Dune - Frühe Chroniken 01 - Das Haus Atreides
in der Armlehne seines Sessels. Er vergeudete keine Zeit mit leerem Geschwätz. »Und du solltest mehr von der Welt kennen lernen als nur deinen eigenen Hinterhof. Also werde ich dich zum Studium nach Ix schicken.« Er beobachtete den schwarzhaarigen jungen Mann, der seiner Mutter so ähnlich war, obwohl seine Haut einen helleren Olivton hatte. Sein Gesicht war schmal und kantig, seine Augen waren tiefgrau.
Ix! Letos Puls ging schneller. Der Maschinenplanet. Ein seltsamer und fremdartiger Ort. Jeder Bürger des Imperiums hatte bereits von den unfassbaren technischen Leistungen dieser geheimnisvollen Welt gehört, aber nur wenige hatten sie je besucht. Leto hatte das Gefühl, die Orientierung zu verlieren, als stünde er inmitten eines Sturms auf dem Deck eines Schiffs. Sein Vater liebte es, Überraschungen aus dem Hut zu zaubern, um zu sehen, wie Leto auf eine plötzlich veränderte Situation reagierte.
Die Ixianer wahrten strikte Geheimhaltung, was ihre industriellen Aktivitäten betraf. Gerüchte besagten, dass sie sich am Rande der Legalität bewegten und Geräte herstellten, die möglicherweise das Djihad-Verbot von Denkmaschinen verletzten. Warum will mein Vater mich trotzdem auf einen solchen Planeten schicken, und wie hat er es arrangiert? Warum hat mich vorher niemand gefragt?
Ein Robotisch schob sich neben Leto aus dem Boden und servierte ihm ein Glas mit kaltem Cidritsaft. Die Vorlieben des jungen Mannes waren genauso bekannt wie die Angewohnheit des alten Herzogs, sich mit seiner Pfeife zu begnügen. Leto nahm einen Schluck vom sauren Getränk und zog die Lippen zusammen.
»Du wirst dort ein Jahr lang studieren«, sagte Paulus, »gemäß der Tradition der alliierten Großen Häuser. Das Leben auf Ix ist ein ziemlicher Kontrast zu unserer recht bukolischen Heimatwelt. Lerne davon.« Er starrte die Pfeife in seiner Hand an. Sie war aus dunkelbraunem Jakaranda-Holz von Elacca geschnitzt und wies eine spiralige Maserung auf, die im Schein der Leuchtgloben glitzerte.
»Du warst auf dieser Welt, nicht wahr?« Leto lächelte, als er sich erinnerte. »Dort hast du deinen Kameraden Dominic Vernius getroffen.«
Paulus berührte die Zündfläche an der Seite seiner Pfeife und setzte damit den Tabak in Brand, bei dem es sich eigentlich um goldfarbenen Seetang mit hohem Nikotingehalt handelte. Er nahm einen tiefen Zug und atmete den Rauch aus. »Bei vielen Gelegenheiten. Die Ixianer isolieren sich und vertrauen Fremdweltlern nicht. Du wirst also jede Menge Sicherheitsvorkehrungen, Befragungen und Durchleuchtungen über dich ergehen lassen müssen. Sie wissen, dass es für sie tödlich werden kann, wenn sie in ihrer Wachsamkeit auch nur einen Augenblick nachlassen. Die Großen wie die Kleinen Häuser schätzen gleichermaßen, was Ix zu bieten hat, und würden es gerne für sich in Anspruch nehmen.«
»Wie zum Beispiel Richese«, sagte Leto.
»Sag das nicht zu deiner Mutter! Richese ist nur noch ein Schatten seiner selbst, nachdem Ix das Haus im totalen Wirtschaftskrieg vernichtend geschlagen hat.« Er beugte sich vor und zog an seiner Pfeife. »Die Ixianer sind Meister der Industriespionage und des Patentediebstahls. Heutzutage bringt Richese nur noch billige Kopien und keine Innovationen mehr zustande.«
Leto dachte darüber nach, weil ihm diese Dinge neu waren. Der alte Herzog blies die Wangen auf, wobei sich seine Barthaare sträubten, und stieß Rauch aus.
»Aus Respekt vor deiner Mutter haben wir die Informationen gefiltert, die auf deinem Lehrplan standen, Junge. Das Haus Richese hat äußerst tragische Verluste erlitten. Dein Großvater, Graf Ilban Richese, hatte eine große Familie und verbrachte mehr Zeit mit seinen Kindern als mit der Wahrung seiner geschäftlichen Interessen. Kein Wunder, dass seine Kinder völlig verhätschelt aufwuchsen und seine Reichtümer sich bald in Luft auflösten.«
Leto nickte, während er so aufmerksam wie immer der Rede seines Vaters lauschte. Aber er wusste bereits mehr, als Paulus glaubte; er hatte insgeheim Holo-Aufzeichnungen und Filmbücher studiert, zu denen seine Lehrer ihm unbeabsichtigt den Zugang ermöglicht hatten. Doch nun kam ihm der Gedanke, dass all das vielleicht geplant gewesen war, dass ihm die Familiengeschichte seiner Mutter offenbart werden sollte, wie eine Blüte, die sich Blatt für Blatt enthüllte.
Im Zusammenhang mit seinem Interesse an den Richeses war Leto immer wieder auf Ix gestoßen und hatte dieses Thema genauso faszinierend gefunden.
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