Dune - Frühe Chroniken 03 - Das Haus Corrino
prachtvollen Stuhl, der im Großen Saal für ihn reserviert war. Der Adel war eine schlecht gelaunte, ungehobelte Horde. Shaddam war enttäuscht, dass diese Leute so leicht jeglichen Anstand verloren.
Er residierte auf seinem großen Stuhl und hatte die manikürten Hände im Schoß verschränkt. Wenn diese Sitzung nach Plan verlief, würde der Imperator nicht ein einziges Wort sagen müssen. Er hatte bereits weitere Sardaukar-Truppen von Salusa Secundus angefordert, obwohl er bezweifelte, dass sie nötig waren, um diesen kleinen Unruheherd unter Kontrolle zu bekommen.
Lady Anirul hatte sich einigermaßen von ihrem jüngsten Anfall erholt, machte aber immer noch einen etwas mitgenommenen Eindruck. Sie saß auf ihrem untergeordneten Platz und trug ein formelles schwarzes Aba-Gewand, wie er ihr aufgetragen hatte. Neben ihr stand die ähnlich gekleidete Imperiale Wahrsagerin Gaius Helen Mohiam. Ihre Anwesenheit machte deutlich, dass Shaddam immer noch die Unterstützung der mächtigen Schwesternschaft hatte. Es wurde höchste Zeit, dass die Hexen konsequent ihren Pflichten und verschleierten Versprechungen Folge leisteten.
Bevor die ersten Beschwerden vor dem Landsraad vorgetragen werden konnten, ergriffen Shaddams Anwälte das Wort und legten seinen Standpunkt dar, den sie mit adäquaten Präzedenzfällen und beeindruckendem Fachvokabular untermauerten.
Als Nächstes trat ein hochrangiger Gesandter der Raumgilde vor das Plenum. Die Gilde hatte Shaddams Kriegsschiffe nach Korona transportiert, und nun verteidigte sie mit entsprechenden juristischen Argumenten ihre Entscheidung, den Angriff zu ermöglichen. Dank Shaddams Großzügigkeit hatte die Gilde die Hälfte des von Korona geborgenen Gewürzvorrats einkassiert, sodass sie das Haus Corrino in jedem Fall unterstützen würde.
Shaddam wahrte seine Miene der fürstlichen Zuversicht.
Danach trat der Präsident der MAFEA vor, ein Mann mit gebeugtem Gang und silbergrauem Bart. Er sprach mit lauter und weit reichender Stimme. »Die MAFEA unterstützt das Recht des Imperators, den Gesetzen des Imperiums Geltung zu verschaffen. Das Verbot der Lagerung von Melange wurde bereits vor langer Zeit gesetzlich verankert. Obwohl sich viele von Ihnen lautstark darüber beklagen, sind diese Tatsachen jedem Haus bekannt.« Er blickte sich um und wartete ab, ob in der Versammlung Widerspruch laut wurde, dann fuhr er fort.
»Der Imperator hat wiederholt Warnungen ausgesprochen, dass er für die Einhaltung dieses Gesetzes sorgen wird. Doch selbst nachdem er wegen genau dieses Verbrechens eine Strafaktion gegen Zanovar durchgeführt hat, wurde das Gesetz weiterhin vom Haus Richese ignoriert.« Der MAFEA-Präsident zeigte mit ausgestrecktem Finger auf die betreffenden Delegierten.
»Welche Fakten beweisen die Schuld des Hauses Richese?«, rief ein Adliger.
»Wir haben das Wort eines Corrino-Imperators. Das genügt.« Der MAFEA-Präsident ließ seine Worte wirken. »Und vor der Konfiszierung wurden Holoaufnahmen der richesischen Gewürzlager gemacht, die uns im privaten Kreis vorgeführt wurden.«
Der Präsident wollte das Podium bereits verlassen, doch dann kehrte er noch einmal zurück und setzte hinzu: »Der Imperator hat auf einwandfreier juristischer Grundlage gehandelt. Sie können nicht dagegen protestieren, nur weil Sie Ihre eigenen Verbrechen decken wollen. Wer von Ihnen gegen das Verbot der Gewürzlagerung verstößt, tut es auf eigene Gefahr. Der Imperator ist befugt, jedes nötige Mittel einzusetzen, um die politische und ökonomische Stabilität zu wahren.«
Shaddam musste ein Grinsen unterdrücken. Anirul warf ihm einen Blick zu und betrachtete dann wieder den Großen Saal und die Menge der aufsässigen Landsraad-Vertreter.
Schließlich schlug Kammerherr Beely Ridondo mit seinem Klangstab auf den Boden, worauf wieder Ruhe einkehrte. »Die Debatte ist offiziell eröffnet«, gab er mit finsterem Blick bekannt. »Wagt es jemand, sich gegen die Entscheidungen des Imperators zu stellen?«
Shaddams Juristen standen auf und hielten Stifte und Notizblöcke bereit, um die Namen aufzunehmen. Damit bestand kein Zweifel, welche Konsequenzen ein Protest haben würde.
Die brodelnde Missstimmung schwächte sich zu einem Raunen ab. Niemand trat vor, niemand wollte der Erste sein. Der Imperator tätschelte in aller Öffentlichkeit die Hand seiner Gemahlin. Er wusste, dass er gewonnen hatte. Zumindest vorläufig.
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Versuche nie, deine prophetischen Fähigkeiten zu verstehen;
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