Dune - Frühe Chroniken 01 - Das Haus Atreides
Kronprinz«, unterbrach Ajidica ihn, »aber sie sind noch nicht inthronisiert.«
Die Wachen an der Tür erstarrten. Shaddam riss erstaunt die Augen auf. »Gibt es außer mir irgendeinen Menschen, dessen Befehl mehr Gewicht hat? Irgendwo in diesem Imperium?«
»Nein, Mylord. Ich habe lediglich einen semantischen Fehler richtiggestellt.«
Shaddam schob die Imbissplatte zur Seite und beugte sich wie ein lauerndes Raubtier über den Tisch, so nahe, dass er den unangenehmen Körpergeruch seines Gegenübers wahrnehmen konnte. »Hören Sie mir gut zu, Hidar Fen Ajidica. Ihr Volk muss sämtliche Anklagen im Prozess gegen Leto Atreides zurückziehen. Ich möchte nicht, dass dieser Fall vor ein öffentliches Gericht kommt.« Er lehnte sich wieder zurück und nahm einen weiteren Bissen Schwurm-Fleisch. Dann sprach er mit vollem Mund weiter. »Lassen Sie einfach die Beschuldigungen fallen, dann schicke ich Ihnen eine mehr als angemessene Entschädigung, und alle Aufregung wird sich legen.«
Die Lösung klang so wunderbar einfach. Doch als der Tleilaxu-Mann nicht sofort reagierte, schwafelte Shaddam weiter, um keinen Zweifel an seiner Großzügigkeit aufkommen zu lassen. »Nachdem ich mit meinen Beratern darüber diskutiert habe, bin ich zum Entschluss gelangt, dass die Tleilaxu in Form von Blutgeld für ihre Verluste entschädigt werden können.« Shaddam zog ernst die rötlichen Augenbrauen zusammen. »Allerdings nur wirkliche Verluste. Gholas zählen nicht.«
»Ich verstehe, Herr, aber ich muss Ihnen leider sagen, dass es völlig unmöglich ist, was Sie von uns verlangen.« Ajidicas Stimme blieb tief und ruhig. »Wir können ein solches Verbrechen gegen das Volk der Tleilaxu nicht einfach ignorieren. Es verletzt unsere Ehre.«
Shaddam hätte sich beinahe an seinem nächsten Schwurm-Happen verschluckt. »›Tleilaxu‹ und ›Ehre‹ sind Worte, die nur selten im gleichen Atemzug verwendet werden.«
Ajidica überging diese Beleidigung. »Nichtsdestoweniger ist sich der gesamte Landsraad dieses schrecklichen Ereignisses bewusst. Wenn wir unsere Anklage zurückziehen, hat das Haus Atreides uns völlig ungestraft in aller Offenheit angegriffen.« Seine Nasenspitze zuckte. »Sie verstehen zweifellos genügend von der Staatskunst, Herr, um zu wissen, dass wir in dieser Angelegenheit nicht zurückweichen können.«
Shaddam schäumte. Seine Kopfschmerzen wurden immer schlimmer. »Ich habe Sie nicht darum gebeten, sondern es Ihnen befohlen .«
Der kleine Mann dachte eine Weile darüber nach. Seine dunklen Augen funkelten. »Darf ich fragen, warum Ihnen so viel am Schicksal von Leto Atreides liegt, Herr? Der Herzog repräsentiert ein relativ unbedeutendes Haus. Warum werfen Sie ihn nicht einfach den Wölfen zum Fraß vor und geben uns damit Satisfaktion?«
Shaddam stieß ein tiefes Knurren aus. »Weil Leto irgendwie von Ihrer Melange-Forschung auf Ix erfahren hat.«
Endlich kam Bewegung in Ajidicas versteinerte Miene. »Unmöglich! Wir haben strengste Sicherheitsvorkehrungen getroffen.«
»Und warum hat er mir dann eine Botschaft geschickt?«, wollte Shaddam wissen, während er sich ein Stück von seinem Platz erhob. »Leto benutzt dieses Wissen als Druckmittel, um mich zu erpressen. Wenn das Gericht ihn schuldig spricht, will er alles über Ihre Arbeit und unsere Vereinbarungen bekannt geben. Ich werde mich mit einer Revolte des Landsraads auseinander setzen müssen. Stellen Sie sich vor – mein Vater hat mit meiner Unterstützung erlaubt, dass ein Großes Haus des Landsraads gestürzt wird. Ein beispielloser Vorfall! Und zwar nicht durch irgendein rivalisierendes Haus, sondern durch Sie ... die Tleilaxu.«
Jetzt schien der Forscher endlich beleidigt zu reagieren, aber er sagte nichts.
Shaddam stöhnte, dann riss er sich wieder zusammen und zog nur noch eine finstere Miene. »Wenn bekannt wird, dass ich all das in die Wege geleitet habe, um mir eine private Quelle für synthetisches Gewürz zu sichern, um dem Landsraad sowie den Bene Gesserit und der Gilde ihre Profite zu rauben, dann währt meine Herrschaft keine Woche.«
»Damit haben wir einen toten Punkt erreicht, Mylord.«
»Nein, das haben wir nicht! «, tobte Shaddam. »Der Pilot des überlebenden Tleilaxu-Schiffs ist Ihr wichtigster Zeuge. Bringen Sie ihn dazu, eine andere Geschichte zu erzählen. Vielleicht hat er doch nicht alles so deutlich gesehen, wie er zuerst behauptet hat. Dafür wird man Sie reichlich entlohnen, sowohl von meiner Seite als auch von der
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