Dune Legenden 01 - Butlers Djihad
die mit Säcken und Containern umherhuschten und Gewürz aus dem Sand schürften. Sie konnten ihre Ernte kaum tragen. Dhartha schien irgendwo einen Kunden gefunden zu haben.
Selim war anfangs fasziniert, dann wütend. Schließlich entschied er sich für eine Möglichkeit, seiner Berufung, seiner Vision zu folgen ... mit der er gleichzeitig Rache üben konnte.
* * *
Mit seinem Prellhammer rief er Shai-Hulud. Es war ein verhältnismäßig kleiner Sandwurm, der zu ihm kam, aber Selim war es recht. Die kleineren Geschöpfe waren ohnehin etwas fügsamer.
Selim ritt hoch auf dem gebeugten Schlangenkopf, sodass jeder ihn sehen konnte. Er zwängte die fleischigen Segmente auseinander, um das ungeheure Tier zu lenken, das nur in der tiefsten und trockensten Wüste überleben konnte. Er trieb den Wurm zu höherer Geschwindigkeit an, und er glitt zischend durch das Meer aus Sand.
Die Zensunni waren bei der Errichtung ihres Lagers äußerst behutsam zu Werke gegangen und hatten darauf geachtet, dass die Sandwürmer keine Notiz von ihnen nahmen. Als es in der Abenddämmerung kühler wurde, kamen die Menschen wieder aus ihren behelfsmäßigen Unterkünften hervor und setzten die Gewürzernte fort.
Selim erinnerte sich an seine Vision und seinen unmissverständlichen Auftrag und trieb den Wurm mitten in das Lager.
Die Zensunni wurden niemals nachlässig, sondern blieben stets wachsam. Späher schlugen Alarm, als sich der Wurm zeigte, aber sie konnten nichts mehr tun. Mit tiefer, lauter Stimme rief Naib Dhartha den Gewürzsammlern zu, sich zu verteilen und in Sicherheit zu bringen. Sie rannten über die Dünen und ließen die Zelte und Behälter mit der gesammelten Melange zurück.
Mit Stangen und Haken bestimmte Selim den Kurs von Shai-Hulud. Verärgert über die Belästigung wand sich der Wurm und wollte seinen Zorn gegen irgendetwas richten. Selim musste in sein rosafarbenes Fleisch schlagen, um die Bestie daran zu hindern, sämtliche Dorfbewohner zu verschlingen.
Er wollte keinen von ihnen töten ... obwohl es ein wohltuender Anblick wäre, wenn Naib Dhartha in der Kehle des Wurms verschwand. Dieser Überfall war mehr als genug. Selim würde das erreichen, was Gott ihm aufgetragen hatte – die Pläne des Naibs zu vereiteln, größere Mengen von Shai-Huluds Gewürz zu exportieren.
Die Leute verteilten sich über den Sand und liefen mit unregelmäßigen Schritten, damit der Wurm nicht auf rhythmische Laufgeräusche aufmerksam wurde. Das Monstrum schlug krachend in das verlassene Lager und wirbelte eine dichte Staubwolke auf. Im nächsten Moment waren die Tarnzelte verschwunden – entweder untergepflügt oder verschluckt.
Dann drehte der Sandwurm den runden Kopf und wandte sich der gesammelten Melange zu, um auch sie zu verschlingen. Er zerfetzte die Behälter und schluckte komplette Pakete, bis jede Spur der Erntearbeiten ausgelöscht war.
Aus der Ferne beobachteten verängstigte Dorfbewohner, darunter vielleicht auch Dhartha, gebannt das Spektakel. Sie standen auf Dünenkämmen und waren bereit, jederzeit wieder die Flucht zu ergreifen. In seinem fließenden weißen Gewand ritt Selim auf dem Rücken des Wurms. Die menschliche Silhouette auf dem Wüstendämon konnte ihnen nicht entgehen.
Selim lachte so laut, sodass er kaum die Kreatur unter Kontrolle halten konnte, und hob in einer trotzigen Geste die Hände. Er hatte Gottes Auftrag erfüllt. Das Gewürz war vorläufig gerettet.
Dann lenkte er den Wurm in eine andere Richtung, fort von den verzweifelten Menschen seines ehemaligen Stammes.
* * *
Auf dem Rückweg ließ Selim zwei Literjons seines eigenen Wassers in den Trümmern des verwüsteten Lagers zurück. Er konnte es jederzeit in seinen botanischen Teststationen ersetzen, und es war gerade genug, damit die Zensunni überleben konnten. Sie würden es schaffen, zu ihrer Felsstadt zurückzukehren, wenn sie nachts unterwegs waren und Flüssigkeit sparten.
Es war wie ein Omen, als er auf einen unzerstörten Sack mit Melange stieß. Er nahm ihn ehrfürchtig als Geschenk von Shai-Hulud an. Es war mehr Gewürz, als er je zuvor mit sich geführt hatte, aber er wollte es weder selbst verbrauchen noch verkaufen. Stattdessen wollte er mit dem rötlichbraunen Pulver eine Botschaft schreiben, indem er es über den Sand verteilte. In seiner Station plante er sorgfältig die nächsten zwei Tage, dann brach er wieder auf.
Selim ritt auf einem großen Wurm durch die Nacht. Sein Ziel war das Dorf des Naibs
Weitere Kostenlose Bücher