Dune - Frühe Chroniken 01 - Das Haus Atreides
soeben zum Schiff eskortiert.«
Rhombur entschuldigte sich und murmelte einen Dank, dann führte er seinen verwirrten Begleiter vor ein großes Metaglas-Fenster, das in die geneigte Wand der Beobachtungsgalerie eingelassen war.
Am anderen Ende des Raums öffnete sich eine Tür, und die Menge teilte sich, um zwei dunkelhaarigen jungen Männern Platz zu machen – eineiigen Zwillingen, wie es aussah. Sie waren nicht sehr groß und flankierten Rhomburs Schwester Kailea als stolze Eskorte. In der kurzen Zeit, seit Leto sie zuletzt gesehen hatte, war es Kailea irgendwie gelungen, sich völlig neu einzukleiden. Ihr jetziges Kleid war nicht so verspielt, aber damit keineswegs weniger hübsch. Die Zwillinge schienen sich von ihrer Nähe berauschen zu lassen, während Kailea ihre abgöttische Bewunderung genoss. Sie lächelte beide an und führte sie zu einem guten Platz am Beobachtungsfenster.
Rhombur ließ Leto neben ihnen stehen; er war viel mehr an der Aussicht als an den Menschen interessiert. Als Leto sich umsah, vermutete er, dass die Versammelten höchstwahrscheinlich irgendwelche bedeutende Würdenträger waren. Dann blickte er nach unten, da er immer noch keine Ahnung hatte, was ihn erwartete.
Ein riesiger Raum erstreckte sich in die Ferne, bis zum Punkt, wo sich die Höhlendecke und der Horizont berührten. Unter sich sah er einen kompletten Heighliner, ein asteroidengroßes Schiff ähnlich dem, das ihn von Caladan nach Ix gebracht hatte.
»Das hier ist die größte ... äh ... Fertigungsstätte von ganz Ix«, sagte Rhombur. »Auf allen Planeten des Imperiums ist es die einzige Halle, die groß genug ist, um einen vollständigen Heighliner unterzubringen. Sonst werden nur Weltraumdocks benutzt. In dieser terrestrischen Umgebung sind die Kosten für Sicherheit und Effizienz selbst bei großmaßstäblichen Konstruktionen verhältnismäßig gering.«
Das glänzende neue Schiff füllte die unterirdische Schlucht fast völlig aus. Ganz in der Nähe schimmerte auf dem Rumpf eine ixianische Helix in Purpur- und Kupferrot, die sich mit dem größeren weißen Symbol der Raumgilde verband, einer konvexen Kartusche, die die Unendlichkeit symbolisierte.
Das Raumschiff, das in dieser Halle tief unter der Oberfläche gebaut worden war, ruhte auf einer Suspensorbühne, so dass große Bodentransporter unter dem Rumpf hindurchfahren konnten. Suboiden-Arbeiter in silbrig-weißen Uniformen überprüften die Hülle des Schiffs mit Handinstrumenten und führten mechanische Arbeiten aus. Während sie das Gefährt raumtauglich machten, tanzten Lichtstrahlen rings um die Baustelle – Energiebarrieren, die jeden Unbefugten abwiesen.
Suspensorkräne und andere Maschinen umwimmelten den Heighliner wie winzige Parasiten, doch der größte Teil der Automaten drängte sich an den schrägen Wänden der Halle, wo sie nicht im Weg waren ... für einen Start? Leto glaubte nicht, das so etwas möglich war. Tausende von Arbeitern schwärmten wie statisches Rauschen über den Boden, schafften Reste von Bauteilen fort und machten alles für den Aufbruch des unglaublichen Schiffs bereit.
Das Gemurmel der Zuschauer im Beobachtungsraum wurde lauter, und Leto spürte, dass etwas geschehen würde. Er entdeckte zahlreiche Schirme, die von Kom-Augen übermittelte Bilder zeigten. »Aber ...«, fragte er, von diesem Spektakel überwältigt, »wie wollt ihr es nach draußen schaffen? Ein Schiff von dieser Größe ... Die Decke scheint genauso wie die Wände aus solidem Gestein zu bestehen.«
Einer der beiden Zwillinge blickte sich mit einem zuversichtlichen Lächeln zu ihm um. »Wart's einfach ab.« Die identisch aussehenden jungen Männer hatten weit auseinander stehende Augen in fast quadratischen Gesichtern, die höchste Anspannung zeigten. Sie waren einige Jahre älter als Leto. Ihre blasse Haut war eine unvermeidliche Konsequenz des unterirdischen Lebens.
In ihrer Mitte räusperte sich Kailea und wandte sich an ihren Bruder. »Rhombur?«, sagte sie und warf den Zwillingen und Leto einen knappen Blick zu. »Wo bleiben deine guten Manieren?«
Plötzlich erinnerte sich Rhombur an seine Pflichten. »Ach ja! Das ist Leto Atreides, der Erbe des Hauses Atreides von Caladan. Und diese beiden sind C'tair und D'murr Pilru. Ihr Vater ist der ixianische Botschafter auf Kaitain, und ihre Mutter arbeitet für die Gildebank. Sie wohnen in einem Flügel des Großen Palais, so dass du ihnen vermutlich öfter begegnen wirst.«
Die jungen Männer verbeugten sich
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