Dune - Frühe Chroniken 01 - Das Haus Atreides
In diesem Fall ließ sich das Dilemma auch nicht mit einem geringfügigen Schnitt lösen, denn die Klinge war mit dem Wasser des Lebens vergiftet. Auch der winzigste Kratzer wäre tödlich.
All diese Tatsachen ließen sich nicht miteinander in Einklang bringen. Uliets Hände, die den Griff des gekrümmten Messers hielten, zitterten.
Ohne zu bemerken, dass ringsum alle anderen verstummt waren, redete Kynes weiter über Windfallen, aber sein Publikum, das genau wusste, was geschehen würde, beobachtete den angesehenen Krieger.
Dann lief Uliet das Wasser im Mund zusammen. Er versuchte nicht daran zu denken, aber es war unausweichlich wie ein Traum. Er schien den süßen, klebrigen Saft von Portyguls zu schmecken, von frischen Früchten, die man einfach vom Baum pflücken konnte, um sie zu essen ... und das Fleisch anschließend mit einem Schluck klaren Wassers aus einem offenen Teich hinunterzuspülen. Wasser für alle.
Uliet trat zwei Schritte zurück und hob in zeremonieller Geste das Messer. Er trat einen weiteren Schritt zurück, als Kynes von ausgedehnten Getreidefeldern und sanften Frühlingsregenschauern sprach.
Der Assassine drehte sich benommen um und dachte nur noch an die Worte, die der göttliche Bote zu ihm gesprochen hatte: »Aus dem Weg.«
Er wandte sich ab und starrte auf das Messer in seinen Händen. Dann schwankte Uliet, hielt inne, beugte sich erneut schwankend vor, und dann stürzte er auf das Messer – mit voller Absicht. Weder knickte er die Knie ein noch zuckte er zusammen oder versuchte, irgendwie seinem Schicksal auszuweichen, als er flach auf den Boden und in die Spitze des Messers stürzte. Das vergiftete Crysmesser drang unter seinem Brustbein ein und wurde ihm ins Herz getrieben. Sein Körper zitterte auf dem Steinboden. Nach wenigen Augenblicken war Uliet tot. Er vergoss nur wenig Blut.
Das Sietch-Publikum schrie angesichts dieses Zeichens auf und wich zurück. Als Kynes nun bemerkte, wie die Fremen ihn voller religiöser Ehrfurcht anstarrten, versiegten seine Worte. Er drehte sich um und sah das Blutopfer, das dieser Fremen ihm soeben gebracht hatte.
»Was hat das zu bedeuten?«, fragte Kynes. »Wer war dieser Mann?«
Die Wassermänner eilten herbei, um Uliets Leiche zu bergen. Unter raschelnden Gewändern, unter einem Vorhang aus Decken und Tüchern schafften sie den toten Assassinen fort, um ihn zur Weiterverarbeitung in die Todesdestillen zu schaffen.
Die anderen Fremen sahen Kynes nun voller Ehrerbietung an. »Schaut nur! Gott hat uns gezeigt, was wir tun sollen!«, rief eine Frau. »Er hat Uliet geführt. Er hat zu Pardot Kynes gesprochen.«
» Umma Kynes«, sagte jemand. Kynes, der Prophet.
Ein Mann erhob sich und blickte auf die Menge. »Wir wären Narren, wenn wir uns jetzt noch seinen Worten verschließen würden.«
Boten machten sich auf den Weg und liefen durch den gesamten Sietch. Da er die Religion der Fremen noch nicht verstanden hatte, begriff Kynes nicht, was geschah.
Dennoch war er nun überzeugt, dass er keine Schwierigkeiten mehr haben würde, die Menschen zu bewegen, ihm zuzuhören.
33
Kein Fremder hat jemals eine Tleilaxu-Frau zu Gesicht bekommen. Angesichts der Vorliebe der Tleilaxu für genetische Manipulationen – siehe z.B. entsprechende Memos über Klone und Gholas – wirft diese simple Feststellung eine Unmenge weiterführender Fragen auf.
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Eine Ixianerin mit einwandfreier Kurierlizenz traf atemlos auf Kaitain ein und hatte dem Imperator ein wichtiges Kommuniqué zu überbringen. Ohne sich eine Pause zu gestatten oder irgendwelche Fragen zu beantworten, marschierte sie in den Palast. Selbst Cammar Pilru, der offizielle Botschafter von Ix, hatte noch nichts von den unangenehmen Neuigkeiten erfahren, so dass er keine Ahnung von der Revolte der Suboiden hatte.
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In Begleitung zweier Gilde-Vertreter ließ die Kurierin Yuta Brey unverzüglich ein Treffen mit dem Imperator arrangieren. Pilru hatte Wind von der Aufregung bekommen und war sofort zum Audienzsaal geeilt, doch die Frau
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