Dune Legenden 01 - Butlers Djihad
Menschen.
Erasmus ließ seinen Körper am Kopfende eines langen Tisches Platz nehmen, auf dem silberne Kelche und Kerzenhalter standen, aber nur ein Gedeck. Für ihn. Der antike Holzstuhl hatte einst einem menschlichen Aristokraten gehört, Nivny O'Mura, einem der Gründer der Liga der Edlen. Erasmus hatte studiert, wie die rebellierenden Menschen sich organisiert und Festungen gegen die frühen Angriffe durch Cymeks und Maschinen errichtet hatten. Die listenreichen Hrethgir hatten immer wieder Mittel und Wege gefunden, um ihre Feinde auf verblüffende Weise zu verwirren. Faszinierend.
Unvermittelt ertönte die Stimme des Allgeistes von allen Seiten. Sie hatte einen gelangweilten Unterton. »Wann wird dein Experiment endlich abgeschlossen sein, Erasmus? Du kommst Tag für Tag hierher und tust genau dasselbe. Ich will Resultate sehen.«
»Es gibt so viele interessante Fragen. Warum essen wohlhabende Menschen mit solchem Aufwand? Warum betrachten sie bestimmte Nahrungsmittel und Getränke als wertvoller, obwohl sie den gleichen Nährwert wie andere haben, die geringer geschätzt werden?« Die Stimme des Roboters nahm einen gelehrteren Tonfall an. »Die Antwort, Omnius, hat etwas mit ihrem grausam kurzen Leben zu tun. Sie kompensieren es mit effizienten sensorischen Mechanismen, die in der Lage sind, intensive Gefühle zu vermitteln. Menschen besitzen fünf Hauptsinne, die zahllose Abstufungen ermöglichen. Der Geschmack von Yondair-Bier im Vergleich zu dem von Ularda-Wein, um ein Beispiel zu nennen. Oder das Gefühl von Ecaz-Sackleinen im Vergleich zu dem von Paraseide, oder die Musik von Brahms ...«
»Ich vermute, all das ist auf irgendeine esoterische Weise sehr interessant.«
»Natürlich, Omnius. Schließlich studierst du mich, während ich die Menschen studiere.« Erasmus gab den Sklaven ein Zeichen, die nervös durch ein Guckloch in der Tür zur Küche der Villa lugten. Eine Sonde schlängelte sich aus einem Modul an Erasmus' Hüfte und kam unter seinem Gewand hervor. Die feinen neurelektronischen Sensorfasern wanden sich wie lauernde Kobras.
»Ich toleriere deine Forschungen, weil ich erwarte, dass du schließlich ein brauchbares Modell erstellen kannst, mit dem sich menschliches Verhalten vorhersagen lässt. Ich muss wissen, wie ich diese Geschöpfe nützlich machen kann.«
Weißgekleidete Sklaven trugen Tabletts aus der Küche herein – mit Corrin-Jagdhuhn, Walgis-Rindfleisch Almondine und sogar seltenem Platinfluss-Lachs, der auf Parmentier gefangen wurde. Erasmus tauchte die faserigen Enden der Sonde in jedes Gericht und »kostete« sie. Gelegentlich benutzte er ein Schneidinstrument, um eine Probe des Safts aus dem Innern der Fleischstücke zu nehmen. Er dokumentierte jede Geschmacksvariante und fügte sie seinem wachsenden Repertoire hinzu.
Währenddessen setzte er den Dialog mit Omnius fort. Der Allgeist schien ihm kleine Datenbrocken vorzuwerfen, um zu sehen, wie Erasmus darauf reagierte. »Ich habe meine militärischen Kapazitäten ausgebaut. Nach vielen Jahren ist es an der Zeit, wieder in Aktion zu treten.«
»Tatsächlich? Oder drängen dich die Titanen zu aggressiveren Maßnahmen? Agamemnon wirft dir seit Jahrhunderten deinen Mangel an Ehrgeiz vor.« Erasmus interessierte sich viel mehr für die Bitterbeeren-Torte auf der Tafel. Als er die Bestandteile analysierte, stellte er zu seinem Erstaunen fest, dass sich größere Spuren von menschlichem Speichel darin befanden. Gehörte diese Zutat zum Originalrezept, oder hatte ein Sklave mutwillig hineingespuckt?
»Ich treffe meine eigenen Entscheidungen«, sagte der Allgeist. »Es erschien mir angemessen, zu diesem Zeitpunkt eine neue Offensive zu starten.«
Der Küchenchef schob einen Wagen an den Tisch und benutzte ein Tranchiermesser, um ein Stück vom Filet Salusa abzuschneiden. Der unterwürfige kleine Mann, der zum Stottern neigte, legte die tropfende Scheibe auf einen sauberen Teller, goss etwas braune Soße darüber und stellte das Ganze vor Erasmus auf den Tisch. Unbeholfen stieß der Küchenchef mit dem Messer gegen den Servierwagen, sodass es ihm aus der Hand fiel – und auf einen Fuß des Roboters, wo es eine Kerbe und einen Fleck hinterließ.
Erschrocken bückte sich der Mann, um das Messer aufzuheben, doch Erasmus' mechanische Hand war schneller. Sie schloss sich um den Griff, während sich der Roboter weiter mit Omnius unterhielt. »Eine neue Offensive? Ist es bloßer Zufall, dass der Titan Barbarossa genau das als Belohnung
Weitere Kostenlose Bücher