Dune Legenden 01 - Butlers Djihad
»Dieser Lebensverlängerungsprozess ist unser kleines Geheimnis, Vorian. Die Liga der Edlen würde verrückt werden, wenn sie wüsste, dass wir eine solche Technik besitzen.« Agamemnon stieß einen wehmütigen Laut aus, der fast ein Seufzer war. »Aber nimm dich trotzdem in Acht, mein Sohn. Selbst eine solche Behandlung kann dich nicht vor Unfällen oder Attentaten schützen. Wie der bedauernswerte Barbarossa vor kurzem feststellen musste.«
Endlich gelang es Vor, zitternd auf die Beine zu kommen. Er fand einen Wasserspender, kippte einen Becher mit kühler Flüssigkeit hinunter und spürte, wie sein Herzschlag langsamer wurde.
»Erstaunliche Ereignisse erwarten dich, mein Sohn. Dein Leben ist nicht mehr nur eine Kerze im Wind. Du hast Zeit, viele Dinge und bedeutende Geschehnisse zu erleben.«
Der Cymek stapfte zu einem Gestell hinüber und benutzte künstliche Hände und Klammern, um die Elektroden seines Gehirnbehälters mit Kontakten an der Metallwand zu verbinden. Flexible Arme hoben den Zylinder aus dem Körper und transportierten ihn zu einem Chromsockel im Raum.
»Nun bist du der Verwirklichung deines Potenzials einen Schritt näher, Vorian«, sagte Agamemnon über einen Wandlautsprecher.
Obwohl er geschwächt war und immer noch Schmerzen litt, wusste Vor, was sein Vater von ihm erwartete. Er ging schnell zu den Wartungseinrichtungen hinüber und befestigte mit zitternden Händen Energiekabel an den Anschlüssen des durchsichtigen Gehirnbehälters. Das bläuliche Elektrafluid schien mit mentaler Energie aufgeladen zu sein.
Nach der schreienden Fassungslosigkeit über das, was soeben mit ihm geschehen war, versuchte er, wieder einen Sinn für die Normalität zu gewinnen, und ging die gewohnte Wartungsprozedur durch. Liebevoll betrachtete der junge Mann die runzlige Gehirnmasse, in der ein uralter Geist voller tiefschürfender Gedanken und schwieriger Entscheidungen steckte, wie der General sie in seinen umfangreichen Memoiren zum Ausdruck gebracht hatte. Jedes Mal, wenn er darin las, hoffte Vor, die komplexe Geisteswelt seines Vaters etwas besser zu verstehen.
Er fragte sich, ob Agamemnon ihn bewusst im Unklaren gelassen hatte, um ihm einen bösen Streich zu spielen oder seine Entschlossenheit zu prüfen. Vor würde alles akzeptieren, was der Cymek-General ihm befahl. Er würde sich ihm niemals zu entziehen versuchen. Nachdem die Tortur nun vorbei war, hoffte er, dass er den Test seines Vaters bestanden hatte.
Während Vor geduldig die Pflege des Konservierungsbehälters fortsetzte, sprach Agamemnon leise säuselnd zu ihm. »Du bist sehr still, mein Sohn. Was hältst du von dem großen Geschenk, das ich dir gemacht habe?«
Der junge Mann zögerte, weil er nicht wusste, was er darauf antworten sollte. Agamemnon reagierte häufig impulsiv und war schwer zu verstehen, aber er tat nur selten etwas, das keinem höheren Zweck diente. Vor konnte nur hoffen, eines Tages das Gesamtbild zu verstehen.
»Ich danke dir, Vater«, sagte er schließlich, »dass du mir mehr Zeit gegeben hast, all das zu tun, was du von mir erwartest.«
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Warum verbringen Menschen so viel Zeit damit, sich über »moralische Angelegenheiten« Gedanken zu machen? Dass ist eins der vielen Geheimnisse ihres Verhaltens.
Erasmus,
Reflexionen über biologische Intelligenzen
Die eineiigen Zwillinge schienen friedlich Seite an Seite zu schlafen, wie kleine Engel in einem kuschligen Bett. Die schlangenartigen Gehirnscanner, die sich durch Löcher in ihren Schädeln geschoben hatten, fielen kaum auf.
Die mit Drogen betäubten Kinder lagen auf einem Labortisch im Experimentierbereich. Erasmus' spiegelglattes Gesicht zeigte ein übertriebenes Stirnrunzeln, als könnte dieser Ausdruck sie dazu bewegen, ihm die Geheimnisse der Menschen zu offenbaren.
Verdammte Biologie!
Er konnte diese intelligenten Wesen einfach nicht begreifen, die auf irgendeine Weise Omnius und die erstaunliche Zivilisation der Denkmaschinen erschaffen hatten. War alles nur ein unglaublicher Zufall gewesen? Je mehr Erasmus lernte, desto mehr Fragen stellten sich ihm. Die unbestreitbaren Erfolge ihrer chaotischen Zivilisation stellten ihn vor ein schwieriges Dilemma. Er hatte die Gehirne von über eintausend Exemplaren seziert, jungen und alten, männlichen und weiblichen, intelligenten und zurückgebliebenen. Er hatte detaillierte Analysen und Vergleiche angestellt und alle Daten mit den unbegrenzten Kapazitäten des Omnius-Allgeistes
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