Dune - Frühe Chroniken 01 - Das Haus Atreides
kurzem eingeführt worden. Als sie zufrieden waren, bedeuteten sie Duncan, dass er eintreten sollte. Er gelangte nun in einen großen Raum mit gewölbter Decke, die von schweren dunklen Balken getragen wurde.
In der Mitte des Raumes saß der alte Herzog und betrachtete seinen Besucher. Er war kräftig, ein Bär von einem Mann, mit Vollbart und hellgrünen Augen. Er ruhte entspannt auf einem Holzstuhl, nicht auf einem protzigen Thron. Hier konnte er sich stundenlang wohl fühlen, während er Staatsangelegenheiten regelte. Die Rückenlehne aus dunklem Elacca-Holz war knapp über dem Kopf des alten Patriarchen mit einem geschnitzten Falken-Wappen geschmückt.
Neben ihm saß sein Sohn Leto, der mager und erschöpft wirkte, als hätte er sich immer noch nicht ganz von seinen Strapazen erholt. Duncan blickte in Letos graue Augen und spürte, dass sie beide sich vieles zu erzählen und vieles miteinander gemeinsam hatten.
»Hier haben wir einen ziemlich hartnäckigen kleinen Jungen, Leto«, sagte der alte Herzog und blickte sich zu seinem Sohn um.
»Er macht den Eindruck, als hätte er ein ganz anderes Ansinnen als die bisherigen Bittsteller des heutigen Tages.« Leto hob die Augenbrauen. Er war nur fünf oder sechs Jahre älter als Duncan – was in ihrem Alter jedoch einen erheblichen Unterschied ausmachte –, aber es schien, dass sie beide recht plötzlich mit dem Erwachsenenleben konfrontiert worden waren. »Er erweckt nicht den Anschein der Habgier.«
Paulus' Miene besänftigte sich, als er sich auf seinem großen Stuhl vorbeugte. »Wie lange hast du schon da draußen gewartet, Junge?«
»Ach, das spielt jetzt keine Rolle mehr, Mylord«, antwortete Duncan – und hoffte, dass er die angemessenen Worte gewählt hatte. »Jetzt bin ich hier.« Nervös kratzte er an einem Leberfleck am Kinn.
Der alte Herzog warf dem Wachmann, der ihn hereingeführt hatte, mit gerunzelter Stirn einen kurzen Blick zu. »Haben Sie diesem jungen Mann zu essen gegeben?«
»Man hat mich bestens versorgt, Mylord. Vielen Dank. Und ich habe auch sehr gut in Ihrem bequemen Hof geschlafen.«
»Im Hof? « Wieder ein finsterer Blick zum Wachmann. »Wie dem auch sei ... weshalb sind Sie hier, junger Mann? Kommen Sie aus einem der Fischerdörfer?«
»Nein, Mylord – ich komme von Giedi Primus.«
Die Wachen legten instinktiv die Hände an die Waffen. Der alte Herzog und sein Sohn blickten sich gleichzeitig an, zuerst ungläubig. »Dann sollten Sie uns unbedingt erzählen, was mit Ihnen geschehen ist«, sagte Paulus. Ihre Mienen wechselten bald zu Wut und Abscheu, als sie Duncans Geschichte anhörten, in der er kein Detail ausließ.
Die Augen des Herzogs wurden immer größer. Als er den harmlosen Gesichtsausdruck des jungen Mannes sah, blickte er wieder seinen Sohn an. Er glaubte nicht, dass es eine erfundene Geschichte war. Leto nickte. Kein Junge von neun Jahren hätte sich ein solches Abenteuer ausdenken können, nicht einmal mit gründlicher Hilfe.
»Also bin ich jetzt hier«, sagte Duncan, »um Sie zu treffen.«
»Sie sind wo auf Caladan gelandet?«, fragte der Herzog noch einmal nach. »Beschreiben Sie uns die Stadt.«
Duncan konnte sich nicht mehr an den Namen erinnern, aber er zählte alles auf, was er dort gesehen hatte. Schließlich musste der alte Herzog bestätigen, dass er in der Tat von der anderen Seite der Welt gekommen war.
»Man hat mir gesagt, ich sollte zu Ihnen gehen, Mylord, und Sie fragen, ob Sie etwas für mich zu tun haben. Ich hasse die Harkonnens, und ich würde mich bereitwillig als loyaler Diener des Hauses Atreides verpflichten lassen, wenn ich nur hierbleiben darf.«
»Ich glaube ihm, Vater«, sagte Leto leise, während er in die tief liegenden blaugrünen Augen des Jungen blickte. »Oder ist das hier irgendeine Lektion, mit der du mir etwas beibringen willst?«
Paulus saß zurückgelehnt da, die Hände im Schoß gefaltet, während sein Oberkörper krampfhaft zuckte. Nach einer Weile erkannte Duncan, dass der große Mann einen Lachanfall zu unterdrücken versuchte. Als sich der alte Herzog nicht mehr beherrschen konnte, stieß er ein schallendes Gelächter aus und schlug sich auf die Knie. »Junge, ich bewundere dich für das, was du getan hast. Jedes Kind mit deinem Mumm ist ein Mann, den ich unbedingt für mein Haus haben muss!«
»Vielen Dank, Mylord«, sagte Duncan.
»Ich bin sicher, dass wir für ihn eine passende Aufgabe finden werden, Vater«, sagte Leto mit einem erschöpften Lächeln. Für ihn
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