Sie erhaschten nur einen flüchtigen Blick auf den Aufruhr tief unter ihnen: wimmelnde Massenaufläufe und gelegentlich aufblitzendes Feuer auf dem Boden der Stadt. Wieder eine Explosion, die eine der transparenten Fußgängerröhren zerriss. Scherben regneten in die Tiefe. Menschen stürzten ameisengleich zappelnd ins Verderben.
»Halten Sie hier an, Hauptmann!«, rief Rhombur. »Ich muss mir ansehen, was da draußen geschieht.«
»Bitte, Mylord, aber nur für ein paar Sekunden«, sagte der Hauptmann. »Die Rebellen könnten durch diese Wand brechen.«
Leto konnte kaum fassen, was er da hörte. Rebellen? Explosionen? Evakuierungen? Ix war ihm bislang so kultiviert, so friedlich vorgekommen ... so weit entfernt von jeder Zwietracht. Auch wenn sie mit ihrem Schicksal unzufrieden waren – wie konnten die Suboiden einen so massiven und koordinierten Angriffsplan organisiert haben? Woher hatten sie sich die nötigen Mittel beschafft?
Durch die Fensterfront sah Leto uniformierte Vernius-Soldaten im aussichtslosen Kampf gegen Schwärme aus bleichhäutigen Angreifern tief unten auf dem Boden der Grotte. Die Suboiden warfen improvisierte Spreng- oder Brandsätze, während die Ixianer den Mob mit roten Lasgun-Strahlen niedermähten.
»Die Einsatzzentrale sagt, dass die Suboiden auf allen Ebenen rebellieren«, verkündete Zhaz in fassungslosem Tonfall. »Sie schreien ›Djihad‹, wenn sie sich in den Kampf stürzen.«
»Zinnoberrote Hölle!«, sagte Rhombur. »Was hat der Djihad damit zu tun? Was haben wir damit zu tun?«
»Wir müssen uns von den Fenstern zurückziehen, Mylord«, drängte Zhaz und zerrte an Rhomburs Ärmel. »Wir müssen rechtzeitig den Treffpunkt erreichen.«
Rhombur sprang vom Fenster zurück, als dahinter ein Teil einer Straße zusammenbrach und immer neue Scharen bleicher Suboiden aus den dunklen Tunneleingängen hervorquollen.
Der Schienenwagen beschleunigte wieder und bog nach links in die Dunkelheit, um weiter nach oben zu steigen. Rhombur nickte nachdenklich mit angespanntem und besorgtem Gesicht. »In den höheren Ebenen haben wir geheime Kommandozentren eingerichtet. Für einen solchen Fall wurden Vorkehrungen getroffen, und inzwischen dürften unsere militärischen Einheiten die lebenswichtigsten Produktionsstätten besetzt haben. Es dürfte nicht allzu lange dauern, diese Unruhen in den Griff zu bekommen.« Dem Sohn des Grafen war anzumerken, dass er vor allem sich selbst davon zu überzeugen versuchte.
Im vorderen Bereich des Wagens
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