Dune Legenden 02 - Der Kreuzzug
wie sie kamen, ohne sich um die Zukunft zu sorgen.
Auf Caladan hatte er den Auftrag, einen Beobachtungsposten zu gründen. Im Verlauf des letzten halben Jahrhunderts waren immer wieder Denkmaschinen im System gesichtet worden, nicht weit von der Stelle entfernt, wo Xavier Harkonnens Familie vor dreiundvierzig Jahren einem Angriff zum Opfer gefallen war. Caladan hatte bereits Vertreter nach Salusa Secundus entsandt und verlautbaren lassen, dass die Fischerdörfer und Küstenstädte bereit waren, eine planetare Verwaltung zu etablieren, die gewillt wäre, der Liga der Edlen beizutreten.
Vor wollte eine Präsenz aufbauen, die als Puffer dienen würde, falls Omnius' in dieser Region aggressiver auftrat. Gegenwärtig waren die Denkmaschinen durch die Inbrunst des Djihad in der Defensive, aber der Allgeist hatte seit Jahrhunderten Pläne geschmiedet. Niemand konnte genau vorhersagen, was das Supergehirn als Nächstes versuchen mochte. Die Streitkräfte der Liga mussten auf alles vorbereitet sein.
Obwohl er einen hohen Rang bekleidete, erwartete Vor keinen kritiklosen Respekt von militärischen Offizieren. Er wollte nicht, dass man ihm salutierte oder mit besonderer Unterwürfigkeit begegnete, und er fühlte sich am wohlsten, wenn er in normaler Kleidung ohne Abzeichen auftreten konnte. Im Djihad-Rat konnte er während strategischer Sitzungen ein Primero sein, aber die übrige Zeit wollte er auf gleicher Augenhöhe mit alten und neuen Freunden umgehen.
Er kam sehr gut mit gewöhnlichen Menschen zurecht, er raufte sich mit den Männern eines Dorfes bei spontanen Sportfesten oder maß sich im Fleur de Lys oder anderen Spielen mit lokalen Koryphäen, wobei er schnell ein Monatsgehalt gewann oder verlor. Er arbeitete hart für die Kriegsanstrengungen, aber er investierte fast genauso viel Energie in seine Freizeit. Auch auf Caladan würde er sich ein wenig entspannen können, während er nach dem besten Platz für einen militärischen Außenposten suchte.
Die Fischerdörfer des Planeten waren malerisch und rustikal. Die Menschen bauten ihre Boote und bemalten die Segel mit Familienwappen. Ohne Wettersatelliten beobachteten sie die Windbewegungen und prüften die salzhaltige Luft, um Stürme vorherzusagen. Sie wussten, zu welcher Jahreszeit die besten Fangergebnisse zu erwarten waren, wo sich Schnecken, Muscheln und Seetang fanden, die ihre Hauptnahrungsmittel darstellten.
Nachdem er bereits drei Tage lang die nördlichen Landspitzen begutachtet hatte, schaute Vor zu, wie die Boote anlegten und die Sonne sich dem Horizont näherte. An den Häfen standen einfache handgefertigte Schreine, die an Manion den Unschuldigen erinnerten und mit Blumen und farbigen Schneckenhäusern geschmückt waren. In einem der Schreine entlang der Küste sollte sich sogar eine heilige Locke vom Haar des Jungen befinden.
Er hörte, wie das Wasser gegen die Pfeiler schwappte, und empfand einen Frieden, wie er ihn seit vielen Jahren nicht mehr erlebt hatte. Er nahm einen tiefen Atemzug. Trotz des scharfen Jodgeruchs von altem Seetang, der sich ans weiche Holz klammerte, und trotz des Gestanks von unverkauftem Fisch, der zu Düngemehl verarbeitet werden sollte, gefiel es ihm hier.
Viele seiner militärischen Ingenieure waren in den Djihad-Schiffen geblieben, um im Orbit ein Netzwerk aus Beobachtungssatelliten zu installieren, die die Bewohner von Caladan gleichzeitig vor Stürmen warnen würden. Andere Teams errichteten an exponierten Stellen in der Nähe der wichtigsten Fischerdörfer stabile Türme, die den Kontakt zum Überwachungsnetz hielten. Weitere Djihadis würden auf Caladan bleiben, um die nötigen Wartungen durchzuführen.
In der Hafenstadt hatte Vor bereits eine warme, helle Taverne entdeckt, in der sich die Einheimischen jeden Abend versammelten, um ein selbstgebrautes Destillat aus fermentiertem Tang zu trinken, das entfernt nach bitterem Bier schmeckte, aber so gehaltvoll wie ein kräftiger Schnaps war. Vor lernte die Wirkung sehr schnell kennen.
Als Soldat der Djihad-Armee brachte er etwas Schwung in die Bevölkerung. Die Fischer boten ihm reichlich zu trinken und zu essen an. Im Austausch gegen knusprige Meeresfrüchte erzählte er ihnen Neuigkeiten und Geschichten. Er trat unter dem Pseudonym »Virk« auf und arbeitete angeblich als gewöhnlicher Djihad-Ingenieur. Selbst von den Liga-Vertretern auf Caladan kannten nur wenige seine wahre Identität, die ein gut gehütetes Geheimnis blieb.
Als das Kelp-Bier seine Sinne trübte,
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