Dune - Frühe Chroniken 01 - Das Haus Atreides
lächelnd. »Sie waren leider nicht sorgfältig genug.«
Wie eine Stoffpuppe brach Chobyn auf dem ölverschmierten Boden zusammen. Nur das Rascheln seiner Gewänder war zu hören. Rabban hatte so kräftig zugedrückt, dass Chobyn weder ein Todesröcheln noch einen letzten Fluch hatte ausstoßen können.
»War das eine kluge Entscheidung, Baron?«, fragte de Vries. »Hätten wir nicht zuerst das Schiff testen sollen, um festzustellen, ob wir diese Technik reproduzieren können?«
»Traust du unserem Erfinder plötzlich nicht mehr?«, fragte der Baron. »Es wird funktionieren. Außerdem haben wir ihn ständig durch Kom-Augen überwacht, und wir besitzen seine Konstruktionspläne und Holo-Aufzeichnungen, die er während der Arbeit angefertigt hat.«
»Um die Arbeiter hier habe ich mich bereits gekümmert«, sagte der Mentat mit einem Achselzucken. »Die Gefahr undichter Stellen ist gebannt.«
Rabban lächelte gierig. »Hast du mir ein paar aufgehoben?«
De Vries zappelte nervös. »Nun, ich hatte großen Spaß mit ihnen, aber ich bin kein Unmensch. Natürlich habe ich Ihnen ein paar übrig gelassen.« Er deutete auf eine Reihe von Türen. »Zweiter Raum von rechts. Dort liegen noch fünf, die mit Drogen ruhiggestellt sind. Viel Vergnügen.« Der Mentat klopfte dem stämmigen Harkonnen auf die Schulter.
Rabban ging einige Schritte in Richtung der Tür, dann hielt er inne und blickte sich zu seinem Onkel um, der ihm noch gar keine Erlaubnis erteilt hatte. Der Baron musterte de Vries.
Der verderbte Mentat runzelte die Stirn. »Wir sind die ersten, die ein Nicht-Schiff besitzen, Baron. Wir haben den Vorteil der Überraschung, so dass niemand ahnen kann, was wir zu tun beabsichtigen.«
»Was ich zu tun beabsichtige«, stellte Rabban richtig.
De Vries benutzte eine tragbare Kommunikationseinheit, um den phlegmatischen Laborarbeitern einen Befehl zu erteilen. »Räumen Sie die Bescherung auf und schaffen Sie das Kampfschiff rechtzeitig in die Familienfregatte, bevor sie morgen abfliegt.«
»Lassen Sie sämtliche technischen Notizen und Aufzeichnungen beschlagnahmen und versiegeln«, ordnete der Baron an, während der Mentat den Kommunikator abschaltete.
»Ja, mein Baron«, sagte de Vries. »Ich werde mich persönlich darum kümmern.«
»Du darfst jetzt gehen«, sagte der Baron zu seinem tatendurstigen Neffen. »Ein oder zwei Stunden der Entspannung werden dir gut tun ... damit dein Kopf für die bevorstehende wichtige Aufgabe frei ist.«
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Sie offenbaren ein subtiles, höchst effizientes Geschick in den verwandten Künsten der Beobachtung und Datensammlung. Informationen sind ihr Handwerkszeug.
Kaiserlicher Bericht über die Bene Gesserit,
zur Verwendung für Lehrzwecke
»Das ist höchst beeindruckend«, sagte Schwester Margot Rashino-Zea, als sie auf die gewaltigen Gebäude beiderseits des riesigen Ovals blickte, in dem der imperiale Landsraad untergebracht war. »Ein Fest für alle Sinne.« Nach vielen Jahren auf der wolkenverhangenen, bukolischen Welt von Wallach IX taten ihr von all den vielen Sehenswürdigkeiten die Augen weh.
Ein erfrischender Nebel erhob sich vom Springbrunnen im Zentrum des Platzes, einem außergewöhnlichen Kunstwerk, das in eine Höhe von einhundert Metern aufragte. In Form eines Spiralnebels kreisten übergroße Planeten und andere Himmelskörper und versprühten parfümierte Wasserstrahlen in allen erdenklichen Farben. Gebündelte Lichtstrahlen brachen sich im Wasser und schufen ineinander verwobene Regenbogen, die stumm in der Luft tanzten.
»Ah, ich verstehe, Sie waren nie zuvor auf Kaitain«, sagte Kronprinz Shaddam, der an der Seite der hübschen blonden Bene Gesserit über den Platz schlenderte. Sardaukar-Wachen hielten sich im Hintergrund und gingen offenbar davon aus, nah genug zu sein, um jeglichen Schaden vom Thronerben abwenden zu können. Margot musste ein Lächeln unterdrücken; es amüsierte sie immer wieder, wenn sie bemerkte, wie sehr andere Menschen die Schwesternschaft unterschätzten.
»Oh, ich habe es durchaus schon gesehen, Herr. Aber die Vertrautheit verringert meine Bewunderung für die imposante Hauptstadt des Imperiums nicht.«
Margot, die in ein neues schwarzes Gewand gekleidet war, das beim Gehen steif raschelte, wurde von Shaddam auf der einen Seite und Hasimir Fenring auf der anderen flankiert. Sie verbarg weder ihr langes goldenes Haar, noch ihr anmutiges Gesicht oder ihre jugendliche Schönheit. Die meisten Leute stellten sich die
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