Dune - Frühe Chroniken 01 - Das Haus Atreides
Leuchtgloben der Jagdgruppe im Auge behalten konnte. Er wusste genau, wo sich die Männer aufhielten und wie nahe sie ihm waren.
Aber es ist doch ziemlich dumm von ihnen, sich auf diese Weise zu offenbaren, dachte er. War es blindes Selbstvertrauen? Was das ihr schwacher Punkt? Nun, er konnte es jedenfalls zu seinem Vorteil ausnutzen. Die Harkonnens erwarteten, dass er ihr Spiel mitmachte, bis er in die Enge getrieben wurde und starb. Aber Duncan hatte fest vor, ihre Erwartungen zu enttäuschen.
Vielleicht spielen wir diesmal nach meinen Regeln.
Als er weiterrannte, machte er einen Bogen um Schneeflächen und Unterholz, um keine sichtbaren oder hörbaren Anzeichen auf seinen Aufenthaltsort zu geben. Doch Duncan war viel zu sehr auf die Gruppe seiner Verfolger konzentriert, um die wirkliche Gefahr zu bemerken. Hinter ihm hörte er ein Knacken trockener Zweige, das Rascheln von Büschen, dann das Scharren von Krallen auf felsigem Boden, begleitet von einem schweren, heiseren Keuchen.
Das war kein Harkonnen-Jäger – sondern ein Raubtier des Waldes, das sein Blut gewittert hatte.
Duncan bremste ab, blickte nach oben und suchte in den Schatten nach leuchtenden Augen. Doch er beachtete den steilen Felsvorsprung über seinem Kopf erst, als er ein Grollen hörte. Im Sternenlicht erkannte er die muskulöse Gestalt eines wilden Gaze-Hundes, kauernd, das Rückenfell wie Federn gesträubt, die messerscharfen Reißzähne gefletscht. Die riesigen Augen konzentrierten sich auf seine Beute: einen kleinen Jungen mit zartem Fleisch.
Duncan wich stolpernd zurück und feuerte mit der Lasgun einen Schuss ab. Doch er hatte schlecht gezielt, so dass der Energiestrahl den Räuber weit verfehlte und stattdessen ein Stück Felsen unterhalb des Gaze-Hundes zerstäubte. Das Raubtier knurrte und wich zurück. Duncan gab einen zweiten Schuss ab und brannte dem Tier diesmal ein schwarzes Loch ins rechte Hinterbein. Unter wütendem Gebrüll machte sich das Geschöpf davon und verschwand in der Dunkelheit.
Der Lärm des Gaze-Hundes sowie die Energieblitze der Lasgun würde die Harkonnens wieder auf die richtige Spur führen. Also machte sich Duncan erneut auf den Weg durch die sternenklare Nacht.
* * *
Die Hände in die Hüften gestemmt starrte Rabban auf die Leiche des Jägers, der im Eingang zur kleinen Höhle lag. Wilder Zorn brannte in ihm – aber gleichzeitig auch eine grimmige Befriedigung. Dieses hinterhältige Kind hatte den Mann in eine Falle gelockt. Sehr einfallsreich. Die Rüstung hatte den Jäger nicht vor einem herabstürzenden Felsbrocken schützen können und erst recht nicht vor einem Messerstich in die Kehle. Vor dem Gnadenstoß.
Rabban kochte eine Weile still vor sich hin und versuchte, die veränderte Lage einzuschätzen. Trotz der nächtlichen Kälte roch er den bitteren Gestank des Todes. War es nicht genau das, was er wollte – eine wirkliche Herausforderung?
Einer der anderen Jäger kroch in den Höhleneingang und richtete den Strahl seiner Handlampe hinein. Er sah die Blutflecken und den zertrümmerten richesischen Lokalisator. »Jetzt wissen wir, was geschehen ist, Mylord. Das Balg hat sich das Implantat herausgeschnitten.« Der Jäger schluckte, als wäre er unsicher, ob er fortfahren sollte. »Ein kluges Kerlchen, dieser Junge. Eine ausgezeichnete Jagdbeute.«
Rabban blickte eine Weile mit finsterer Miene auf das Blutbad, während er immer noch seinen Sonnenbrand auf den Wangen spürte. Dann trat langsam ein Grinsen auf sein Gesicht, bis er schließlich in schallendes Gelächter ausbrach. »Ein achtjähriges Kind, das nur seinen Kopf und ein paar primitive Waffen besitzt, hat einen Mann aus meiner Truppe überwältigt!« Wieder lachte er. Die anderen Mitglieder standen unsicher im Licht der schwebenden Leuchtgloben da.
»Ein solcher Junge ist wie für die Jagd gemacht«, verkündete Rabban, dann stieß er mit dem Fuß gegen die Leiche des Jägers. »Und dieser Trottel hat nichts Besseres verdient. Seine Leiche soll hier liegen bleiben und verrotten. Die Aasfresser sollen über ihn herfallen.«
Dann entdeckten zwei seiner Späher Feuer in einem Waldstück. »Wahrscheinlich versucht das Balg, sich die Hände zu wärmen«, sagte Rabban. Wieder lachte er, und nun wagten es auch die übrigen Mitglieder der Jagdgesellschaft, leise zu kichern. »Es verspricht eine aufregende Nacht zu werden.«
* * *
Von seinem Aussichtspunkt blickte Duncan in die Ferne. Er hatte die Wachstation im Rücken. Er
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