Dune - Frühe Chroniken 01 - Das Haus Atreides
sie die tödliche Droge innerhalb ihres Körpers verwandelt hatte, war sie immer tiefer in die Vergangenheit vorgedrungen, bis sie zur Kommunikation mit all ihren weiblichen Vorfahren in der Lage war und den Zugang zum inneren Leben der Weitergehenden Erinnerungen gefunden hatte.
Sie konnte ihre Gebärmutter vorbereiten, nach Belieben den Eisprung einleiten und sogar das Geschlecht ihres Kindes wählen, wenn Spermium und Ei miteinander verschmolzen. Die Bene Gesserit wollten, dass sie eine Tochter zur Welt brachte, eine Harkonnen-Tochter, und Mohiam würde dafür sorgen, dass es wie erwartet geschah.
Da sie nicht alle Einzelheiten der zahlreichen Zuchtprogramme kannte, wusste Mohiam nicht, warum die Bene Gesserit an dieser speziellen Genkombination interessiert waren, warum sie erwählt worden war, das Kind zu empfangen, und warum kein anderer Harkonnen einen brauchbaren Nachkommen zeugen konnte. Sie erfüllte lediglich ihre Pflicht. Für sie war der Baron nur ein Werkzeug, ein Samenspender, der nur seine Rolle spielen musste.
Mohiam hob ihr schwarzes Gewand und legte sich mit dem Rücken aufs Bett. »Kommen Sie, Baron«, sagte sie, während sie ihn weiterhin ansah, »lassen Sie uns nicht noch mehr Zeit verschwenden. Bringen wir's hinter uns. Schließlich ist es gar keine so große Anstrengung.« Ihr Blick wanderte zu seinem Unterleib.
Als er zornig errötete, fuhr sie mit sanfterer Stimme fort: »Ich bin in der Lage, Ihr Vergnügen zu steigern oder zu unterdrücken. Das Ergebnis wird in jedem Fall für uns beide dasselbe sein.« Sie lächelte mit dünnen Lippen. »Denken Sie einfach an die versteckten Melange-Vorräte, die weiterhin Ihnen gehören, ohne dass der Imperator jemals davon erfährt.« Dann wurde ihre Stimme härter. »Andererseits könnten Sie sich auch vorzustellen versuchen, was der alte Elrood mit dem Haus Harkonnen machen wird, wenn er herausfinden sollte, auf welche Weise Sie ihn betrogen haben.«
Der Baron zerrte ungehalten an seinem Gewand, öffnete es und stürmte zum Bett. Mohiam schloss die Augen und murmelte einen Bene-Gesserit-Segen, ein Gebet, um sich zu beruhigen und sich besser auf die Reaktionen ihres Körpers konzentrieren zu können.
Der Baron war vor Ekel kaum erregt. Er konnte den Anblick von Mohiams nacktem Körper nicht ertragen. Zum Glück hatte sie den größten Teil ihrer Kleidung anbehalten, genauso wie er. Sie nahm sein Glied in die Hand und manipulierte es, bis es sich versteifte. Er hielt die Augen fest geschlossen, während er spürte, dass sie ihn einsog und in sich festhielt. Er versuchte, sich frühere Eroberungen vorzustellen, den Schmerz, die Macht ... alles, was ihn von der widerwärtigen und schmutzigen Tatsache einer bisexuellen Vereinigung ablenkte.
Es hatte nichts mit körperlichem Vergnügen zu tun, es war lediglich der mechanische Akt zweier Menschen, der dem Austausch genetischen Materials diente. Für sie beide hatte es kaum noch etwas mit Sex zu tun.
Aber Mohiam bekam, was sie wollte.
* * *
Piter de Vries saß lautlos und verstohlen an seinem nur einseitig durchsichtigen Beobachtungsfenster. Als Mentat hatte er gelernt, sich wie ein Schatten zu bewegen, zu sehen, ohne gesehen zu werden. Ein uraltes Gesetz der Physik postulierte, dass schon der bloße Akt des Beobachtens das Beobachtete beeinflusste. Aber jeder gute Mentat wusste, wie man diesen Einfluss soweit reduzierte, dass die Objekte seiner Neugier nichts von der Beobachtung ahnten.
De Vries hatte die sexuellen Eskapaden des Barons schon häufig durch dieses Guckloch verfolgt. Manchmal hatte es ihn angewidert, gelegentlich war es faszinierend gewesen ... und noch viel seltener hatte es die Phantasie des Mentaten angeregt.
Jetzt sog er alle Details auf, während der Baron gezwungen war, mit der Bene-Gesserit-Hexe zu kopulieren. Es bereitete ihm großes Vergnügen, seinen Herrn zu beobachten und das tiefe Unbehagen des Mannes mitzuerleben. Noch nie zuvor hatte er den Baron in einer für ihn so unangenehmen Situation gesehen. Wenn er nur die Zeit gefunden hätte, das Aufnahmegerät einzurichten, damit er diese Szenen immer wieder genießen konnte!
In dem Augenblick, als sie ihre Forderungen vorgetragen hatte, war de Vries vom unvermeidlichen Resultat überzeugt gewesen. Sie hatte den Baron in der Hand gehabt, ihm war keine andere Wahl geblieben, als ihr zu gehorchen.
Aber warum?
Selbst mit seinen überragenden Fähigkeiten als Mentat konnte de Vries nicht ergründen, was die
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