Dune - Frühe Chroniken 01 - Das Haus Atreides
alle Wachen und Würdenträger fort, leerte die düstere Harkonnen-Zitadelle von allen potenziellen Lauschern. Wo ist Rabban, wenn ich ihn brauche? Auf der Jagd! Schmollend zog er sich in seine Privatgemächer zurück. Es rumorte in seinen Eingeweiden.
Schweiß glänzte auf seiner Stirn, als er durch den kunstvollen Torbogen trat, um dann die Abschirmung zu aktivierten, die Ungestörtheit garantierte. Vielleicht ging es, wenn er die Leuchtgloben löschte und sich einredete, er würde etwas ganz anderes tun ...
Als er eintrat, stellte der Baron zu seiner Erleichterung fest, dass die Hexe nicht ihre Kleidung abgelegt hatte, und sie räkelte sich auch nicht verführerisch auf den Bettlaken, in Erwartung seiner Rückkehr. Stattdessen verhielt sie sich wie eine tadellose Bene-Gesserit-Schwester und saß abwartend da. Doch ein irritierendes Lächeln der Überlegenheit umspielte ihre Lippen.
Der Baron verspürte das Bedürfnis, dieses Lächeln mit einem scharfen Instrument zum Verschwinden zu bringen. Er atmete tief durch; es widerte ihn an, dass diese Hexe ihm ein solches Gefühl der Hilflosigkeit verursachen konnte.
»Das Beste, was ich Ihnen anbieten kann, ist ein Fläschchen mit meinem Sperma«, sagte er, während er versuchte, die Situation mit Schroffheit zu beherrschen. Er hob entschlossen das Kinn. »Mehr können die Bene Gesserit nicht von mir erwarten.«
»Aber das ist es nicht, was wir von Ihnen erwarten, Baron«, sagte die Ehrwürdige Mutter und richtete sich auf. »Sie kennen die Regeln. Wir sind keine Tleilaxu, die ihre Nachkommen in Tanks heranzüchten. Wir Bene Gesserit legen Wert auf einen natürlichen Fortpflanzungsprozess ohne künstliche Eingriffe, aus Gründen, die Sie nicht verstehen können.«
»Ich kann vieles verstehen«, knurrte der Baron.
»Aber nicht diesen Punkt.«
Er hatte ohnehin nicht damit gerechnet, dass er mit diesem Versuch erfolgreich wäre. »Wenn Sie Harkonnen-Blut benötigen – warum wenden Sie sich nicht an meinen Neffen Glossu Rabban? Oder noch besser, an seinen Vater Abulurd. Gehen Sie nach Lankiveil, dann können Sie mit ihm so viele Kinder zeugen, wie Sie wollen. Mit ihm hätten Sie nicht so viel Arbeit.«
»Nicht akzeptabel«, sagte Mohiam. Sie fixierte ihn mit kaltem Blick zwischen schmalen Lidern. Ihr Gesicht wirkte schlicht, blass und unversöhnlich. »Ich bin nicht hier, um mit Ihnen zu verhandeln, Baron. Ich habe meine Befehle. Ich muss mit Ihrem Kind nach Wallach IX zurückkehren.«
»Aber ... warum können ...?«
Die Hexe hob die Hand. »Ich habe Ihnen bereits unmissverständlich erklärt, was geschehen wird, wenn Sie sich weigern. Treffen Sie Ihre Entscheidung.«
Sein Privatgemach war für ihn plötzlich zu einem fremden und bedrohlichen Ort geworden. Er reckte die Schultern und spannte die Armmuskeln an. Obwohl er ein kräftiger und schlanker Mann mit schnellen Reflexen war, konnte er sich nicht gegen diese Frau wehren, indem er auf sie einprügelte. Er wusste, wie gut die Bene Gesserit als Kämpferinnen waren, vor allem, wenn sie ihre obskuren psychologischen Mittel einsetzten. Daher bezweifelte er, dass er einen offenen Kampf als Sieger überstehen würde.
Sie stand auf und glitt mit lautlosen Schritten durch den Raum, um sich in steifer Haltung auf den Rand des fleckigen und ungemachten Bettes zu setzen. »Falls es Sie tröstet – ich werde bei diesem Akt nicht mehr Vergnügen empfinden als Sie.«
Mohiam betrachtete den durchtrainierten Körper des Barons, seine breiten Schultern, seine ausgeprägte Brust, den straffen Bauch. Sein Gesicht zeigte den hochmütigen Ausdruck des Abkömmlings einer Adelsfamilie. Unter anderen Umständen wäre Wladimir Harkonnen vielleicht sogar ein annehmbarer Liebhaber gewesen, ähnlich wie die männlichen Trainer, mit denen die Bene Gesserit sie während ihrer fruchtbarsten Jahre zusammengebracht hatten.
Sie hatte der Bene-Gesserit-Schule bereits acht Töchter geboren, die allesamt von ihr getrennt auf Wallach IX oder anderen Ausbildungsplaneten aufgewachsen waren. Mohiam hatte niemals versucht, ihre Fortschritte zu verfolgen, weil so etwas in der Schwesternschaft nicht üblich war. Mit ihrer Tochter von Baron Harkonnen würde es genauso sein.
Als gut ausgebildete Schwester besaß Mohiam die Fähigkeit, selbst ihre winzigsten körperlichen Funktionen zu beherrschen. Um zu einer Ehrwürdigen Mutter zu werden, hatte sie ihre eigene Biochemie durch Einnahme eines bewusstseinserweiternden Gifts verändern müssen. Während
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