Dune - Frühe Chroniken 01 - Das Haus Atreides
besser.«
Leto hatte an diesem Tag schon zweimal gegen die Maschine gekämpft und sie jedes Mal auf einem höheren Schwierigkeitsniveau besiegt, als bei Rhombur eingestellt war. Als Zhaz ihn gefragt hatte, wie er ein solches Geschick erworben hatte, wollte der junge Atreides nicht prahlen und hatte kaum etwas dazu gesagt. Doch nun hatte er den unmittelbaren Beweis, dass die Ausbildungsmethode der Atreides überlegen war, trotz der unheimlichen Beinaheintelligenz der Kampfmaschine. Leto kannte sich mit Rapieren, Messern, langsam fliegenden Projektilen und Körperschilden aus – und Thufir Hawat war ein weitaus gefährlicherer und überraschenderer Lehrer als jeder Automat.
Als Leto gerade seine Waffe aufhob und sich auf die nächste Runde vorbereitete, öffneten sich die Lifttüren und Kailea trat ein. Sie war mit funkelnden Juwelen geschmückt und trug einen bequemen Metallfaseranzug, der offenbar gleichzeitig hinreißend und schlicht wirken sollte. Sie hatte einen Stift und einen ridulianischen Aufzeichnungskristall dabei. In gespielter Überraschung hob sie die Augenbrauen, als sie ihrer ansichtig wurde. »Oh! Entschuldigung. Ich wollte nur schnell den Kampfapparat überprüfen.«
Gewöhnlich begnügte sich die Vernius-Tochter mit intellektuellen und kulturellen Angelegenheiten, während sie sich in Wirtschaft und Kunst unterrichten ließ. Leto war es unmöglich, die Augen von ihr abzuwenden. Manchmal schienen ihre Blicke mit ihm zu flirten, doch meistens ignorierte sie ihn mit solchem Nachdruck, dass er fast überzeugt war, dass sie dasselbe für ihn empfand wie er für sie.
Während seines Aufenthalts im Großen Palais hatten sich ihre Wege immer wieder gekreuzt, im Speisesaal, auf den offenen Aussichtsbalkonen, in den Bibliotheken. Leto hatte stets mit Brocken unbeholfener Konversation auf sie reagiert. Abgesehen vom interessierten Funkeln ihrer wunderschönen grünen Augen hatte Kailea nichts getan, was ihn in irgendeiner Weise ermutigt hätte; dennoch musste er einfach ständig an sie denken.
Sie ist noch ein kleines Mädchen, rief Leto sich ins Gedächtnis, das versucht, die Rolle einer Lady zu spielen. Doch irgendwie gelang es ihm nicht, seine Einbildungskraft davon zu überzeugen. Kailea war voller Zuversicht, dass ihr eine größere Zukunft als ein Leben im Untergrund von Ix bevorstand. Ihr Vater war ein Kriegsheld, das Oberhaupt eines der reichsten Großen Häuser, und ihre Mutter war schön genug gewesen, um in den Harem des Imperators aufgenommen zu werden, während ihre Tochter einen ausgezeichneten Geschäftssinn besaß. Kailea Vernius standen offensichtlich alle Möglichkeiten offen.
Sie konzentrierte ihre gesamte Aufmerksamkeit auf die reglose graue Kampfmaschine. »Ich habe Vater gesagt, er soll darüber nachdenken, wie wir unsere neu entwickelten Kampfmaschinen kommerziell ausschlachten könnten.« Während sie den Apparat untersuchte, warf sie Leto immer wieder Seitenblicke zu, wobei sie sein markantes Profil und seine Adlernase mit dem hohen Rücken musterte. »Unsere sind besser als alle anderen Kampfapparate – anpassungsfähig, vielseitig und selbstlernend. Seit dem Djihad wurde nichts entwickelt, das einem menschlichen Gegner näher kommt.«
Er spürte einen kalten Schauder, als er sich an all die Warnungen erinnerte, die seine Mutter ihm mit auf den Weg gegeben hatte. Bei diesen Worten hätte sie anklagend einen Finger erhoben und wissend genickt. Leto blickte auf das graue Ovoid. »Heißt das etwa, dieses Ding besitzt ein Gehirn?«
»Bei allen Heiligen und Sündern – wollen Sie sagen, entgegen der Bestimmungen, die nach der Großen Revolte erlassen wurden?«, erwiderte Hauptmann Zhaz in ehrlicher Verblüffung. »Du sollst keine Maschine nach deinem geistigen Ebenbilde machen.«
»Wir ... äh ... sind in dieser Hinsicht sehr vorsichtig, Leto«, sagte Rhombur, während er sich mit einem purpurroten Handtuch den Schweiß abwischte. »Kein Anlass zur Besorgnis.«
Doch Leto gab sich damit nicht zufrieden. »Nun, wenn die Maschine ihre Gegner beobachtet, um auf sie zu reagieren – wie verarbeitet sie diese Informationen? Wenn nicht durch ein Computergehirn, wie dann? Das ist keinesfalls ein rein reaktives Gerät. Es lernt und passt seine Aktionen an die Gegebenheiten an.«
Kailea machte sich Notizen auf den Kristallblättern und rückte einen der goldenen Kämme in ihrem kupferroten Haar zurecht. »Es gibt viele Grauzonen, Leto, und wenn wir sehr vorsichtig agieren, kann das Haus
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