Dune - Frühe Chroniken 03 - Das Haus Corrino
worden war.
Othns Schulter war blutgetränkt, und sein graues Haar war auf der linken Kopfseite angesengt. Er schien keinen Schmerz zu empfinden, sondern nur Wut und Empörung. So viel Blutvergießen, nur um Tyros zu treffen! Der Magister, der im Verlauf seiner Tätigkeit schon viele mitreißende Reden gehalten hatte, hob die Stimme. »Das ist unerhört!«
Der Oberbashar, dessen Uniform tadellos sauber und unzerknittert war, antwortete ihm mit einem ironischen Lächeln. Überall stiegen Rauchwolken auf, am Boden zuckten halb verkohlte Körper, und hinter Othn stürzte knirschend und krachend ein Märchenpalast ein. »Lehrer, Sie müssen noch den Unterschied zwischen Theorie und Praxis lernen.«
Auf ein Handzeichen von Garon erschossen seine Sardaukar den Magister, bevor er irgendwie reagieren konnte. Leidenschaftslos wandte der Oberbashar seine Aufmerksamkeit wieder der zerstörten Sandwurmfigur zu, um den Fortgang der Bergung zu verfolgen. Im beißenden Rauch zog er einen persönlichen Log-Recorder aus einer Uniformtasche und diktierte einen Bericht für Shaddam, während er das Gemetzel beobachtete.
Inmitten der Verwüstung beluden die Sardaukar die Kampfschiffe mit dem geschmuggelten Gewürz. Wie dicke Hummeln schraubten sich die Thopter in den Himmel, wo größere Transportschiffe warteten. Der Imperator würde die konfiszierte Melange als Belohnung an die MAFEA und die Raumgilde abtreten. Dann würde er mit selbstgerechter Zuversicht verkünden, dass mit dieser ersten Schlacht der »Große Gewürzkrieg« eröffnet war.
Der Oberbashar hatte das Gefühl, dass ihm aufregende Zeiten bevorstanden.
Da die Aktion innerhalb eines engen Zeitrahmens abgeschlossen werden sollte, befahl Garon den noch übrigen Bodentruppen, zu den militärischen Einheiten zurückzukehren. Wenn sie die Melange in Sicherheit gebracht hatten, konnte das restliche Zerstörungswerk aus größerer Entfernung erledigt werden. Garon würde alles von seinem Kommandoposten aus beobachten, ohne sich die Hände schmutzig zu machen. Die Schwadron zog sich zurück, ohne sich um das Wimmern der Sterbenden und die Schreie der verletzten Kinder zu kümmern.
Die schweren Kampfschiffe gingen in einen tiefen Orbit. Von dort würden sie den Rest der Stadt dem Erdboden gleichmachen, bevor sie ein nahe gelegenes Anwesen ins Visier nahmen.
* * *
Eine warme Brise wehte durch Reffas Farngarten und schüttelte die grünen Wedel. Es klang wie flatternde Flügel. Charence, der Hausmeister des Anwesens, schaltete den Springbrunnen aus und stieg einen Hügel hinauf. Er hatte bereits Gärtner und Ingenieure für Wasseranlagen bestellt, damit eine gründliche Wartung der Brunnen und Leitungen durchgeführt werden konnte, während sein Meister auf Taligari weilte.
Charence erfüllte seine Pflichten mit peinlicher Genauigkeit und war stolz darauf, dass Tyros Reffa überhaupt nichts von den Arbeiten bemerkte. Das war das größte Kompliment, das ein Hausmeister erwarten konnte. In den Gärten und im Haushalt lief alles so reibungslos, dass sein Meister niemals einen Grund zur Beschwerde fand.
Der Magister hatte Charence vor über vierzig Jahren eingestellt, unmittelbar nachdem der geheimnisvolle Tyros auf Zanovar eingetroffen war. Der zuverlässige Diener hatte nie Fragen über die Herkunft des Jungen oder die Quelle seines unerschöpflichen Vermögens gestellt. Charence konzentrierte sich ausschließlich auf seine zahlreichen Pflichten und hatte einfach keine Zeit für Neugierde.
Als die Fontänen des Springbrunnens versiegten, trat er in eine Gartenlaube aus Schwimmbäumen auf einem gepflasterten Hügel. Arbeiter in Overalls trugen Eimer und Schläuche zu den Pumpstationen, die geschickt in den Pilzgärten versteckt waren. Charence hörte, wie sie in der klaren Luft pfiffen oder plauderten.
Von den Kampfschiffen bemerkte er gar nichts. Der Hausmeister konzentrierte sich ganz auf seine reale Welt und blickte nicht zum Himmel auf. Lasgun-Strahlen schnitten durch die Luft wie Blitze, die von einem zornigen Donnergott geschleudert wurden. Schockwellen aus ionisierter Luft ließen die Bäume wie Streichhölzer umknicken. Rasenflächen brannten und Seen kochten, bis nur noch eine tote glasierte Ebene übrig war.
Vom grellen Licht geblendet blickte Charence nun doch nach oben und sah, wie Reffas Anwesen Schlag um Schlag verwüstet wurde. Er war wie erstarrt, er war nicht einmal in der Lage zu fliehen. Er stand im Sturm, der wie eine heulende Lokomotive aus
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