Dune - Frühe Chroniken 01 - Das Haus Atreides
Bene Gesserit als alte Hexen vor, die sich unter dunkler Kleidung versteckten. Aber viele – wie auch Margot Rashino-Zea – konnten atemberaubend attraktiv sein. Wenn sie gezielt ihre Pheromone und Reize einsetzte, konnte sie ihre Sexualität zu einer wirksamen Waffe werden lassen.
Aber nicht hier und jetzt. Für den künftigen Imperator hatte die Schwesternschaft andere Pläne.
Margot war fast genauso groß wie Shaddam und deutlich größer als Fenring. Hinter ihnen folgte außer Hörweite ein Gefolge aus drei Ehrwürdigen Müttern, die Fenring persönlich einer Sicherheitsüberprüfung unterzogen hatte. Der Kronprinz wusste nicht, was die anderen Schwestern mit diesem Treffen zu tun hatten, doch Margot würde ihm demnächst den Grund offenbaren.
»Sie sollten diese Gärten einmal bei Nacht bewundern«, sagte Shaddam. »Dann sieht das Wasser wie ein Regen aus Sternschnuppen aus.«
»Ja, sicher«, sagte Margot mit einem schwachen Lächeln. Ihre graugrünen Augen glitzerten. »Hier halte ich mich des Abends am liebsten auf. Seit meiner Ankunft war ich schon zweimal hier ... voller Erwartung dieses privaten Treffens mit Ihnen, Herr.«
Obwohl er sich bemühte, ganz entspannt mit dieser Vertreterin der mächtigen Bene Gesserit zu plaudern, fühlte sich Shaddam unwohl. Alle wollten etwas von ihm, jeder bestand auf einem Treffen unter vier Augen – und jede Gruppierung glaubte, sie könnte eine Schuldigkeit einfordern oder besäße genügend Erpressungsmaterial, um ihn umstimmen zu können. Fenring hatte sich bereits um einige dieser Parasiten gekümmert, aber es würden zweifellos noch mehr kommen.
Sein gegenwärtiges Unbehagen hatte weniger mit Schwester Margot zu tun als mit seiner Besorgnis über die zunehmenden Anzeichen von Misstrauen und Feindseligkeit unter den Großen Häusern. Auch ohne eine Autopsie durch die Suks hatten mehrere wichtige Mitglieder des Landsraads unangenehme Fragen über den geheimnisvollen langsamen Tod des Imperators gestellt. Allianzen lösten sich auf und bildeten sich neu, wichtige Steuereinnahmen und Zahlungen von mehreren reichen Welten hatten sich verzögert, ohne dass es eine angemessene Erklärung gab.
Und die Tleilaxu behaupteten, noch Jahre vom Ziel entfernt zu sein, wie versprochen synthetisches Gewürz produzieren zu können.
Shaddam und sein innerer Rat wollten an diesem Vormittag erneut über die gärende Krise diskutieren – eine Fortsetzung der Besprechungen, die schon seit einer Woche liefen. Die Länge der Regierungszeit Elroods hatte eine sehr stabile – wenn nicht gar stagnierende – Situation im Imperium gefördert. Niemand erinnerte sich noch daran, wie ein geordneter Machtwechsel vollzogen wurde.
Auf allen Welten wurden die Truppen verstärkt und in Alarmbereitschaft versetzt. Shaddams Sardaukar stellten in dieser Hinsicht keine Ausnahme dar. Spione hatten mehr zu tun als je zuvor. Gelegentlich fragte er sich, ob die Versetzung von Elroods vertrautem Kammerherrn Aken Hesban ein Fehler gewesen war. Hesban befand sich nun in einem winzigen Büro mit dicken Steinwänden in den Tiefen eines Asteroidenbergwerks, von wo er jederzeit zurückgeholt werden konnte, wenn sich die Lage zu sehr verschlechterte.
Aber eher wird es einen kalten Tag auf Arrakis geben, als dass das geschieht.
Sein Unbehagen machte den Kronprinzen schreckhaft, vielleicht sogar etwas abergläubisch. Sein Vater, der alte Geier, war tot und schmorte in der tiefsten Hölle der Orange-Katholischen Bibel, dennoch spürte er immer noch sein unsichtbares Blut an den Händen.
Bevor er den Palast verlassen hatte, um sich mit Schwester Margot zu treffen, hatte sich Shaddam gedankenlos einen Umhang gegriffen, um sich vor einer eingebildeten Kühle in der Morgenluft zu schützen. Der goldene Mantel hing neben vielen anderen Kleidungsstücken, die er niemals getragen hatte, im Schrank. Erst später war ihm bewusst geworden, dass dieser spezielle Mantel ein Lieblingsstück seines Vaters gewesen war.
Diese Erkenntnis verursachte Shaddam eine Gänsehaut. Plötzlich schien der feine Stoff zu kribbeln, so dass ihm ein kalter Schauer über den ganzen Körper lief. Die elegante Goldkette an der Kehle schien sich wie eine Würgeschlinge zusammenzuziehen.
Lächerlich, sagte er sich. Unbelebte Objekte konnten nicht vom Geist eines Toten beseelt sein, sie konnten ihm unmöglich etwas Böses wollen. Er versuchte, solche Sorgen aus seinem Kopf zu verbannen. Eine Bene Gesserit würde bestimmt sein Unwohlsein
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