Dune Legenden 01 - Butlers Djihad
ihrer Goldschuppenrüstung und den prächtigen Helmen sahen sie wie Raubvögel aus.
Ishmael setzte sich neben einen dunkelhaarigen Jungen, der ungefähr in seinem Alter war und hellbraune Haut und ein schmales Gesicht hatte. »Ich heiße Aliid«, sagte der Junge leise, obwohl die Wachen ihnen befohlen hatten, kein Wort zu sagen. Aliid hatte eine sehr intensive Ausstrahlung, die ihn entweder zum visionären Führer oder zum Kriminellen prädestinierte.
»Ich bin Ishmael«, antwortete er und sah sich nervös um.
Ein Dragoner blickte zu den flüsternden Jungen herüber, die sofort eine unschuldige Miene aufsetzten. Als der Wachmann wegschaute, sprach Aliid leise weiter. »Wir wurden auf IV Anbus gefangen genommen. Woher kommst du?«
»Harmonthep.«
Ein gut gekleideter Mann betrat den Raum und verursachte dabei einigen Wirbel. Mit der blassen Haut und der Mähne aus eisengrauem Haar sah er wie ein Aristokrat aus und verhielt sich auch so. Er trug mehrere Schmuckketten um den Hals und fließende weiße Gewänder mit weiten Ärmeln. Sein Gesicht und seine scharfen Augen zeigten nur wenig Interesse an der Sklavengruppe. Er schaute von oben herab auf die jungen Arbeiter, die für ihn eine einzige Enttäuschung darzustellen schienen. »Sie dürften geeignet sein – wenn sie gut trainiert und überwacht werden.«
Er stand neben einer kleinwüchsigen, unscheinbar wirkenden jungen Frau, die den Körper eines Kindes, aber das Gesicht einer Erwachsenen hatte. Gedankenverloren murmelte der Mann mit dem weißen Gewand ihr etwas zu und ging, als hätte er plötzlich wichtigere Dinge zu erledigen.
»Das war der Weise Holtzman«, sagte die Frau. »Der große Wissenschaftler ist jetzt euer Herr. Mit unserer Arbeit unterstützen wir den Kampf gegen die Denkmaschinen.« Sie schaute sie mit einem hoffnungsvollen Lächeln an, aber nur wenige der Jungen schienen sich für die Leistungen ihres neuen Sklavenhalters zu interessieren.
Leicht nervös fuhr sie fort: »Ich bin Norma Cevna, und ich arbeite ebenfalls für den Weisen Holtzman. Ihr werdet dazu ausgebildet, mathematische Berechnungen durchzuführen. Der Krieg gegen die Denkmaschinen betrifft jeden von uns, und hier könnt ihr euren Beitrag leisten.« Sie schien ihre Rede viele Male geübt zu haben.
Voller Verachtung für ihre Worte runzelte Aliid die Stirn. »Ich bin viel größer als sie!«
Als hätte sie ihn gehört, wandte Norma ihm den Blick zu. »Mit einem Strich eures Schreibstifts könnt ihr eine Berechnung abschließen, die uns den Sieg über Omnius garantiert. Daran solltet ihr ständig denken.«
Als sie sich wieder abwandte, flüsterte Aliid aus dem Mundwinkel: »Und wenn wir für sie den Krieg gewonnen haben, werden sie dann auch uns befreien?«
* * *
In der Nacht wurden die Sklaven in ihrem Gemeinschaftsquartier auf dem Felsgipfel allein gelassen. Hier konnten die buddhislamischen Gefangenen ihre Kultur am Leben erhalten.
Ishmael stellte überrascht fest, dass man ihn in eine Gruppe von Zenschiiten gesteckt hatte. Diese Sekte vertrat eine andere Interpretation des Buddhislam und hatte sich vor vielen Jahrhunderten von den Zensunni abgespalten, noch vor der großen Flucht aus dem zerbrechenden Alten Imperium.
Er lernte ihren kräftig gebauten, dunkeläugigen Anführer Bel Moulay kennen, der durchgesetzt hatte, dass sein Volk die traditionelle gestreifte Kleidung über den schlichten Arbeitsuniformen tragen durfte. Es war ein Symbol ihrer Identität; das Weiß stand für Freiheit, das Rot für Blut. Die Sklavenhalter von Poritrin wussten nichts von dieser Bedeutung, was vielleicht sogar besser war.
Mit strahlenden Augen setzte sich Aliid neben Ishmael. »Hör Bel Moulay zu. Er gibt uns Hoffnung. Er hat einen Plan.«
Ishmael hockte sich auf den Boden. Sein Bauch war voll mit fremdartigem, geschmacklosem Essen, aber es ernährte ihn. Er verfluchte zwar seinen neuen Herrn, aber dem Jungen war diese Arbeit lieber als die Plackerei im Schlamm.
Mit fester, schroffer Stimme rief Bel Moulay alle zum Gebet zusammen, dann stimmte er heilige Sutras an, in einer Sprache, die auch Ishmaels Großvater gesprochen hatte und die nur von den gläubigsten Anhängern des Buddhislam gesprochen wurde. Damit konnten sie kommunizieren, ohne dass sie von ihren Herren belauscht wurden.
»Unser Volk hat auf den Tag der Rache gewartet«, sagte Moulay. »Wir waren frei, dann gerieten wir in Gefangenschaft. Manche von uns sind neue Sklaven, während andere den bösen Menschen
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