Dune - Frühe Chroniken 03 - Das Haus Corrino
hoffte nur, dass ihm während der Zeremonie kein peinliches Missgeschick unterlief.
Auf einer Bühne hinter dem Altar probte ein Orchester die Prozessionshymne aus dem Ixianischen Hochzeitskonzert, das traditionsgemäß gespielt wurde, wenn ein Mitglied der Familie Vernius den Eheschwur ablegte. Und der altehrwürdige Brauch sollte fortgesetzt werden, ganz gleich, wie tief das Haus inzwischen gefallen war. Das mitreißende Stück mit den rhythmischen Blechbläsern, die das Bild großindustrieller Produktionsstätten heraufbeschwor, erfüllte ihn mit Nostalgie und Kraft.
Seine Schwester Kailea hatte immer davon geträumt, selbst im Mittelpunkt einer solchen Zeremonie zu stehen. Wenn sie doch nur dabei sein könnte, wenn sich die Dinge anders entwickelt hätten, wenn sie andere Entscheidungen getroffen hätte ... War sie wirklich ein böser Mensch gewesen? Rhombur stellte sich diese Frage jeden Tag aufs Neue, wenn er sich mit den Folgen ihres fehlgeleiteten Verrats auseinander setzen musste. Obwohl die Schmerzen kaum nachgelassen hatten, war er fest entschlossen, ihr zu vergeben, aber es blieb ein ständiger Kampf.
Oben blitzte es auf, die Projektoren summten, und ein Solidholo erschien genau vor ihm. Er hielt den Atem an. Es war eine alte animierte Aufnahme von seiner Schwester, als sie noch ein junges Mädchen gewesen war. Sie trug ein lavendelfarbenes Brokatkleid und Diamanten ... Sie war bezaubernd schön mit ihrem kupferglänzenden dunklen Haar. Das Bild zitterte und schien zum Leben zu erwachen. Der großzügige, katzenhafte Mund verzog sich zu einem Lächeln.
Vom Boden des Großen Ballsaals betrachtete die Festmeisterin die Projektion und sprach in ein Holokom-Gerät, das sie am Hals trug. Auf ihren Befehl hin legte Kaileas Projektion die Hände an die Hüften und bewegte den Mund. »Was machst du da oben? Du kannst dich nicht vor deiner eigenen Hochzeit verstecken. Geh in den Ankleideraum und lass dir Blumen ins Knopfloch stecken. Und dein Haar sieht wieder mal völlig zerzaust aus.« Das Hologramm glitt durch die Luft zu den Sitzen, wo das Bild symbolisch in der ersten Reihe Platz nehmen würde.
Verlegen strich sich Rhombur über den Kopf und tastete nach dem künstlichen Haar auf seiner Schädeldecke aus Metall. Verlegen winkte er der Festmeisterin zu und eilte in einen Raum, wo sich Diener um ihn kümmerten.
Kurz nachdem die ixianische Fanfare im Ballsaal ertönte, erschien die Festmeisterin im Türrahmen. »Hier entlang, bitte, Prinz Rhombur.« Sie ließ nicht erkennen, ob sie sich seiner mechanischen Gliedmaßen bewusst war, sondern reichte ihm völlig selbstverständlich eine Hand. Mit würdevollen Schritten führte sie ihn zu einem mit Blumen geschmückten Narthex.
Seit einer Stunde strömten die geladenen Gäste in prächtiger Kleidung herein und zwängten sich auf die zugewiesenen Sitze. Uniformierte Mitglieder der Atreides-Hauswache stellten sich mit purpur- und kupferfarbenen Bannern an den Wänden auf. Es fehlten lediglich Thufir Hawat und Gurney Halleck, die noch nicht von ihrer Mission nach Ix zurückgekehrt waren.
Am Altar stand Herzog Leto Atreides. Er trug eine grüne Jacke und die herzogliche Amtskette um den Hals. Seine Augen waren düster, und sein Gesicht war von den Tragödien der letzten Zeit gezeichnet, doch als er Rhombur sah, hellte sich seine Miene auf. Duncan Idaho nahm als Waffenmeister an der Zeremonie teil und hielt voller Stolz das Schwert des alten Herzogs. Er schien bereit, jeden zu köpfen, der irgendwelche Einwände gegen die Heirat erheben wollte.
Holos flimmerten über die Saaldecke, dann erschien ein Bild von Rhomburs Vater neben dem Prinzen, als er in den Mittelgang trat. Gemäß den Anweisungen der Festmeisterin hatte der holographische Dominic Vernius ein breites Grinsen unter dem großen Schnurrbart, und sein Kahlkopf glänzte.
Rhombur war für einen Moment von diesem Anblick überwältigt und schwankte auf den Beinprothesen. Als könnte das Holo ihn verstehen, flüsterte er: »Ich habe lange genug gewartet, Vater. Viel zu lange, und ich schäme mich dafür. Mein Leben war viel zu bequem, bevor es zum Unfall kam, der mich zu dem machte, was ich jetzt bin. Jetzt denke ich anders. Ironischerweise bin ich viel stärker und entschlossener geworden. Ich habe mich in vielerlei Hinsicht verbessert. Ich bin es dir, dem leidenden Volk von Ix und sogar mir selbst schuldig, dass ich unsere Heimatwelt zurückerobere ... oder beim Versuch, es zu tun, sterbe.«
Doch im
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