Dune - Frühe Chroniken 03 - Das Haus Corrino
Holobild schien keine Spur des Geistes von Dominic zu stecken. Das Grinsen blieb unverändert, als wäre es dem ixianischen Patriarchen völlig gleichgültig, was sein Sohn an seinem Hochzeitstag dachte.
Rhombur blies seine mechanischen Lungen auf und entließ einen tiefen Seufzer. Er ging weiter und blieb an der Stelle stehen, die man ihm zugewiesen hatte. Er war dankbar, dass Tessia ihn immer wieder ermutigte, ihn aufforderte, stets seine ganze Kraft einzusetzen. Aber jetzt musste sie ihn nicht mehr tadeln, denn je mehr er sich vom Unfall erholte, desto mehr Initiative entwickelte er. Die Tleilaxu würden für das büßen, was sie seiner Familie und seinem Volk angetan hatten.
Als sein Blick dem von Herzog Leto begegnete, wurde ihm klar, dass seine Miene offenbar viel zu ernst für den Anlass war. Also setzte auch er ein breites Lächeln auf, das jedoch nicht so seelenlos wie das des holographischen Dominic an seiner Seite wirkte. In Rhomburs Lächeln lagen Zufriedenheit und Glück, die durch eine realistische Einschätzung seines Platzes in der Geschichte gemäßigt wurden. Dieser Hochzeitstag, diese Verbindung mit einer unergründlichen Bene-Gesserit-Frau, war ein historischer Meilenstein. Eines Tages würden Tessia und er als Gräfin und Graf Vernius im Großen Palais von Ix wohnen.
Viele der Gäste hatten sich ebenfalls nach ixianischem Stil gekleidet, passend zu den berühmten Holo-Porträts, die zwischen ihnen Platz genommen hatten. Ihr Anblick erweckte gleichzeitig angenehme und traurige Erinnerungen. Der ehemalige ixianische Botschafter auf Kaitain, Cammar Pilru, war leibhaftig anwesend, seine verstorbene Frau S'tina jedoch nur als Illusion. Ihre Zwillingssöhne D'murr und C'tair waren in jugendlichem Alter dargestellt, wie sie während der letzten Tagen des Großen Palais gewesen waren.
Rhombur erinnerte sich an Gerüche, Geräusche, Gesichter und Stimmen. Während der Probe am Vortag hatte er die Hand seines Vaters berührt, aber nichts gespürt. Nur die statische Elektrizität des Projektionsfeldes. Wenn das alles doch nur Wirklichkeit wäre ...
Er hörte ein Rascheln in seinem Rücken und ein leises Raunen der Gäste. Er drehte sich um und sah, wie Tessia aus einer Nische trat und auf ihn zuglitt, mit der ganzen Würde einer hochrangigen Bene Gesserit. Mit ihrem strahlenden Lächeln hinter dem exquisiten Spitzenschleier und dem langen Gewand aus perleszierender Merh-Seide sah sie wie ein Engel aus. Normalerweise machte sie mit ihren sepiafarbenen Augen und dem mausbraunen Haar einen eher schlichten Eindruck, doch heute verströmte sie Selbstbewusstsein und Anmut, als wäre plötzlich ihre ganze innere Schönheit zum Vorschein gekommen. Nun erkannten alle Anwesenden in ihr, was Rhombur schon immer gesehen und geliebt hatte.
Neben der Braut schritt das Bild von Lady Shando Vernius. Rhombur hatte seine Mutter nicht mehr gesehen, seit sie im Verlauf der gewaltsamen Eroberung von Ix durch die Tleilaxu getrennt worden waren. Sie hatte immer große Hoffnungen in ihren Sohn gesetzt.
Jetzt trafen sich alle vier im Mittelgang – außen die Holoprojektionen von Dominic und Shando, dazwischen Rhombur und Tessia. Hinter ihnen stolzierte der Priester und hielt eine dicke gebundene Ausgabe der Orange-Katholischen Bibel im Arm. Die Menge verstummte. Die Hauswachen nahmen Haltung an und präsentierten die ixianische Fahne. Duncan Idaho grinste, doch dann nahm sein Gesicht wieder einen ernsteren Ausdruck an.
Ein schallender Fanfarenstoß leitete das Ixianische Hochzeitskonzert ein. Die Braut, der Bräutigam und das Gefolge setzten den Weg über den roten Teppich fort. Rhombur bewegte sich mit tadellosen mechanischen Schritten und hatte den Brustkorb nach Art eines stolzen Edelmannes aufgeblasen.
Da im Saal zu wenig Platz für das gesamte Publikum war, wurden die Bilder des Geschehens auf den gesamten Planeten übertragen. Das Volk von Caladan liebte prächtige Spektakel wie dieses.
Rhombur konzentrierte sich darauf, seine Beine gleichmäßig über den Teppich schreiten zu lassen ... und auf die wunderschöne Tessia an seiner Seite.
In der ersten Reihe saß Jessica, die immer wieder zu Leto blickte, der neben dem Altar stand. Sie kniff die Augen leicht zusammen und versuchte festzustellen, was er empfand. Selbst mit ihrer Beobachtungsgabe als Bene Gesserit fiel es ihr schwer, seine sorgsam gewahrte Maske zu durchdringen. Wo hatte er gelernt, sich so gut zu beherrschen? Zweifellos von seinem Vater. Obwohl er
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