Dune - Frühe Chroniken 01 - Das Haus Atreides
Palmengärten umhergingen, trafen weitere Fremen aus anderen Sietches ein. Dieser Ort schien zu einem neuen Treffpunkt für das versteckte Volk zu werden. Abgesandte bestaunten voller Ehrfurcht die Palmen und Pflanzen, die im Freien wuchsen und von der wenigen Feuchtigkeit lebten, die aus den Felsen sickerte.
Eines Abends traf ein einzelner Sandreiter ein, der erschöpft seine Ausrüstung schleppte und nach Umma Kynes fragte. Außer Atem senkte der Neuankömmling den Blick, als dürfte er es nicht wagen, dem Planetologen in die Augen zu schauen.
»Auf deinen Befehl wurde die Volkszählung abgeschlossen, Umma Kynes«, gab er bekannt. »Sämtliche Sietches haben sich daran beteiligt, so dass wir jetzt wissen, wie viele Fremen es gibt.«
»Gut«, sagte Kynes lächelnd. »Ich brauche eine ungefähre Zahl, damit ich einen Plan für die bevorstehende Arbeit aufstellen kann.«
Der junge Mann blickte auf und sah ihn nun doch mit tiefblauen Augen an. »Die Zahl der Sietches beträgt mehr als fünfhundert.«
Kynes schnappte nach Luft. Deutlich mehr, als er erwartet hatte!
»Und die Zahl der Fremen auf Dune beträgt ungefähr zehn Millionen. Soll ich dir die exakten Zahlen vorlegen, Umma Kynes?«
Kynes wich keuchend einen Schritt zurück. Unfassbar! Nach den Schätzungen des Imperiums und den Berichten der Harkonnens ergab sich eine Gesamtzahl von einigen Hunderttausend, bestenfalls einer Million.
»Zehn Millionen!« Er umarmte den verblüfften Boten. Mit einer solchen Arbeiterarmee könnten wir es tatsächlich schaffen, einen gesamten Planeten umzuformen!
Der junge Fremen strahlte und trat zurück, um sich dankbar für die Ehre, die der Planetologe ihm erwiesen hatte, zu verbeugen.
»Und es gibt weitere Neuigkeiten, Umma Kynes«, sagte der Mann. »Ich wurde angewiesen, dir zu sagen, dass deine Frau Frieth einem kräftigen Jungen das Leben geschenkt hat, der eines Tages zweifellos der Stolz seines Sietch sein wird.«
Erneut musste Kynes nach Luft schnappen. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Er war Vater geworden! Er blickte sich zu Ommun und Stilgar und den übrigen Mitgliedern seiner Reisegruppe um. Die Fremen hoben die Hände und gratulierten ihm lautstark. Bis jetzt hatte er solche Regungen aus seinem Bewusstsein verbannt, aber nun spürte er, wie seine Verblüffung von einer Flutwelle des Stolzes fortgespült wurde.
Kynes betrachtete die Palmen, das Gras und die Blumen, dann den Ausschnitt des blauen Himmels, der von den Schluchtwänden eingerahmt wurde. Frieth hatte einen Sohn geboren!
»Und jetzt beträgt die Anzahl der Fremen zehn Millionen und eins!«, sagte er.
53
Die Emotion des Hasses ist genauso gefährlich wie die der Liebe. Wer zum einen fähig ist, ist genauso zum Gegenteil fähig.
Warnende Hinweise für die Schwesternschaft,
Archive der Bene Gesserit, Wallach IX
Die beiden schwachen Sonnen des Kuentsing-Doppelsternsystems schienen durch die trüben Wolken über Bela Tegeuse. Die blutrote nähere Sonne verlieh dem Nachmittagshimmel einen purpurnen Schimmer, während der kaltweiße Primärstern zu weit entfernt war, um einen spürbaren Anteil an Wärme und Licht beizutragen, und nicht mehr als ein helles Loch im düsteren Himmel war. Der unwirtliche und reizlose Planet lag abseits der von der Gilde bedienten Hauptrouten, so dass er nur äußerst selten von einem Heighliner angesteuert wurde.
An diesem tristen Ort überwachte die Lady die Arbeiten in ihren oberirdisch angelegten Gärten und redete sich immer wieder ein, dass dies ihre vorübergehende Heimat war. Selbst nach fast einem Jahr fühlte sie sich hier immer noch als Fremde.
Sie starrte in das kalte Zwielicht und über die landwirtschaftlichen Flächen auf die einheimischen Arbeiter. Unter falschem Namen hatte sie einen Teil ihrer gehorteten Schätze geopfert, um damit ein Stück Land zu erwerben und hier zu leben ... und nur solange zu überleben, bis sie die anderen wiedersehen konnte. Seit ihrer verzweifelten Flucht hatte sie nichts mehr von ihnen gehört, aber sie hatte auch keinen Augenblick in ihrer Wachsamkeit nachgelassen. Elrood war immer noch am Leben, und die Jäger hatten noch nicht aufgegeben.
Flache Leuchtscheiben tauchten die Felder in ein vollständiges Lichtspektrum und verwöhnten die exotischen Nutzpflanzen, die zu einem guten Preis an wohlhabende Würdenträger verkauft werden sollten.
Jenseits der Ackerflächen begann die einheimische Vegetation von Bela Tegeuse, zähes und dorniges Gestrüpp ohne
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