Dune - Frühe Chroniken 03 - Das Haus Corrino
Junction waren wir einen Monat lang von jeder Kommunikation mit Herzog Leto abgeschnitten. Wir wissen nicht, ob wir uns noch auf den vereinbarten Zeitplan verlassen können. Wir rennen mit dem Kopf voran in die Dunkelheit. ›Nur wer keine Ziele hat, hat auch keine Sorgen.‹«
Rhombur hielt sich fest, während das runde Gefährt heftig durchgeschüttelt wurde. »Leto wird tun, was er versprochen hat. Und wir ebenfalls.«
Dann folgte die harte Landung in der abgelegenen Wildnis in den nördlichen Breiten des Planeten. Die Gondel kam in einer Schneewehe zwischen Eis und Felsen zur Ruhe. Ohne entdeckt zu werden. Der Geheimtunnel, der hier endete, war für Mitglieder der Familie Vernius gedacht, die vor einer möglichen unterirdischen Katastrophe fliehen mussten. Jetzt stellte er für Rhombur eine günstige Gelegenheit dar, wieder in die Welt zurückzukehren, aus der man ihn vor Jahren vertrieben hatte.
Die Agenten machten sich in der kalten Nacht an die Arbeit. Sie demontierten die Gondel und bauten die Einzelteile neu zusammen. Aus den Komponenten der Hülle stellten sie Werkzeuge und zahlreiche Waffen her, die sie an ihre Verbündeten verteilen konnten. Und die Plastahl-Waben waren mit abgepackten Lebensmitteln gefüllt.
Unter der Sternennacht zogen sich die Männer in einen provisorischen Unterschlupf mit dünnen Wänden zurück, wo Gurney den langen Marsch unter die Oberfläche plante. Er konnte es kaum erwarten, dass es losging. Es hatte ihm Spaß gemacht, in Burg Caladan über Strategien zu diskutieren und auf dem Baliset zu spielen, doch im Herzen war der ehemalige Schmuggler ein Kämpfer geblieben. Er fühlte sich unglücklich, wenn er seinem Lehnsherrn keinen Dienst erweisen konnten – sei es Dominic Vernius, Herzog Leto oder Prinz Rhombur ...
»Ich mag hässlich sein, aber wenigstens gehe ich überall als menschliches Wesen durch. Du dagegen« – Gurney blickte auf die Cyborg-Prothesen des Prinzen und schüttelte den Kopf – »solltest dir eine bessere Geschichte ausdenken, falls man dir Fragen stellt.«
»Ich habe durchaus Ähnlichkeit mit einem Bi-Ixianer.« Rhombur hob seinen künstlichen linken Arm und bewegte die mechanischen Finger. »Aber es wäre mir natürlich lieber, wenn man mich als rechtmäßigen Grafen Vernius willkommen heißen würde.«
Die lange Zeit, die Rhombur im Exil verbracht hatte, und die Schmerzen, die er in letzter Zeit hatte ertragen müssen, waren seinen Führungsqualitäten zugute gekommen. Er bemühte sich, sein Volk zu verstehen, statt seine Loyalität als selbstverständlich hinzunehmen. Jetzt wollte er sich des Respekts und der Treue seines Volkes würdig erweisen, genauso wie es Herzog Leto auf Caladan gelungen war.
Als Rhombur im Großen Palais aufgewachsen war und in naiver Unschuld Steine gesammelt und den endlosen Unterricht mit Däumchendrehen verbracht hatte, war er ohne jeden Zweifel davon ausgegangen, dass er das nächste Oberhaupt des Hauses Vernius sein würde.
Er hätte sich niemals träumen lassen, dass er eines Tages darum kämpfen musste. Er hatte sich genauso wie seine Schwester einfach in die Rolle eingefügt, in die er hineingeboren war.
Aber es gehörte viel mehr dazu, ein Volk zu regieren. Er hatte viel erleiden müssen, bis er diese schwierige Lektion verstanden hatte.
Zuerst der Mord an seiner Mutter Shando – von der er nun wusste, dass sie ein weiteres Kind auf die Welt gebracht hatte, einen illegitimen Sohn von Imperator Elrood. Dann hatte sein Vater Dominic Vernius nach vielen Jahren im Untergrund nuklearen Selbstmord begangen – und zahlreiche Sardaukar mit in den Tod gerissen. Und schließlich seine Schwester Kailea, die es zu Wahnsinn und Verrat getrieben hatte, als sie nach Dingen strebte, auf die sie ihrer Ansicht nach Anspruch hatte.
Bald würde es weiteres Blutvergießen geben, wenn Gurney und er eine unterirdische Revolution anzettelten und die Atreides-Streitkräfte anrückten, um den Besatzern den Rest zu geben. Das ixianische Volk würde wieder kämpfen, und viele würden sterben.
Doch Rhombur schwor sich, dass kein vergossener Tropfen Blut umsonst sein sollte, weil seine geliebte Welt dann wieder frei sein würde.
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Das Universum ist der Logik stets um einen Schritt voraus.
Lady Anirul Corrino, privates Tagebuch
In Burg Caladan und den nahe gelegenen Militärkasernen herrschte lebhafte Aktivität. Die Soldaten der Atreides exerzierten und packten die nötige Ausrüstung für den großen Feldzug ein. Sie
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