Dune - Frühe Chroniken 01 - Das Haus Atreides
Weisheit in diesen Dingen, da er eines Tages der Herzog dieser Menschen sein würde, aber Helena brachte immer wieder verschiedenste Einwände vor, wobei sie häufig aus der Orange-Katholischen Bibel zitierte, um ihre Ansichten zu untermauern.
Helena war keine geduldige Frau und keine warmherzige Mutter ihres einzigen Kindes, auch wenn sie es verstand, während wichtiger Zusammenkünfte und öffentlicher Veranstaltungen den Schein zu wahren. Sie machte stets ein großes Aufheben um ihr Äußeres und betonte häufig, dass sie keine weiteren Kinder mehr haben würde. Einen Sohn großzuziehen und sich um den herzoglichen Haushalt zu kümmern, beanspruchte bereits den größten Teil ihrer kostbaren Zeit, die sie andernfalls mit dem Studium der Orange-Katholischen Bibel und anderer religiöser Texte hätte verbringen können. Es war offensichtlich, dass Helena ihren Sohn nicht aus eigenem Wunsch, sondern nur aus Pflichtbewusstsein gegenüber dem Haus Atreides auf die Welt gebracht hatte.
Kein Wunder, dass der alte Herzog die Gesellschaft anderer Frauen suchte, die sich nicht so kratzbürstig verhielten.
In der Nacht hörte Leto manchmal durch die schweren Türen aus mehrschichtigem Elacca-Holz, wie sich seine Eltern laut stritten. Lady Helena konnte so viele Einwände gegen die Reise ihres Sohnes nach Ix vorbringen, wie sie wollte, aber der alte Herzog Paulus war das Haus Atreides. Sein Wort war Gesetz, in der Burg wie auf ganz Caladan, ganz gleich, wie verzweifelt seine Frau versuchen mochte, seine Ansichten zu ändern.
Es ist nur zu meinem Besten.
Leto wusste, dass ihre Heirat arrangiert war, ein Geschäft, das zwischen den Häusern des Landsraads geschlossen worden war, um den Bedürfnisse der wichtigen Familien zu entsprechen. Seitens der schwer angeschlagenen Richeses war es eine Verzweiflungstat, und das Haus Atreides konnte immer noch darauf hoffen, dass es eines Tages die technische Vorrangstellung zurückerlangte. Vorläufig hatte der alte Herzog entscheidende Konzessionen und Vergünstigungen aushandeln können, weil er sich einer der vielen Töchter des Hauses Richese angenommen hatte.
»In einem Fürstenhaus ist nur wenig Platz für das Herzklopfen und die romantischen Anwandlungen, die das geringere Volk empfindet, wenn es seine Handlungen von Hormonen bestimmen lässt«, hatte seine Mutter einmal zu ihm gesagt, als sie ihm die Politik der Eheschließung erklären wollte. Er wusste, dass auch ihm ein solches Schicksal bevorstand. In diesem Punkt stimmte sein Vater sogar mit ihr überein – das hieß, er war darin sogar noch unnachgiebiger als sie.
»Wie lautet die erste Regel des Hauses?«, fragte der alte Herzog jedes Mal, worauf Leto sie wortgetreu zitieren musste: »Heirate niemals aus Liebe, wenn du dein Haus nicht ruinieren willst.«
Mit vierzehn Jahre war Leto noch nie verliebt gewesen, obwohl er gewiss schon häufig das Feuer der Wollust verspürt hatte. Sein Vater ermutigte ihn, mit den Mädchen aus dem Dorf zu flirten, sich nach Herzenslust zu vergnügen – aber niemals etwas zu versprechen. Leto bezweifelte, dass er angesichts seiner Stellung als Erbe des Hauses Atreides jemals die Gelegenheit erhielt, sich zu verlieben – zumindest nicht in die Frau, die er schließlich heiraten würde ...
Eines Morgens, eine Woche vor dem Abreisetermin, legte sein Vater ihm die Hand auf die Schulter und nahm ihn mit, als er seine Runde durch das Volk machte, wobei er Wert darauf legte, selbst die Diener persönlich zu begrüßen. Der Herzog führte eine kleine Ehrenwache in die Hafenstadt neben der Burg, erledigte selbst einige Einkäufe, sprach mit seinen Untertanen und ließ sich in der Öffentlichkeit sehen. Paulus unternahm häufig solche Ausflüge mit seinem Sohn – und Leto machten sie jedes Mal riesigen Spaß.
Unter dem offenen, blassblauen Himmel war der alte Herzog stets gut gelaunt und ließ häufig sein ansteckendes Lachen hören. Die Menschen lächelten, wenn der herzhafte Mann unter ihnen wandelte. Leto und sein Vater spazierten gemeinsam über den Basar, an den Ständen mit Gemüse und frischem Fisch vorbei, um dann die wunderbaren Wandteppiche zu betrachten, die aus gedroschenen Ponji-Fasern und Feuer-Fäden gewebt wurden. Dort kaufte Paulus Atreides häufig Flitter oder Souvenirs für seine Frau, vor allem nach einem Streit, obwohl der Herzog nicht genügend von Helenas Interessen zu verstehen schien, um jemals etwas Angemessenes für sie auszusuchen.
An einem Austernstand hielt der
Weitere Kostenlose Bücher