Dune - Frühe Chroniken 03 - Das Haus Corrino
heißem Wind auf ihn zuraste.
Flammen wälzten sich wie rote Flutwellen über die Landschaft. Die Glut blitzte über den Feldern und Waldstücken auf und löschte sie so schnell aus, dass nicht einmal Rauch aufstieg.
Als die Schockwelle verebbte, war von den wunderschönen Gärten und Gebäuden nichts mehr übrig. Nicht einmal Trümmer.
* * *
In der schimmernden Stadt Artisia auf der Nachtseite der Taligari-Hauptwelt verfolgte Tyros Reffa die prächtige Suspensor-Oper. Er saß allein in einer privaten Loge und bemühte sich, alle Nuancen und Zusammenhänge der Vorführung zu verstehen, während er sich von den Farben und der Vielfalt bezaubern ließ.
Insgesamt genoss er dieses Erlebnis sehr und freute sich schon darauf, mit dem Magister darüber zu reden, wenn er nach Zanovar zurückgekehrt war.
17
Als die Menschheit nach zwei Generationen des Chaos endlich der heimtückischen Maschinenherrschaft entronnen war, bildete sich eine neue Idee heraus: »Der Mensch soll nicht ersetzt werden.«
Prinzipien der Großen Revolte
Von einem Balkon aus beobachtete Prinz Rhombur den Großen Ballsaal. Die Vorbereitungen schritten unaufhaltsam voran. Diener, Ausstatter und Servierer schwärmten emsig durch Burg Caladan. Sie waren wie eine Armee, die sich zu einem Kriegszug formierte.
Obwohl nur noch wenige seiner organischen Systeme übrig waren, hatte Rhombur ein ungutes Gefühl in der künstlichen Magengegend. Er beobachtete das Geschehen aus dem Verborgenen, denn wenn man ihn bemerkte, würden ihn mindestens ein Dutzend Leute mit endlosen Fragen zu tausend kleinen Problemen bombardieren. Dabei gingen ihm schon genügend andere Dinge durch den Kopf.
Er trug einen weißen Smoking, den man maßangefertigt hatte, sodass die synthetische Haut und die Motoren, die seine Gliedmaßen bewegten, verdeckt wurden. Trotz seiner deutlichen Gesichtsnarben sah Rhombur richtig gut aus.
Eben so, wie ein Mann an seinem Hochzeitstag aussehen sollte.
Überall auf dem blitzsauberen Boden eilten Diener hin und her. Das Kommando führte die Festmeisterin, eine exquisit gekleidete Frau mit einem schmalen, dunklen Gesicht, das einen faszinierenden Kontrast zu ihrem Auftreten bildete – als hätte man eine caladanische Bäuerin in die moderne Gesellschaft versetzt. Ihre singende Stimme übertönte mühelos den Lärm, wenn sie in astreinem Galach neue Befehle erteilte.
Die Diener gehorchten ihr unverzüglich und aufs Wort. Sie verteilten Blumenkörbe und Gestecke aus farbigen Korallen, auf dem Altar arrangierten sie die Gegenstände, die der Priester für die Zeremonie benötigte, und ständig putzten sie und glätteten Falten. Hoch oben in einer unauffälligen Nische aus Klarplaz zwischen den Tragbalken der gewölbten Decke installierten Techniker einen Holoprojektor und testeten die Geräte.
Riesige Kronleuchter aus reinstem balutanischem Kristall hingen von der Decke und schütteten goldenes Licht über die Sitzplätze im Saal. Die Säule neben Rhomburs Balkon war von exotischen Rebenblumen umrankt, die den süßen Duft kostbarer Hibiskusveilchen verströmten. Das Aroma war ein wenig zu kräftig. Durch die leichte Drehung eines Knopfes an seiner Hüfte regelte er die Empfindlichkeit seines Geruchssensors ein wenig herunter.
Rhombur hatte darauf bestanden, dass der Ballsaal von Burg Caladan aussah, als hätte man ihn unversehrt aus dem Großen Palais von Ix herbeigeschafft. So wurde er an die Zeit erinnert, als das Haus Vernius noch über den mächtigen Industrieplaneten geherrscht und innovative Technologien entwickelt hatte. Wie es irgendwann wieder sein würde ...
Als er auf dem hohen Balkon stand, wurde er sich des Pumpens seiner mechanischen Lungen und des rhythmischen Pochens seines Maschinenherzens bewusst. Er blickte auf die anorganische Haut seiner linken Hand, die kunstvoll nachgebildeten Fingerabdrücke und den nackten Ringfinger, den Tessia schon bald mit dem Zeichen ihrer Ehe schmücken würde.
Viele Soldaten heirateten ihre Liebsten, bevor sie in den Krieg zogen. Rhombur wollte demnächst die Eroberung von Ix anführen und sein Familienvermögen zurückgewinnen. Lag es da nicht nahe, dass er Tessia zu seiner Frau machte?
Er streckte die dicken Fingerprothesen. Sie reagierten prompt auf jeden gedachten Befehl, aber mit einer gewissen Steifheit. Vor kurzem hatte sich seine Feinmotorik entscheidend verbessert, aber heute spürte er einen leichten Rückgang – vielleicht aufgrund seiner Nervosität. Er
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