Dune Legenden 02 - Der Kreuzzug
eingenommen, der normalerweise dem Großen Patriarchen vorbehalten war. Iblis saß nun zu ihrer Linken und lächelte ehrfürchtig, als sie sprach. Dennoch erlaubte er sich den Ansatz eines Stirnrunzelns, wenn er das Gesicht abwandte.
Zwei Lieutenants der Djipol saßen diskret und schweigend an der Wand. Sie trugen unauffällige Kleidung und vermittelten den Eindruck einer Härte, die Serena überhaupt nicht gefiel.
Iblis Ginjo hatte im Laufe der Jahre viele Veränderungen durchgesetzt, die seine immer mächtiger werdende Djipol betrafen. Zu einem frühen Zeitpunkt hatte er eine gründliche Untersuchung gefordert, nachdem eine große Zahl von Djihad-Kämpfern beim Honru-Massaker gefallen war, weil die geheimdienstlichen Informationen ungenau gewesen waren. Er hatte einen ambitionierten und intelligenten jungen Ermittler beauftragt, die Angelegenheit zu untersuchen. Yorek Thurr hatte stichhaltige Beweise entdeckt, dass illoyale Menschen für die gezielte Desinformation verantwortlich gewesen waren.
Nach der Etablierung der Djihad-Polizei war Thurr schnell in der Hierarchie aufgestiegen, vor allem aufgrund seines unheimlichen Talents, jeden Menschen aufzuspüren, der heimliche Verbindungen zu Omnius hatte. Später hatten die wiederholten Säuberungsaktionen zur Beseitigung mutmaßlicher Verräter zu einer verstärkten Wachsamkeit – und Paranoia – in der Bevölkerung geführt.
Da Serena sich in der Stadt der Introspektion verschanzt hatte, waren ihr die meisten Veränderung entgangen, und nun machte sie sich deswegen schwere Vorwürfe.
Jahrelang hatte Serena ohne Kenntnis von den Vorgängen in der Welt großartige Reden gehalten, wenn Kampftruppen in verzweifelte Offensiven gegen Omnius geschickt wurden. Sie hatte sich ganz auf Iblis verlassen. Sie hatte sich der Sache mit Liebe und Hingabe gewidmet, aber hatte sie damit unwissentlich den Keim für eine Regierung gelegt, die mehr von menschlichem Ehrgeiz als vom Widerstand gegen die Grausamkeit der Computer geprägt wurde?
Und es gab noch andere Probleme. In erster Linie die Tatsache, dass sie die Augen vor den beträchtlichen Verlusten an Menschenleben verschlossen hatte – das, was Iblis häufig als »Kosten der Kriegsführung« bezeichnete, als wäre der Blutzoll nicht mehr als ein statistischer Posten. Ein solches Denken entsprach eher einer Maschine als einem Menschen, und sie hatte sich vorgenommen, vor Iblis und den anderen diese Ansicht zu vertreten.
Serena stand vor der Versammlung und eröffnete die Sitzung. »Nach intensiven Überlegungen und Beratungen kündige ich für den heutigen Tag eine Erneuerungsphase des Djihad an, ein Licht am Ende dieses langen, dunklen Tunnels, der die Menschen in seinem Bann gehalten hat.«
Iblis war über ihre Worte beunruhigt, aber er saß mit verschränkten Händen am großen Tisch, während es in seinem Kopf arbeitete. Er musste sich bemühen, ihr stets einen Schritt voraus zu sein, ganz gleich, welche Überraschungen Serena für ihn auf Lager haben mochte.
»Es ist an der Zeit, dass wir die Zielsetzung meines Djihad verändern. Unser Großer Patriarch hat Hervorragendes geleistet, um den Kampf zur gefährlichen Waffe eines Heiligen Krieges zu schärfen. Aber in den Jahren, seit ich Omnius entfliehen konnte und nach Salusa zurückkehrte, habe ich nicht so viel geleistet, wie ich hätte leisten können.«
Murmelnder Widerspruch erhob sich am Tisch, aber sie brachte den Rat mit einer Geste zum Schweigen. »Ich hätte mich nie durch ein paar Attentatsversuche dazu verleiten lassen dürfen, mich aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen. Iblis Ginjo hat seine Bemühungen, mich zu schützen, nur gut gemeint, aber durch meine Isolation habe ich ihm viel zu viel Verantwortung aufgebürdet.«
Sie lächelte ihm freundlich zu. »Das war unfair gegenüber dem Großen Patriarchen, der bei so vielen dieser Treffen mein Stellvertreter war. Von nun an werde ich wieder eine aktivere Rolle in den täglichen Kriegsangelegenheiten übernehmen. Von nun an werde ich wieder meinen Platz als Vorsitzende des Djihad-Rats übernehmen. Iblis hat sich ein wenig Erholung von seinen unablässigen Bemühungen verdient.«
Der Große Patriarch errötete vor Überraschung und Missfallen. »Dazu besteht kein Anlass, Serena. Ich bin stolz darauf und bereit ...«
»Glaub mir, für dich wird noch jede Menge Arbeit übrig bleiben, lieber Iblis. Ich werde dir keine Gelegenheit geben, träge und fett zu werden.«
Leises Lachen erklang, aber die
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