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Dune - Frühe Chroniken 02 - Das Haus Harkonnen

Dune - Frühe Chroniken 02 - Das Haus Harkonnen

Titel: Dune - Frühe Chroniken 02 - Das Haus Harkonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Herbert , Kevin J. Anderson
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Verfolgung aufzunehmen. Die Männer schnallten sich an, verschlossen die durchsichtige Schutzkanzel und wurden im Wasser ausgesetzt.
    Die Jagdboote hüpften über das aufgewühlte Meer und kämpften sich durch die Eisschollen, aber sie kamen ihrer Beute immer näher. Das große Schiff fuhr einen weiten Bogen und näherte sich aus der entgegengesetzten Richtung. Beide Meisterharpuniere kreuzten vor dem Albino-Wal, öffneten dann die Kanzeln und stellten sich auf. Mit sicheren, präzisen Bewegungen schleuderten sie lange Betäubungsspeere in den Wal, die beim Aufprall ihre lähmende Energie freisetzten.
    Der Wal rollte im Wasser und näherte sich dem Walfangschiff. Die Meisterharpuniere setzten die Verfolgung fort, doch nun war das große Schiff nahe genug, dass sich vier weitere Harpuniere über die Reling lehnten. Wie eine disziplinierte römische Legion warfen sie ihre Betäubungsharpunen, worauf der Wal völlig gelähmt war. Die beiden Jagdboote steuerten den pelzigen Koloss an, und die zwei Meisterharpuniere versetzten ihm gemeinsam den Gnadenstoß.
    Als die Jagdboote später wieder an Bord gehievt wurden, machten sich die Kürschner und Abdecker bereit, zogen mit Spikes besetzte Schuhe an und kletterten an der Schiffswandung zum treibenden Kadaver hinunter.
    Abulurd hatte schon viele erfolgreiche Waljagden miterlebt, aber die Prozedur des Schlachtens war ihm schon immer zuwider gewesen, sodass er auf die Steuerbordseite auswich und nach Norden auf die Gebirgsketten der Eisberge starrte. Die zerklüfteten Formen erinnerten ihn an die steilen Felsen der Fjorde in der Umgebung seines Anwesens.
    Das Walfangschiff befand sich an der nördlichsten Grenze der Jagdgründe, die selbst von den Einheimischen nicht überschritten wurde. Die Walfänger der MAFEA wagten sich niemals in diese Breiten, da ihre riesigen Schiffe nicht im tückischen Eismeer navigieren konnten.
    Abulurd stand allein an der Reling und bewunderte die kristallene Reinheit des arktischen Eises, in dem sich das getrübte Sonnenlicht zu konzentrieren schien. Er hörte das Knirschen zusammenstoßender Eisberge und blickte auf die Szene, ohne bewusst zu registrieren, was sich am Rande seines Gesichtsfeldes tat. Doch sein Unterbewusstsein beschäftigte sich damit, bis sein Blick schließlich zu einem der Eismonolithen wanderte, einem klobigen Brocken, der eine Spur grauer als die anderen erschien. Er reflektierte etwas weniger Licht.
    Abulurd blinzelte, dann holte er sich einen Feldstecher. Er hörte die schmatzenden Geräusche in seinem Rücken, die Rufe der Männer, die die Beute zerlegten, um sie abtransportieren zu können. Doch Abulurd konzentrierte sich ganz auf den treibenden Eisberg und stellte die Öl-Linsen scharf.
    Froh über diese Ablenkung von der blutigen Arbeit verbrachte Abulurd mehrere Minuten damit, den schwimmenden Koloss im Detail zu studieren. Die Bruchkanten wirkten viel zu gleichmäßig, als dass sie auf natürliche Weise aus dem polaren Eispanzer gebrochen sein konnten. Außerdem stießen die Eisberge im Wasser ständig gegeneinander, bis es nirgendwo mehr eine glatte Fläche gab.
    Dann sah er auf der Höhe des Wasserspiegels etwas, das verdächtig an eine Tür erinnerte.
    Er suchte die Brücke auf. »Sie haben doch sicher noch mindestens eine Stunde zu tun, Kapitän?«
    Der breitschultrige Mann nickte. »Aye. Heute Abend setzen wir Kurs auf die Heimat. Wollen Sie runtersteigen und sich diesmal am Schlachtfest beteiligen?«
    Abulurd musste sich zusammenreißen, da ihm die bloße Vorstellung, sich im Walblut zu wälzen, Übelkeit verursachte. »Nein ... ich würde mir gerne eins der Beiboote ausleihen, um etwas zu erkunden – das ich an einem Eisberg entdeckt habe.« Normalerweise hätte er darum gebeten, dass er von einer Handvoll Männer begleitet wurde, aber sämtliche Walfänger wurden bei der Schlachtarbeit gebraucht. Selbst in diesem kalten, lebensfeindlichen Meer war Abulurd über jede Gelegenheit froh, dem Gestank des Todes zu entrinnen.
    Der Kapitän hob verwundert die buschigen Augenbrauen. Abulurd erkannte, dass der Mann gravierende Bedenken hegte, aber darauf verzichtete, sie zu äußern. In seinem breiten Gesicht stand nur der große Respekt, den er vor dem planetarischen Gouverneur hatte.
    Abulurd Harkonnen wusste, wie man ein Boot navigierte, da er häufig eigene Ausflüge unternahm, um die Fjorde und die Meeresküste zu erkunden. Also lehnte er das Angebot ab, sich von einigen Walfängern begleiten zu lassen.

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