Dune - Frühe Chroniken 03 - Das Haus Corrino
verlassen hatte und zu seinem Sietch zurückgekehrt war, hatte Rondo Tuek die Renegaten verraten. Der Wasserhändler hatte jede Ehre verloren.
Heute Nacht würde Tuek eine andere Art von Bezahlung erhalten. Die Fremen wollten ihm das Geschenk der Gerechtigkeit machen ...
Sie eilten durch gemauerte Korridore, wurden im Schatten unsichtbar und näherten sich den Schlafgemächern des Händlers. Es war nicht schwer gewesen, von früheren Dienern detaillierte Pläne des Hauses zu bekommen. Obwohl diese Fremen in der Stadt lebten, galt ihre Loyalität weiterhin ihren Sietches.
Stilgar war Dominic Vernius niemals begegnet, aber trotzdem folgte er Liet, der nun der Abu Naib aller Fremen geworden war. Jeder Krieger wäre glücklich gewesen, sich diesem Kommandounternehmen anzuschließen. Die Fremen waren bestens mit dem Begriff der Blutrache vertraut.
In tiefster Dunkelheit brachen sie in Tueks Schlafzimmer ein und verriegelten die Tür. Ihre Messer waren gezogen, ihre Schritte so leise wie Öl, das über Felsen rann. Liet hätte seine Maula-Pistole ziehen und den Verräter einfach im Bett erschießen können, aber er hatte nicht die Absicht, den Mann zu töten. Ganz und gar nicht.
Tuek schreckte aus dem Schlaf hoch und holte Luft, um einen lauten Schrei auszustoßen. Doch Stilgar hatte sich wie ein Wolf auf ihn gestürzt. Die zwei Männer kämpften auf dem feuchten Laken, während Stilgars Hände sich um Tueks Kehle und Lippen klammerten, damit er nicht um Hilfe rufen konnte.
Die weit auseinander stehenden Augen des Wasserhändlers zuckten panisch hin und her. Er wand sich, aber die Fremen hielten seine kurzen Beine und die wasserfetten Hände fest, sodass er keinen Alarm auslösen oder nach verborgenen Waffen greifen konnte.
»Wir haben nicht viel Zeit«, sagte Stilgar in scharfem Flüsterton.
Liet-Kynes blickte auf den Gefangenen. Vor vielen Jahren hatte Liet als junger Abgesandter der Fremen die Wasserfabriken aufgesucht, um die monatliche Gewürzzahlung abzuliefern, aber es war offensichtlich, dass Tuek ihn nicht wiedererkannte.
Stilgar schnitt ihm symbolisch die Zunge heraus. Nun konnte er nicht mehr schreien, sondern nur noch gurgelnde Geräusche von sich geben, weil sich zu viel Blut in seiner Mundhöhle sammelte.
Als Tuek würgte und die rote Flüssigkeit ausspuckte, sprach Liet das Fremen-Urteil über ihn. »Rondo Tuek, für den Verrat, den du gesprochen hast, nehmen wir dir deine Zunge.«
Mit der Spitze des Crysmessers schälte Liet nacheinander die Augen des Mannes aus den Höhlen und legte die starrenden weißen Kugeln auf den Nachttisch. »Für die Dinge, die du nicht hättest sehen sollen, nehmen wir dir deine Augen.«
Tuek versuchte sich entsetzt zu wehren und zu schreien, aber er spuckte nur weiteres Blut. Angesichts dieser Flüssigkeitsverschwendung runzelten zwei der Fremen-Krieger die Stirn.
Mit der Schneide seines Messers trennte Liet nun das linke und dann das rechte Ohr des verräterischen Mannes ab. Er legte die knorpeligen Hautlappen neben die Zunge und die Augäpfel auf den Nachttisch. »Weil du Geheimnisse belauscht hast, die nicht für dich bestimmt waren, nehmen wir dir deine Ohren.«
Alle Fremen beteiligten sich an der letzten Tat. Mit dem dumpfen Geräusch brechender Knochen hackten sie Tuek die Hände ab. »Wir nehmen dir deine Hände, mit denen du Bestechungsgelder kassiert und einen Mann verraten hast, der dir vertraute.«
Danach ließen sie den Händler los, der sich blutend auf seinem Bett wand. Er war am Leben, aber er wünschte sich vermutlich, tot zu sein ...
Bevor die Fremen gingen, tranken sie vom sprudelnden Wasser des Zierspringbrunnens in Tueks Schlafzimmer. Dann schlichen sie lautlos hinaus und verschwanden in den dunklen Straßen von Carthag.
Von nun an würde Liet-Kynes direkt mit der Raumgilde verhandeln und seine eigenen Vereinbarungen mit ihren Vertretern treffen.
39
Ein Gedanke, der sich auf ein intensives Gefühl gründet, hat seinen Ursprung im Herzen. Abstrakte Gedanken haben ihren Ursprung im Gehirn.
Diktum der Bene Gesserit,
Die Grundlagen der Selbstbeherrschung
Rhombur trug eine maßgeschneiderte Uniform und einen beeindruckenden purpurroten Umhang, der mit kupferfarbener Merh-Seide besetzt war. Seine Bewegungen wirkten jetzt so natürlich, dass nur jemand, der genau hinschaute, erraten hätte, dass sich unter der gut sitzenden Kleidung ein Cyborg-Körper verbarg. Tessia war sichtlich stolz auf ihn, als sie seinen Arm nahm und ihn durch
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