Dune - Frühe Chroniken 03 - Das Haus Corrino
unverzüglich in die muffigen und düsteren Katakomben. »Willst du auf diese Weise die triumphale Rückkehr deines Gewürzministers feiern? Indem du mich in diese staubige alte Gruft zerrst, hmmm?«
Shaddam hatte auf sein übliches Gefolge aus Leibwächtern verzichtet, sodass die zwei Männer nur von orangefarbenen Leuchtgloben begleitet wurden, als sie die Wendeltreppen hinunterstiegen. »In unseren Kindertagen haben wir oft hier unten gespielt, Hasimir. Ich liebe diese Atmosphäre der Nostalgie.«
Fenring nickte mit dem überdimensionalen Kopf. Seine großen Augen huschten wie die eines Nachtvogels hin und her und suchten nach Assassinen und verborgenen Fallen. »Vielleicht habe ich hier meine Vorliebe entwickelt, im Schatten zu lauern, hmmm?«
Shaddams Stimme wurde fester und autoritärer. »Außerdem ist es ein Ort, an dem wir miteinander sprechen können, ohne von Spionen belauscht zu werden. Wir beide müssen über eine wichtige Angelegenheit reden.« Fenring brummte nur.
Als man den Regierungssitz des Imperiums vor langer Zeit vom verwüsteten Planeten Salusa Secundus nach Kaitain verlegt hatte, war Hassik Corrino III. der Erste gewesen, der in dieser Katakombe beigesetzt worden war. Im Verlauf der folgenden Jahrtausende hatten zahllose Corrino-Imperatoren, Konkubinen und illegitime Kinder hier ihre letzte Ruhestätte gefunden. Einige waren eingeäschert und in Urnen bestattet worden, während die Knochen anderer zerrieben und zu Porzellanornamenten verarbeitet worden waren. Einige Herrscher waren in durchsichtigen Sarkophagen aufgebahrt. Nullentropie-Felder sorgten dafür, dass ihre Leichen niemals verwesten, auch wenn sich ihre dürftigen Leistungen längst im Nebel der Geschichte verflüchtigt hatten.
Als Fenring und Shaddam weitergingen, kamen sie an der uralten bleichen Mumie von Mandias dem Schrecklichen vorbei. Er lag in einer Grabkammer, vor der eine furchterregende lebensgroße Statue von ihm selbst stand. Ein Schild an seinem Sarg behauptete, er sei als »der Imperator, der Welten erzittern ließ« bekannt gewesen.
»Ich bin kein bisschen beeindruckt«, sagte Shaddam mit einem Blick auf die verfallene Hülle. »Ich kann mich nicht einmal erinnern, schon von ihm gehört zu haben.«
»Nur weil du dich geweigert hast, die imperiale Geschichte zu studieren«, entgegnete Fenring mit einem dünnen Lächeln. »Fühlst du dich durch einen Ort wie diesen an deine eigene Sterblichkeit erinnert, hmmm-äh?«
Im leicht flackernden Schein der mobilen Leuchtgloben warf ihm der Imperator einen finsteren Blick zu. Als sie über den abschüssigen Steinboden weitergingen, huschten am Rand ihres Sichtfelds winzige Tiere in dunkle Ritzen – Spinnen, Mäuse oder transformierte Skarabäen, die hier unten überlebten, indem sie sich von bestens konserviertem Fleisch ernährten.
»Habe ich richtig gehört, dass Elrood einen Bastard gezeugt hat, hmmm? Wie konnte uns das all die Jahre verborgen bleiben?«
Shaddam wirbelte herum. »Woher weißt du davon?«
Fenring antwortete ihm mit einem beschwichtigenden Lächeln. »Ich habe Ohren, Shaddam.«
»Sie sind viel zu groß.«
»Aber sie lauschen nur in Euren Diensten, Majestät, hmmm?« Er sprach weiter, bevor der Imperator irgendwelche Zweifel äußern konnte. »Es macht nicht den Eindruck, als hätte dieser Tyros Reffa Ambitionen auf deinen Thron, aber in diesen unruhigen Zeiten könnte er von aufsässigen Familien als Galionsfigur instrumentalisiert werden, als Kondensationskeim der Opposition.«
»Aber ich bin der wahre Imperator!«
»Shaddam, der Landsraad schwört zwar dem Haus Corrino Treue und Gefolgschaft, aber nicht deiner Person. Vergiss nicht, dass es dir gelungen ist, hmmm-äh, viele der mächtigsten Aristokraten zu verärgern.«
»Hasimir, es gehört nicht zu meinen Aufgaben, mir Sorgen über die verletzte Eitelkeit meiner Untertanen zu machen.« Shaddam betrachtete das Grab des Mandias und murmelte einen Fluch gegen seinen alten Vater Elrood, dass er die Torheit begangen hatte, eine seiner Konkubinen zu schwängern. Ein Imperator sollte wissen, wie sich ein solcher Vorfall verhindern ließ!
Im Verlauf der Jahrhunderte waren immer neue Grabstätten benötigt worden, sodass sich die Nekropole immer tiefer in den Untergrund ausgebreitet hatte. In den tiefsten und jüngsten Gruften stieß Shaddam auf die ersten Namen, die ihm als Vorfahren bekannt waren.
Vor ihm lag das zugemauerte Gewölbe seines Großvaters Fondil III., genannt »der Jäger«. Die
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