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Dune - Frühe Chroniken 01 - Das Haus Atreides

Dune - Frühe Chroniken 01 - Das Haus Atreides

Titel: Dune - Frühe Chroniken 01 - Das Haus Atreides Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Herbert , Kevin J. Anderson
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sah er eine Kette aus Lichtern, auf und ab wippende Leuchtgloben, wie eine Feenprozession. Die Jagdgesellschaft war gut gewärmt und bewaffnet aufgebrochen, um ihn aufzuspüren, in aller Ruhe. Ein Riesenspaß!
    Duncan blieb an seinem Aussichtspunkt und beobachtete und wartete ab, während er sich immer kälter und einsamer fühlte. Er musste sich entscheiden, ob er überhaupt weiterleben wollte. Was sollte er tun? Wohin sollte er gehen? Wer würde sich um ihn kümmern?
    Rabbans Lasgun hatte nichts vom Gesicht seiner Mutter übrig gelassen, das er hätte küssen können, nichts von ihrem Haar, das er hätte streicheln können. Nie mehr würde er ihre Stimme hören, wenn sie ihn rief und als »meinen süßen Duncan« bezeichnete.
    Jetzt hatten sich die Harkonnens vorgenommen, dasselbe mit ihm zu machen, und er konnte es nicht verhindern. Er war nur ein kleiner Junge mit einem stumpfen Messer, einer Taschenlampe und einem Stück Seil. Die Jäger hatten richesische Sucher, die seinen Lokalisator orten konnten, wärmende Jagdrüstungen und leistungsstarke Waffen. Sie kamen in zehnfacher Überzahl. Er hatte überhaupt keine Chance.
    Vielleicht wäre es das Beste, wenn er einfach hier sitzen blieb und wartete, dass sie kamen. Irgendwann würden sie ihn aufspüren und unerbittlich seinem Implantatsignal folgen ... aber er konnte ihnen den Spaß verderben. Wenn er sich ergab und ihnen demonstrierte, wie sehr er ihr barbarisches Vergnügen verachtete, konnte er zumindest einen kleinen Sieg erringen – den einzigen Triumph, der ihm noch möglich war.
    Oder Duncan Idaho kämpfte und versuchte stattdessen die Harkonnens zu verletzen. Seine Eltern hatten keine Gelegenheit gehabt, um ihr Leben zu kämpfen, doch ihm gab Rabban eine solche Chance.
    Rabban hielt ihn für einen hilflosen kleinen Jungen. Die Jagdgesellschaft glaubte, dass es ein Riesenspaß werden würde, ein Kind abzuknallen.
    Er stand auf, streckte seine steifen Beine, klopfte sich die Kleidung ab und unterdrückte sein Zittern. So einfach werde ich es ihnen nicht machen, entschied er, ich werde es ihnen zeigen, um zu beweisen, dass sie nicht über mich lachen können.
    Er bezweifelte, dass die Jäger mit individuellen Schilden ausgerüstet waren. Sie gingen bestimmt davon aus, dass ein solcher Schutz überflüssig war, wenn es um jemanden wie ihn ging.
    Der Griff des Messers fühlte sich hart und rau in seiner Hosentasche an, doch es war nutzlos gegen eine vernünftige Panzerung. Aber er konnte etwas anderes mit dem Messer tun, etwas, das schmerzhaft, aber notwendig war. Ja, er würde kämpfen – mit allem, was er hatte.
    Er kroch den Hang hinauf, kletterte über Felsen und umgestürzte Baumstämme und schaffte es, auf dem Geröll nicht das Gleichgewicht zu verlieren, bis er eine kleine Höhle im krümeligen Sandstein erreichte. Dabei wich er den Schneeresten aus und blieb auf dem eisenhart gefrorenen Boden, wo er keine erkennbaren Spuren hinterließ.
    Das Implantat wurde sie direkt zu ihm führen, ganz gleich, wohin er sich flüchtete.
    Der Felsvorsprung über der Höhle in der nahezu vertikalen Steilwand verschaffte ihm seine zweite Gelegenheit: dort lagen lockere, mit Flechten bewachsene Sandsteinbrocken. Vielleicht konnte er sie bewegen ...
    Duncan kroch in den Schutz der kleinen Höhle, wo es kein bisschen wärmer als draußen war. Nur dunkler. Die Öffnung war so niedrig, dass ein erwachsener Mann auf dem Bauch hineinkriechen musste, und es gab keinen anderen Weg nach draußen. Diese Höhle konnte ihm nicht viel Schutz bieten. Er musste sich beeilen.
    Er hockte sich auf den Boden, schaltete die kleine Taschenlampe ein, zog sich das verdreckte Hemd aus und holte das Messer aus der Tasche. Dann ertastete er die Beule mit dem implantierten Lokalisator im Muskelfleisch seines linken Oberarms, im Trizeps, fast auf Schulterhöhe.
    Seine Haut war bereits durch die Kälte betäubt und sein Geist durch den Schock der Situation. Doch als er mit dem Messer zustach, spürte er genau, wie die Spitze in den Muskel drang und ein glühendes Feuer in seinen Nerven entfachte. Er schloss die Augen, um seinen instinktiven Widerstand zu unterdrücken, und schnitt tiefer, suchte mit der Spitze der Messerklinge.
    Er starrte auf die dunkle Höhlenwand und sah skelettartige Schatten im schwachen Licht. Seine rechte Hand bewegte sich mechanisch, wie eine Sonde, die den winzigen Lokalisator ausfindig zu machen versuchte. Der Schmerz zog sich in einen dunklen Winkel seines Bewusstseins

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