Dune - Frühe Chroniken 01 - Das Haus Atreides
Vernius enorme Gewinne erzielen.« Sie strich sich mit einem Finger über die vollen Lippen. »Trotzdem könnte es das Beste sein, die Sachlage zu testen, indem wir zuerst ein paar nicht gekennzeichnete Modelle auf dem Schwarzmarkt anbieten.«
»Mach dir keine unnötigen Sorgen, Leto«, sagte Rhombur, der das unangenehme Thema schnellstens beenden wollte. Sein zerzaustes blondes Haar war immer noch schweißnass, und seine Haut war von der Anstrengung gerötet. »Das Haus Vernius beschäftigt zahlreiche Mentaten und juristische Berater, die genauestens die Buchstaben des Gesetzes prüfen.« Er blickte sich beifallheischend zu seiner Schwester um. Sie nickte nur geistesabwesend.
Im Verlauf seines Unterrichts im Großen Palais hatte Leto auch von interplanetaren Patentstreitigkeiten, juristischen Spitzfindigkeiten und diskreten Schlupflöchern erfahren. Hatten die Ixianer eine andersartige Methode entwickelt, um mithilfe mechanischer Geräte Daten zu verarbeiten, eine Methode, die nicht das Schreckgespenst der denkenden Maschinen heraufbeschwor, die die Menschheit über so viele Jahrhunderte hinweg versklavt hatten? Er hatte keine Ahnung, wie das Haus Vernius eine selbstlernende, reaktions- und anpassungsfähige Kampfmaschine hatte konstruieren können, ohne zumindest ein wenig die Djihad-Regeln zu verletzen.
Wenn seine Mutter jemals davon erfuhr, würde sie ihn sofort nach Hause holen, ganz gleich, was sein Vater dazu sagte.
»Dann wollen wir mal sehen, wie gut dieses Erzeugnis wirklich ist«, sagte Leto, hob seine Waffe wieder auf und kehrte Kailea den Rücken zu. Er spürte ihren Blick auf seinen nackten Schultern und im Genick. Zhaz trat gelassen zurück, um ihm zuzuschauen.
Leto warf seine Pike von einer Hand in die andere und tänzelte auf dem Kampfplatz. Dann nahm er eine klassische Angriffshaltung ein und rief der dunkelgrauen Maschine einen Schwierigkeitsgrad zu: »Sieben Komma zwei vier!« Das war acht Stufen höher als beim letzten Mal.
Der Apparat reagierte nicht.
»Zu hoch«, sagte der Kampflehrer und reckte sein bärtiges Kinn vor. »Ich habe die gefährlichen höheren Grade deaktiviert.«
Leto verzog das Gesicht. Der Lehrer wollte seine Schüler nicht zu sehr fordern oder mehr als eine winzige Verletzung riskieren. Thufir Hawat hätte jetzt laut aufgelacht.
»Versuchen Sie etwa, der jungen Dame zu imponieren, Herr Atreides? Das könnte Sie leicht das Leben kosten.«
Als er sich umblickte, sah er, wie Kailea ihn mit amüsiertem, beinahe spöttischem Gesichtsausdruck beobachtete. Hastig beschäftigte sie sich wieder mit dem ridulianischen Kristall und kritzelte ein paar Ziffern hin. Er errötete, spürte, wie ihm heiß wurde. Zhaz griff sich ein weiches Handtuch von einem Gestell und warf es Leto zu.
»Der Unterricht ist vorbei. Derlei Ablenkungen sind nicht gut für Ihre Ausbildung und können zu ernsthaften Verletzungen führen.« Dann wandte er sich an die Prinzessin. »Lady Kailea, ich verweigere Ihnen den Zutritt zu den Trainingsräumen, während Leto Atreides gegen unsere Maschinen kämpft. Hier sind mir zu viele Hormone im Spiel.« Der Wachhauptmann konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. »Ihre Anwesenheit könnte sich gefährlicher als die eines realen Feindes auswirken.«
22
Wir müssen auf Arrakis etwas tun, das noch nie zuvor für einen gesamten Planeten versucht wurde. Wir müssen den Menschen als konstruktiven ökologischen Faktor einsetzen – um angepasstes, terraformendes Leben einzubringen: hier eine Pflanze, dort ein Tier, an jener Stelle einen Menschen – um den Wasserzyklus zu transformieren, um eine neue Landschaft zu gestalten.
Bericht des Imperialen Planetologen Pardot Kynes an den Padischah-Imperator Elrood IX.
(nicht abgeschickt)
Als die blutüberströmten Fremen-Jugendlichen Pardot Kynes aufforderten, sie zu begleiten, wusste er nicht, ob er damit ihr Gast oder ihr Gefangener war. Doch die Aussicht faszinierte ihn in jedem Fall. Endlich erhielt er seine Chance, diese geheimnisvolle Zivilisation aus erster Hand zu erleben.
Einer der jungen Männer trug seinen verletzten Kollegen schnell und ohne besondere Anstrengung zu Kynes' kleinem Bodenfahrzeug hinüber. Die anderen Fremen öffneten das hintere Ladefach und warfen Kynes' in mühevoller Kleinarbeit gesammelten geologischen Proben hinaus, um mehr Platz zu schaffen. Der Planetologe war viel zu erstaunt, um Einwände zu erheben; außerdem wollte er diese Menschen nicht befremden – sondern mehr
Weitere Kostenlose Bücher